Felix Hemmerlin
Felix Hemmerlin, meist Felix Hemmerli (auch Felix Malleolus und Felix Hemmerlein; * 1388/89 in Zürich; † zwischen 1458 und 1461 in Luzern) war ein Schweizer Theologe, Jurist, Probst und Kantor sowie bedeutender Kirchenpolitiker und Heraldiker.
Ausbildung
Hemmerlin studierte ab 1413 Kirchenrecht in Erfurt
, wo er 1418 den Baccalaureus iuris canonici ablegte, und in Bologna
, wo er 1424 mit dem Doctor decretorum abschloss. 1414 wurde er Notar, 1430 wurde er zum Priester geweiht.
Geistliche Laufbahn
Von 1411 bis 1437 war Hemmerlin Chorherr] im Stift St. Mauritius in Zofingen, vom 1412 bis 1454 ausserdem Chorherr am Grossmünster
in Zürich, wo er von 1429 bis 1454 das Amt des Kantors versah. Von 1421 bis 1455 war er Propst
bei der Kathedrale St. Ursus et Victor
in Solothurn.
1414 besuchte Hemmerlin das Konzil von Konstanz. Von 1432 bis 1435 war Hemmerlin im Ausschuss zur Kirchenreform auf dem Konzil von Basel
tätig.
Schriften
Hemmerlin nahm zu den rechtlichen und politischen Fragen seiner Zeit Stellung. Ab 1444 entstand das „Buch vom Adel“ („De nobilitate et rusticitate dialogus“), in dem er einen Bauern und einen Adligen ein langes Streitgespräch über die Vorzüge des Adels führen lässt. In das Werk übernahm er auch 73 Wappenbeschreibungen in Doppelversen (zusammen 146 Verse) des von Konrad von Mure kurz vor 1250 verfassten Wappengedichtes „Clipearius Teutonicorum“, das nur hier überliefert ist. Seine heraldischen Kenntnisse verdankt er der Schrift „De armis et insigniis“ des Juristen Bartolus de Saxoferrato. Felix Hemmerlin verfasste um 1450 mit dem Tractatus de balneis naturalibus eines der frühesten bäderheilkundlichen
Werke im deutschsprachigen Raum.[1]
Lebensabend
1454 wurde Hemmerlin in Zürich verhaftet und wegen Ungehorsams vom Bischof von Konstanz Heinrich von Hewen seiner Ämter enthoben. Er wurde ins Franziskanerkloster Luzern
eingesperrt, in dem er vielleicht zwischen 1458 und 1461 verstarb. Seine letzten bekannten Schriften, das „registrum queralae“ und der Tractat „de religiosis proprietariis praecepta domini praedicantibus“ (1457), widerlegen anscheinend die Vermutung, er sei in dieser Zeit in der Klosterhaft gestorben, eher ist anzudeuten, dass er dieselben nach wiedererlangter Freiheit verfasst hat. Er stirbt jedenfalls vor 1464, wahrscheinlich um 1460–1461, als Chorherr von Solothurn und Zofingen und Pfarrer von Penthaz, vielleicht am letzteren Orte unter dem Schutze des ihm wohlwollenden Bischofs von Lausanne, Georg von Saluzzo
.
Literatur
- Balthasar Reber
: Felix Hemmerlin von Zürich. Zürich 1848. Online in der Google-Buchsuche
- Friedrich Fiala: Hemmerli, Felix. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 721–724.
- Karl Mommsen: Hemmerli, Felix. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 511 f. (Digitalisat).
- Friedrich Wilhelm Bautz: Hemmerlin, Felix. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 709–710.
- U. Mattejiet: Hem(m)erli(n), Felix. In: Lexikon des Mittelalters
(LexMA). Band 4, Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp. 2128 f.
- Heinrich Walter (Hg.), Der Exorzismus-Traktat des Felix Hemmerlin, in: Mediaevistik. Internationale Zeitschrift für interdisziplinäre Mittelalterforschung 20 (2007), S. 215–273
- Colette Halter-Pernet: Felix Hemmerli, Zürichs streitbarer Gelehrter im Spätmittelalter; mit Übersetzungen aus dem Lateinischen von Helena Müller und Erika Egner Eid. – Chronos Verlag, Zürich 2016; ISBN 978-3-0340-1349-9
- Frank Fürbeth
: Ein Moralist als Wilderer. Felix Hemmerlis ‚Tractatus de balneis naturalibus‘ (um 1450) und seine Rezeption in Deutschland. In: Sudhoffs Archiv. Band 77, 1993, S. 97–113.
Weblinks
- Hemmerlin, Felix: De nobilitate et rusticitate dialogus et alia opuscula. [Straßburg: Johann Prüss], [ca. 1500]. Online bei der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
- Hemmerli, Felix im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
- Regula Schmid Keeling: Hemmerli, Felix. In: Historisches Lexikon der Schweiz
.
- Artikel Felix Hemmerlin in der Catholic Encyclopedia
- Werke von Felix Hemmerlin im Gesamtkatalog der Wiegendrucke
Einzelnachweise
- ↑ Frank Fürbeth: Bibliographie der deutschen oder im deutschen Raum erschienenen Bäderschriften des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 217–252; hier: S. 217 und 221.
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Personendaten | |
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NAME | Hemmerlin, Felix |
ALTERNATIVNAMEN | Malleolus, Felix von; Hemmerlein, Felix; Hemmerli, Felix |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Kirchenpolitiker und Heraldiker |
GEBURTSDATUM | 1388 oder 1389 |
GEBURTSORT | Zürich |
STERBEDATUM | zwischen 1458 und 1461 |
STERBEORT | Luzern |