Johannes Baptista Rietstap

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Johannes Baptista Rietstap

Johannes Baptista Rietstap (* 12. Mai 1828 in Rotterdam; † 24. Dezember 1891 in Den Haag) war ein niederländischer Stenotypist im Parlament, Heraldiker und Genealoge.

Leben

Rietstap war der Sohn von William Henry Rietstap, dem Buchhalter und Versicherungsagenten und seiner Ehefrau Elizabeth Hermina Remmert. Im November 1850 übernahm er eine Aufgabe in der Organisation der Stenographie. Im Jahr 1857 heiratete er Johanna Maria de Haas. Die Ehe blieb kinderlos. Er verfasste mehrere Wappenbücher, die zwischen 116.000 bis 120.000 Wappen umfassten. In den frühen 1870er Jahre arbeitete er als Übersetzer von Büchern, besonders Trivialliteratur. Hier kamen ihm seine Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch, Deutsch, Latein und später Spanisch zugute. 1887 nahm er für dreieinhalb Jahre noch mal eine Stelle als Stenotypist an. Er ging dann in den Ruhestand.

Werke

Sein erstes Wappenbuch gab Rietstap 1856/57 heraus („Handboek der Wapenkunde“).

Die erste Ausgabe einer Wappensammlung, die heute im allgemeinen Sprachgebrauch seinen Namen trägt, veröffentlichte er im Jahre 1861 mit zirka 46.000 Einträgen (nach andere Quellen enthält diese zirka 50.000 Wappen). Diese Wappensammlung, ursprünglich bestehend aus sechs Abschnitten, wurde 1884 und 1887 erweitert und in zwei Bänden zusammengefaßt. 1967 wurde die Wappensammlung in Form von drei Bänden erneut veröffentlicht. Die Ausgabe von 1884 erschien 1972 als Reprint.

1871/72 gab Rietstap eine eigene Zeitschrift als heraldisches Journal mit dem Titel „Magazin für Heraldik, Genealogie, Siegel und Medaillen“ heraus. Inhaltlich versuchte er mit dem Magazin, Heraldik und Genealogie für jedermann verständlich zu machen. Das Journal wurde 1882 eingestellt.

In den 1880er Jahren beschäftigte sich Rietstap mit Forschungen über den niederländischen Adel in Genealogie und Wappen. Die Ergebnisse seiner Forschungen wurden in einer ersten Buchausgabe dokumentiert („Wapenboek der Nederlandschen Adel“, 1883-1887) und 1890 durch das Werk „Die Wappen des gegenwärtigen und vergangenen Adels der Niederlande mit genealogischen und heraldischen Anmerkungen“ abgeschlossen („De wapens van den tegenwoordigen en den vroegeren Nederlandschen adel met genealogische en heraldische aanteekeningen“).

  • Handboek der Wapenkunde. Leyden 1856 / Gouda, Van Goor, 1857
  • Leerboek der Stenographie (Handbook of Stenographie). 1861 und 1869.
  • Heraldieke bibliotheek : tijdschrift voor geslachten wapenkunde, 's-Gravenhage, Nijhoff, 1879-1883
  • Stamen wapenboek van aanzienlijke Nederlandsche familiën. Wapenboek van den Nederlandschen adel, Groningen, Wolters, 1883-1887, reprint: Den Haag, Centraal Bureau voor Genealogie, 2005, ISBN 90-5802-000-2
  • Armorial général: précédé d'un dictionnaire des termes du blason Gouda, 1884-1887
  • Rietstaps Handboek der Heraldiek, C. Pama, Johannes Baptist Rietstap, Brill Archive, 1987, ISBN 9004083529 (Ausgabe 5)

Praxis: Rietstap und Rolland

Das Werk „Armorial général précédé d'un dictionnaire des termes du blason“ (kurz „Armorial Général“ oder „Rietstap“ genannt) von Johannes Baptista Rietstap besteht aus zwei Bänden (Tome I und Tome II) mit etwa 120.000 Wappenbeschreibungen (Blasons). Die meisten dieser Blasons betreffen Adelswappen aus Frankreich und Deutschland. Zu den genannten Bänden gehören die jeweiligen „Supplemente“.

Um einen optischen Abgleich der rietstapschen Wappenbeschreibungen durchführen zu können, bedarf es der „Illustrations to the Armorial Général“, kurz „Rolland“ genannt, von Victor Rolland (1843-1912) und seinem Sohn Victor Henry Rolland („V. & H. V. Rolland“). Die Illustrationen setzen sich aus sechs Bänden zusammen und zeigen als Wappenabbildung nur den Schild in Schwarz-Weiß mit Schraffur.

Beispiel: Suche nach Namen

Gesucht wird das Wappen „Ambrun“.

  1. Schritt „Armorial Général“. Dort findet man auf Seite 42:
    Ambrun -- Dauphiné. De gu. à la croix d'arg.
    Die verwendete Abkürzung „gu.“ steht für „gueules“ (= Rot) und „d'arg.“ für „d'argent“ (= Silber).
    Der Blason ins Deutsche übertragen lautet:
    Ambrun -- Herkunftsort: Dauphiné (Südostfrankreich). In Rot ein silbernes Kreuz.
  2. Schritt „Illustrations to the Armorial Général“. Dort findet man auf Tafel XLI A die Abbildung des Wappens „Ambrun“ in der vorletzten Zeile.

Suche nach Wappenmotiv

Sucht man nach einem Wappen mit einem bestimmten Wappenmotiv, ist das Werk „Dictionnaire des figures héraldiques“ von Théodore de Renesse (1854-1927) hilfreich. Es stellt ein nach dem Rietstap und anderen Quellen erstelltes französischsprachiges Wappenbilderlexikon in Form von 7 Bänden mit zirka 116.000 Bildnachweisen dar (1883-1903).

Abkürzungen

Folgende Abkürzungen sind gebräuchlich:

Abk. Französisch Deutsch
C. Cimier 1. Helmkleinod/Helmzier
D. Devise 1. Devise/Wahlspruch
L. Lambrequins 1. Helmdecke
S. Supports 1. Schildhalter (tierisch)
T. Tenants 1. Schildhalter (menschlich)
acc. accompagné 1. Begleitet
affr. affronté 1. Zugewendet, herschauend
aj. ajouré 1. Durchbrochen
alt. alternativement 1. Abwechselnd 2. Verwechselte Farben
an. anobli, ou anoblissement 1. Veredelnd 2. Nobilitierung
anc. ancien 1. Früher
arg. argent 1. Silbern 2. Silber
arm. armé 1. bewehrt (mit), Bewehrung
arr. arraché 1. Ausgerissen 2. Entwurzelt 3. Abgerissen
bes. besant 1. Wappen-/Goldmünze 2. Byzantiner 3. Mit silbernen/goldenen Kugeln belegt
bill. billette 1. geschindelt, Schindeln
bord. Bordure 1. Bordüre
bout. Boutonné 1. Besamt, mit Knospen (bebutzt)
bq. becqué 1. Geschnabelt
br. brochant 1. Überdeckend (das Ganze)
brét. brétessé 1. Gegengezinnt, Gegenzinnen
brl. bourlet 1. Helmwulst
cant. cantonné 1. Bewinkelt 2. Eisenfarbiges Schräggitter
carn. carnation 1. Fleischfarben, in Fleischfarbe, Inkarnat
ch. chargé 1. Belegt (mit)
chev. chevron 1. Sparren
coll. colleté 1. Behalsbandet (bei Tieren) 2. Gestielt, beschaftet (beim Spornrad) 3. Gepackt (z. B. Eber, den ein Hund beißt)
comp. componé 1. Gestückt
conc. d’arm. concession d’armoiries 1. Wappenbrief
conf. de Nob. confirmation de noblesse 1. Adelsbestätigung, Adelserhebung, Adelsbrief/Adelsdiplom
cont. contourné 1. Linksgekehrt 2. Abnehmend (Mond)
cour. couronné 1. Gekrönt, mit Krone
cq. casque 1. Behelmt, mit Helm
crén. crénelé 1. Zinnenförmig, Zinne; 2. Einseitig oben gezinnt; 3. Im/mit Zinnenschnitt
croiss. croissant 1. Halbmondförmig; 2. Halbmond
c.-brét. contre-brétessé 1. Wechselzinnenförmig; 2. Wechselzinnen 3. Mit/im Wechselzinnenschnitt
c.-éc. contre-écartelé 1. Doppeltgeviertelt
c.-fleur. contre-fleuronné 1. Mit (Blumen) besetzt von abwechselnder Richtung; 2. Geblättert mit abwechselnden Tinkturen; 3. Mit (abwechselnden) Lilien unterlegt
c.-henn. contre-hermine 1. Gegenhermelin
éc. écartelé 1. Geviert
éc. en saut. écartelé en sautoir 1. Schrägvierung
échiq. échiqueté 1. Geschacht
emm. emmanché 1. Bestielt 2. Begrifft
eng. enguiché 1. Bebandet, beschnürt
engr. engrèlé 1. Dornenfömig; 2. Mit Dornen; 3. Mit/im Dornenschnitt
ép. éployé 1. Ausgebreitet
ess. essorant 1. Flugbereit
ext. extérieur 1. Außenseite
fam. famille 1. Geschlecht, Sippe, Familie
fleur. fleuronné 1. In Lilien endigend 2. mit Lilien unterlegt
fr.-q. franc-quartier 1. Freiviertel 2. Obereck
gu. gueules 1. Rot
hab. habillé 1. Gekleidet
herm. hermine 1. Hermelin
inc. dans la nob int. incorporé dans la noblesse intérieur 1. In den (inneren) Adelsstand aufgenommen
iss. issant 1. Wachsend
lamp. lampassé 1. Mit herausgeschlagener Zunge (wenn andersfarbig)
los. losangé 1. Raute
m. membré 1. Fang 2. Klaue 3. Pranke
m. et. maison éteinte 1. Erloschenes/ausgestorbenes Haus
mod. moderne 1. Modern, zeitgemäß, zeitgenössisch, neuzeitlich, aktuell, fortschrittlich
mouch. moucheture 1. Schwänzchen (z. B.: moucheture d'hermine =„Hermelinschwänzchen“)
mouv. mouvant 1. Wachsend 2. Hervorgehend 3. In den Rand verschwindend
naiss. naissant 1. Oberhalb 2. Oberer Teil
nat. naturel 1. Naturfarben 2. In/mit Naturfarbe
nob. noblesse 1. Noblesse, Adliger, französischer Adel
orig. originaire 1. Gebürtig; 2. Ureinwohner, Eingeborener
ouv. ouvert 1. Geöffnet (z. B. Tore in Türmen; Flügel [schildhaltender] Vögel etc.)
p. pointe 1. Spitze spitzer Gegenstände 2. Steigender Keil 3. Fußstelle des Schildes 4. Spitzmeißel
pass. passant 1. Schreitend
pl. d’aut. plume d’autruche 1. Straußenfeder
prob. proboscides 1. Büffelhorn mit Mundloch, offenes Büffelhorn
ramp. rampant 1. Aufrecht (z. B. aufrechter Löwe)
rec. de nob. reconnaissance de noblesse 1. Anerkennung des Adels, Adelsanerkennung
rebr. rebrassé 1. Mit Stulp (z. B. am Ärmel oder Hut)
recr. recroisetté 1. Wiedergekreuzt (z. B. croix recroisetée =Wiederkreuz)
reg. regardant 1. Widersehend (rückgewendet)
réh. de nob. réhabilitation de noblesse 1. Adelsrestauration, Adelsrehabilitation, Adelswiederherstellung
ren. de nob. renouvellement de noblesse 1. Adelserneuerung
renv. renversé 1. Gestürzt
retr. retroussé 1. Aufgestülpt (z. B. mit Ärmel- oder Hutstulp)
sa. sable 1. Schwarz
saut. sautoir 1. Schragen, Schrägkreuz, schragenweise gelegt, schragenweise gekreuzt
sec. second 1. Zweitgenannte Farbe, in der zweitgenannten Farbe
sen. senestre 1. Links
sin. sinople 1. Grün
supp. supportant 1. Tragend, unterstützend
surch. surchargé 1. Nochmals belegt mit (=wiederbelegt)
surm. surmonté 1. Überhöht von (auch vom Schildhaupt, über dem ein schmäleres, desgleichen Giebel)
tort. tortillé 1. Umwunden von 2. Mit Turban (z. B. Mohrenkopf) 3. Mit Kopfbinde
tourt. tourteau 1. Rote Kugel (rote Scheibe)
vir. virolé 1. Beschlagen, beringt (z. B. Horn)

Siehe auch

Weblinks

Commons: Armorial Rietstap – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Quellen der Heraldik: Der Rietstap

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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Johannes_Baptista_Rietstap“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 24. August 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.