Zdirad J. K. Čech
Zdirad Jan Křtitel Čech | |
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![]() gekleidet als Magistralsritter des Malteserordens ![]() Foto (ca. 2022): Jakub Myšička / wikimedia commons (volné dílo) | |
Geboren | |
Gestorben | |
Staatsangehörigkeit | Tschechisch |
Beruf |
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Ära/Epoche | 20., Anfang 21. Jahrhundert |
Zdirad Jan Křtitel Čech (abgekürzt Zdirad J. K. Čech oder Zdirad Čech; * 12. September 1949 in Sokolov, deutsch Falkenau an der Eder;[2] † 30. August 2022 in Kladno
, deutsch Kladen)[3] war ein tschechischer Grafiker, Illustrator, Heraldiker und Wappenkünstler.
Leben
Zdirad Čech lebte seit seinem fünften Lebensjahr in Kladno.
Er studierte an der Höheren Berufsfachschule für bildende Künste (Výtvarná škola Václava Hollara ) in Prag. In einer Informationsbroschüre der Stadt wird kolportiert, dass er sich bereits in seiner Kindheit für Geschichte und Wappen interessierte und die mittelalterliche Kunst bewunderte.[4] In der gleichen Schrift wird behauptet, dass er ab 1968 begann, seine heraldischen Zeichnungen in Fachbüchern und Zeitschriften zu veröffentlichen.[4] Nach der Zentralböhmischen Wissenschaftlichen Bibliothek (Středočeská vědecká knihovna
) konzentrierte er sich neben seinen heraldischen Arbeiten ab 1976 auf Grafiken für geistliche Personen, Institutionen und Ordensgemeinschaften. Seit 1987 war er als freischaffender Künstler tätig.[5]
Werk
Einerseits entwarf Čech eine Vielzahl von Wappen und schuf zahllose Wappenaufrisse für tschechische römisch-katholische Würdenträger, Gemeinden und Institutionen, andererseits zeichnete er zirka zweihundert Illustrationen zur Heiligen Schrift und gestaltete zirka seit 1991 über einen Zeitraum von vielen Jahren Heiligenbilder
, zu denen er auch „Lebensbilder“
verfasste (beispielsweise für die Zeitschrift Poutník, die von Juni 1994 bis Dezember 2006 erschien)[6].
Darüber hinaus war er Schöpfer von Exlibris und zahlreicher Gelegenheitsgrafiken zu kirchlichen Themen. Für den Dom in Aachen schuf er einen gemalten Reliquienschrein des heiligen Prokop (ca. 2009).[7] Weitere seiner Werke befinden sich in einer Reihe von Kirchen (nicht nur in seinem Wohnort Kladno-Rozdělov, sondern auch in Prag und in Mähren) und in diversen Prunkbauten (beispielsweise auf Schloss Jemniště und im Erzbischöflichen Palais
in Prag). Auf Schloss Brandýs nad Labem
ist ein heraldisches Hängebild aus Čechs Hand zu sehen, das an den letzten Kaiser von Österreich, Karl I.
, erinnert.
- Wappenentwürfe von Čech (Auswahl)
Wappen des altkatholischen Bischofs Pavel Benedikt Stránský
Wappen des Dorfes Okoř
Wappen der Gemeinde Královice
Jungfrau Maria von Lidice
Ein Gemälde, das in Čechs Schaffen eine besondere Rolle spielt, ist die sogenannte Panna Maria Lidická (deutsch ‚Jungfrau Maria von Liditz‘ oder ‚Jungfrau Maria von Lidice/Lidická‘, frei übersetzt: ‚Lidick-Madonna‘ oder ‚Liditz-Madonna‘). Als Ausgangspunkt für sein Gemälde erwähnt Čech ausdrücklich die Panna Maria z Paládia (deutsch ‚Maria aus dem Palladium‘). Čech beschreibt, wie er die Darstellung des Palladiums bewusst modifizierte, indem er das Jesuskind wegließ („bez Dítěte Ježíše“), betont im Mai 2014 aber auch, dass er nicht wirklich beantworten kann, woher die Inspiration für das Motiv des Bildes der Jungfrau Maria von Lidická kam.[8]
Čech und Dominik Duka beginnen früh, das Werk bzw. die Entfernung des Jesuskindes in dem Gemälde sinnbildlich mit der Entweihung der Kirche und des Allerheiligsten bei Zerstörung von Lidice
im Jahre 1942 durch die Nationalsozialisten und mit dem Schicksal von Pater Josef Štemberka
, den Čech für einen ganz besonderen Menschen hielt, zu verbinden.[8][9][10] Die Instrumentalisierung von mariologischer Ikonographie im Kontext der Gedenkkultur von Lidice, exemplifiziert am Gemälde „Panna Maria Lidická“ und verbreitet durch Čech und Duka, evozierte in der Öffentlichkeit nicht nur eine zustimmende, sondern auch eine kritische Rezeption. Einige Stimmen artikulierten Fragen und Bedenken hinsichtlich der Adäquanz dieser Symbolik. Die Kontroverse basiert auf der Diskrepanz zwischen der traditionellen Marienverehrung
und der Brutalität der nationalsozialistischen Gräueltaten in Lidice. Skeptiker argumentieren, dass die Verwendung religiöser Ikonographie das Gefahr birgt, die historische Realität römisch-katholisch zu „verheiligen“ und die säkulare Dimension des Gedenkens zu marginalisieren.[11]
Nach Ondřej Mléčka gibt es 2017 sechs Versionen/Kopien des Gemäldes:[12]
- Das erste, welches 2014 geschaffen wurde und zu dieser Zeit erst in der Kapelle des Erzbischöflichen Palastes in Prag und zeitweise in der Lidice-Galerie ausgestellt war, befindet sich nach Mléčka 2017 in Buštěhrad
.[9][12]
- Das zweite wurde 2014 im Auftrag der Stadt Kladno als Wallfahrtsgeschenk für Pilger gemalt, nach Aachen überreicht und befindet sich zumindest zwischen 2014 und 2017 im Aachener Dom.[8][9][13]
- Eine dritte Variante von Čechs Gemälde in Relief wurde von Jaromír Huja geschaffen. Das Relief schmückt einen Sandsteinaltar, der von Petr Váňa 2014 hergestellt wurde und Teil der Gedenkstätte Lidice ist.[14][5]
- Eine Kopie des Gemäldes der Jungfrau Maria von Lidice befindet sich in der Titelkirche von Dominik Duka, Santi Marcellino e Pietro
, in Rom. Diese Kopie wurde anlässlich des 75. Jahrestages des Massakers von Lidice in Rom am 31. Mai 2017 öffentlich von Papst Franziskus
gesegnet.[15][5]
- Eine Kopie des Gemäldes wurde 2022 dem Botschafter der Ukraine in der Tschechischen Republik, Yevhen Perebyinis
, für die Stadt Butscha
übergeben.[16]
- Nach einer Mitteilung des Erzbistums Prag
sollen zwei zusätzliche Kopien der „Panna Maria Lidická“ angefertigt werden; sie sind für griechisch-katholische
und die römisch-katholische
Kathedrale in Kiew bestimmt.[16]
Technik und Stil
Als seine hauptsächlichen grafischen Techniken wählte Čech Linolschnitt und Linolstich.[4] Sein künstlerisches Schaffen bewegt sich stilistisch zwischen Barock
, Art déco
, Romanik
, Naiver Kunst
und Gotik, so Mikhail Medvedev:
„Zdirad Čechs klare stilistische Wahl erlaubte ihm eine gewisse Freiheit bei den Details. Barocke Kartuschen
und die Schärfe des Art déco sowie die romanische Ausdruckskraft wurden erfolgreich in seine gotisch verwurzelte Kunst integriert. Sein Werk zeugt von einem gewissen Bewusstsein für die Naive Kunst, die für eine Vielzahl von Stilebenen empfänglich ist und alles zu fassen vermag.“
Čechs Werke in Buchform
Bei bibliophilen Druckwerken hat es sich Čech nicht nehmen lassen, diese mit eigenen Zeichnungen, usw. zu versehen, wie beispielsweise die nachfolgend aufgelisteten Publikationen belegen (Auswahl):
- Zdirad J. K. Čech: Papezske Znaky (deutsch ‚Päpstliche Wappen‘). Hrsg: Karmelitánské nakladatelství
. 2009.
(Mit 1689 schwarz-weißen Textabbildungen und 100 nahezu ganzseitigen, farbigen Wappenwiedergaben; im Rahmen der Visite von Papst Benedikt XVI.in der Tschechischen Republik im Jahre 2009 wurde ihm ein Exemplar des Werkes von Kardinal Miroslav Vlk
persönlich überreicht;[7] Nachdruck 2010: ISBN 978-80-7192-990-1)
- Jiří Jan Pechar; Zdirad J. K. Čech: Křížová cesta na památku Čtrnácti mučedníků pražských
(deutsch ‚Kreuzweg zum Gedenken an die vierzehn Märtyrer von Prag‘). Kladno 2003.
(2012 wurden Zeichnungen, die für dieses Werk angefertigt wurden, in die Seligsprechungsurkunde der vierzehn gemarterten Franziskaner integriert)[18] - Milan Buben: Encyklopedie českých a moravských sídelních biskupů. Zdirad J. K. Čech (Illustrator), Pavel R. Pokorný (Übersetzer). Logik, Prag, 2000. ISBN 80-902811-0-9
Eine größere Verbreitung erfuhren Čechs Militaria-Illustrationen, zum Beispiel über die Fremdenlegion, den Amerikanischen Bürgerkrieg
und die böhmische Herrschafts- und Staatssymbolik vor allem unter der Herrschaft der Habsburger. In diesem Kontext ist vor allem die „Enzyklopädie der Waffen und Rüstungen“ hervorzuheben:
- Leonid Křížek, Zdirad J. K. Čech: Encyklopedie Zbrani a Zbroje (deutsch ‚Enzyklopädie der Waffen und Rüstungen‘). Libri
, Prag, 1997 und 1999 (mit mehr als 1000 Kennwörtern und 750 Illustrationen)
Politisches Wirken
Nach Dominik Duka scheint Čech über seine künstlerische Tätigkeit hinaus auch eine politische und gesellschaftliche Bedeutung in der Oppositionsbewegung gegen das kommunistische Regime gehabt zu haben:
„„... Stojí za připomenutí, že Zdirad Čech byl aktivní i v prostředí protikomunistického disentu, kdy měl blízké kontakty s Václavem Bendou,“ uvedl k úmrtí Zdirada Čecha emeritní pražský arcibiskup kardinál Dominik Duka.“
„»... Es sei daran erinnert, dass Zdirad Čech auch im Umfeld antikommunistischer Meinungsverschiedenheiten aktiv war, wo er enge Kontakte zu Václav Benda
hatte«, sagte Kardinal Dominik Duka, emeritierter Erzbischof von Prag, zum Tod von Zdirad Čech.“
Mitgliedschaften
Society of Heraldic Arts
Er war Mitglied der English Society of Heraldic Arts.[3]
Malteserorden
Zdirad Čech engagierte sich als Magistralsritter für den Malteserorden.
Lazarus-Orden
Čech war von 1974 bis 2019 Ritter des Lazarus-Ordens der „Obödienz von Orléans“, wurde aber aufgrund interner Differenzen aus dem Orden ausgeschlossen (ein Umstand, den er mit anderen Ordensmitgliedern wie beispielsweise Dominik Duka teilte, die auf Anweisung des Großmeisters aus dem Orden entfernt wurden).
Ehrungen
Im Jahr 2016 wurde ihm der Silvesterorden verliehen.
Weblinks

- Zdirad Čech auf
Pinterest
(abgerufen: 10. Januar 2025)
- Mikhail Medvedev: In memoriam: Zdirad Čech. Геральдический художник Здирад Чех. auf
(russisch; erstellt: Sankt Petersburg, 2024; abgerufen: 10. Januar 2025)
Einzelnachweise
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 Zemřel heraldik Zdirad J. K. Čech. In: apha.cz. Arcibiskupství pražské
, 2. September 2022, abgerufen am 11. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Profil in der Datenbank der Národních autorit ČR
. Erstellt: 2015. Abgerufen: 09. Januar 2025.
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 Lukáš M. Vytlačil
: Nekrolog: Odešel výtvarník a heraldik Zdirad Čech, autor obrazu Panny Marie Lidické. In: FORUM 24. 7. September 2022, abgerufen am 9. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Hochspringen nach: 4,0 4,1 4,2 Vánoční výstava v Městském domě. In: Zbraslavské noviny. Informační zpravodaj Městské části Praha. Nr. 12/2012. Prag 2013, S. 8 (tschechisch,
PDF- 2,5 MB [abgerufen am 10. Januar 2025] www.mc-zbraslav.cz).
- ↑ Hochspringen nach: 5,0 5,1 5,2 Čech, Zdirad J. K., 1949-2022. In: ipac.svkkl.cz. Datenbank der Středočeská vědecká knihovna
, dt. Zentralböhmischen Wissenschaftlichen Bibliothek, abgerufen am 9. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Luboš Kolafa: Dějiny SFŘ – časopis Poutník. In: Co jsem přečetl pro sebe a případně pro Sekulární františkánský řád – Kolafa OFS. 18. August 2015, abgerufen am 9. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Hochspringen nach: 7,0 7,1 Robert Božovský: Knihu Papežské znaky si do Vatikánu odvezla hlava církve. In: kladensky.denik.cz. 6. Oktober 2009, abgerufen am 11. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Hochspringen nach: 8,0 8,1 8,2 Poutní dar - Panna Maria Lidická. In: aachen-kladno.eu. 21. Mai 2014, abgerufen am 13. Januar 2025 (tschechisch, Interview mit Zdirad J. K. Čech; vgl. auch: Lidická Panna Maria vom 9. Juni 2014.).
- ↑ Hochspringen nach: 9,0 9,1 9,2 Daniela Řečínská: Panna Maria Lidická má ruce sevřené, ale náruč je prázdná. (deutsch ‚Unsere Liebe Frau von Lidická hat ihre Hände gefaltet, aber ihre Arme sind leer‘). In: kladensky.denik.cz. 10. Mai 2014, abgerufen am 12. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Zdirad J. K. Čech: Panna Maria Lidická. In: Reunion. 3/2014. Černošice. S. 3. ISSN 1214-7443
- ↑ Vlg. zum Beispiel: Zora Karvánková: Panna Marie Lidická jako symbol matky lidických dětí? In: www.lidice.cz. Abgerufen am 13. Januar 2025 (tschechisch): „Stop instalaci Panny Marie s prázdnou náručí, která nesymbolizuje přes 80 zavražděných lidických dětí a matku s prázdnou náručí. Symbolizuje jen a jen mariánský kult Maltézských rytířů, jejichž jsou autor obrazu i pan kardinál podle dostupných internetových pramenů členy. Stop dalším takovým počinům ředitele Památníku Lidice, protože ať již úmyslně nebo z pouhého naprosto hloupého sebe zviditelnění toto nejen připustil, ale na stránkách Národní kulturní památky zveřejňuje nepravdu o symbolice tohoto obrazu.“
- ↑ Hochspringen nach: 12,0 12,1 Ondřej Mléčka: Malíř Zdirad Čech představuje obraz Panny Marie Lidické. (deutsch ‚Der Maler Zdirad Čech präsentiert ein Gemälde der Jungfrau Maria von Lidická‘). In: www.cirkev.cz. 2. Juni 2017, abgerufen am 12. Januar 2025 (tschechisch, vgl. auch: Světlo. Týdenkík Matice Cyrilometodějskeé. 25/2017. S 9.): „Obraz dodaný do Říma je již šestý se stejným námětem. První se nyní nachází v Buštěhradu, další například v Cáchách. V keramickém provedení je také vsazen do čelní desky oltáře v Lidicích.“
- ↑ Hana Pokorná: Mé druhé setkání s Lidickou Madonou za hranicemi naší vlasti. In: blog.idnes.cz. 26. Oktober 2017, abgerufen am 13. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Arcibiskupství pražské: V Lidicích bude odhalen obraz Panny Marie Lidické. In: temata.rozhlas.cz. Český rozhlas, 10. Juni 2014, abgerufen am 13. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Ondřej Mléčka: Papež František požehnal obraz Panny Marie Lidické. In: www.cirkev.cz. Česká biskupská konference, 31. Mai 2017, abgerufen am 13. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Hochspringen nach: 16,0 16,1 Lidická Madona putuje do ukrajinské Buči. In: apha.cz. Arcibiskupství pražské, 6. Juni 2022, abgerufen am 13. Januar 2025 (tschechisch).
- ↑ Mikhail Medvedev: In memoriam: Zdirad Čech (1949–2022). Sankt Petersburg 2024 (englisch, In memoriam: Zdirad Čech [1949–2022] in der Verteilstation für OpenAccess-Papers Academia.edu
, abgerufen am 10. Januar 2025. – aus dem Russischen ins Englische: Tatiana Fomicheva; aus dem Russischen und Englischen ins Deutsche: Andreas Janka).
- ↑ Zum Seligsprechungsprozess vgl. stellvertretend:
- Beitrag ‚Čtrnáct pražských mučedníků‘
. In: Tschechische Wikipedia. Datum der letzten Überarbeitung: 17.08.2023, 00:08 UTC. Abruf: 11. Januar 2025. (Permanentlink)
- Martina Schneibergová: Maria-Schnee-Kirche: Auf den Spuren von 14 Märtyrern. In: deutsch.radio.cz. Radio Prague International, 5. Oktober 2012, abgerufen am 11. Januar 2025 (Audio. Länge 12:16).
- Beitrag ‚Čtrnáct pražských mučedníků‘
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Personendaten | |
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NAME | Čech, Zdirad Jan Křtitel |
ALTERNATIVNAMEN | Čech, Zdirad J. K. |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Grafiker, Illustrator und Wappenkünstler |
GEBURTSDATUM | 12. September 1949 |
GEBURTSORT | Sokolov |
STERBEDATUM | 30. August 2022 |
STERBEORT | Kladno |