Tingierung
(Anmerkung: nur Anklick-Diagramm; in dieser Form kein „echtes“ Wappen)
Unter Tingierung (von tingieren, aus lateinisch ting(u)ere, ‚benetzen‘, ‚tränken‘, ‚eintauchen‘; ‚etwas durchdringen und dabei verändern, beeinflussen, in seiner Beschaffenheit wandeln‘, ‚eine Tinktur anwenden‘, ‚etwas mit Hilfe einer [durchdringenden] Substanz beeinflussen, verändern‘, ‚färben, einfärben, kolorieren, tönen‘)[1][2] versteht man die Farbgebung der Wappen.
Die für die Heraldik unerlässliche Forderung nach Kontrastreichtum der heraldischen Kennzeichen führte dazu, dass sich das Wappenwesen auf wenige Farben und auf das Pelzwerk bei den Helmdecken und der Helmzier beschränkt.
Tinktur
Die heraldischen Tinkturen sind die zur Kolorierung verwendeten Farben. Sie werden unterschieden in die eigentlichen Farben, Metalle sowie das heraldische Pelzwerk.
Bei einer Veröffentlichung einer Wappensammlung wie dem Inhalt einer Wappenrolle werden für alle Wappen die genannten Nennfarben mit gleichem Farbton abgedruckt. Da der Druck mit mehreren Farben ursprünglich sehr aufwendig war, setzte sich ein einheitliches System von Schraffuren mit Punkten und Strichen durch, so dass die bildliche Veröffentlichung von Wappen auch im Schwarz-Weiß-Druck immer richtig gelesen werden können.
„Heraldische Farben (Tinkturen), Wappen- oder Heroldsfarben, in der alten Heraldik nur sechs an der Zahl u. zwar Schwarz, Rot, Blau, Grün (u. allenfalls Purpur für die Tingierung der Prachtstücke), sowie Gold und Silber (die „Metalle“), für die indes oft auf Gelb und Weiß angewendet wird. Das Schwarz ist das Elfenbein- (oder Russischschwarz), das Rot-Zinnober (in älterer Zeit auch Mennige), das blau ein helles Kobalt- (od. Berg-) Blau, das Grün das sog. Schweinfurter Grün. Für Gold nimmt man das echte Blattgold, für Silber gewöhnlich Platina, da unedle Metalle bald oxidieren. Hierdurch sind vielfach Irrtümer entstanden, denn da die alten Maler Gold mit Rot, Silber mit Blau zu untermalen pflegten, so traten bei Oxidierung der Metalle diese Farben hervor und erzeugten Ungenauigkeiten in der Wappendarstellung. Bezüglich der h-n-Farben galten und gelten die Regeln: Kein Wappen soll mehr als zwei Farben haben (viele Farben bedeuteten Unbeständigkeit). Jedes Wappen muß Gold oder Silber haben, d.h. Metall darf nicht auf Metall, Farbe nicht auf Farbe zu stehen kommen, weil es in der Ferne sonst schlecht zu unterscheiden ist. Auf nicht farbigen Darstellungen der Wappen werden die Farben durch Schraffierungen ausgedrückt, und zwar bedeuten senkrechte Striche rot, waagrechte blau, beide durch einander schwarz, schrägrechte grün, schräglinke purpur, Punkte gold, Silber bleibt leer. Die ältesten Wappenkodizes kannten Schraffierungen in Wappen nicht, sondern bezeichneten die Farben durch die Planetenzeichen od. durch Buchstaben. Von diesen bedeutet G. Gold, S. Silber, R. Rot, B. Blau, Gr. Grün u. das Zeichen # Schwarz.“

Übersicht
Bild SVG | Deutsch | Français | English | Nederlands | Español | Italiano | Esperanto | Kategorie bei Commons! |
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Gold | Or | Or | Goud | Oro | Oro | Oro | |
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Silber | Argent | Argent | zilver | Plata o Argent | Argento | Arĝento | |
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Blau | Azur | Azure | Azuur of Blauw | Azur | Azzurro | Lazuro | |
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Rot | Gueules | Gules | Keel of Rood | Gules | Rosso | Gorĝo | |
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Schwarz | Sable | Sable | Sabel of Zwart | Sablo | Nero | Sablo | |
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Grün | Sinople | Vert | Sinopel of Groen | Sinople o Sinoble | Verde | Sinoplo | |
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Fleisch-/Hautfarbe | Carnation | Carnation | Carnación | carnagione | Haŭtfarbo | ||
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Stahlfarbe oder Eisenfarbe | Cendrée (acier ou fer) | Cendrée | Acero | Acciaio o ferro | Ŝtalo | ||
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Maulbeerfarbe | Mûre | Murrey | Moruskoloro | Murray | |||
Naturfarbe | Naturel (au) | Proper | Naturfarbo | (Category?) | ||||
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Purpur | Pourpre | Purpure | Purper | Púrpura | Porpora o paonazzo | Purpuro | |
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Orange | Orangé | Orange | Anaranjado | Aranciato | Oranĝfarbo | ||
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Blutfarbig oder Blutrot | Sanguine | Sanguine | Sanguíneo | Sangfarbo | |||
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Hermelin | Hermine/Herminé | Ermine | Hermelijn | Hermiños | Armellino | Ermeno/Ermenumo | |
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Gegenhermelin | Contre-hermine | Ermines | Tegenhermelijn | Contraarmiños | Contrarmellino | Malermeno | |
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Feh | Vair/Vairé | Vair | Vaar of Vair | Veros | Vajo | Vajro/Vajrumo | |
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Gegenfeh | Contre-Vair | counter-vair | tegenvaar | contraveros | controvajo | Malvajro |
Metalle
Silber und Gold
werden in der Heraldik als Metalle („Metallfarben“) bezeichnet. „Stellvertretend für Gold kann bei den Wappenmalereien auch Gelb
, für Silber Weiß
verwendet werden.“[4] Obwohl im Wappenwesen grundsätzlich Gold und Gelb ebenso wie Silber und Weiß gleichzusetzen sind, unterscheidet die wissenschaftliche Heraldik durchaus, ob in einer originären Quelle oder bei einem überlieferten Artefakt heraldische Motive beispielsweise mit Blattgold
, Blattsilber
, Schlagmetall
und anderen Imitaten ausgeführt wurden beziehungsweise welche Farbmitteln
genau angewendet wurden, um den Eindruck von massivem Gold und Silber zu vermitteln. Geläufige Bezeichnungen und Schraffuren für die heraldischen Metalle Gold/Gelb und Silber/Weiß sind:
Metall | Deutsch | Französisch | Englisch | Darstellung | Schraffur |
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Gold Gelb |
or | or | In der Regel Gelb. Bei Wappen wurde auch Blattgold (oder Schlagmetall) verwendet. | gepunktet |
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Silber Weiß |
argent | argent | In der Regel Weiß. Wappen können auch in Blattsilber (oder Imitaten) ausgeführt sein. | leeres Feld |
Technische Schwierigkeiten der Wiedergabe gaben Anlass zu heraldischen Irrtümern. Silber wird durch Oxydation schwarz und Gold, das mit Mennige
unterlegt werden musste, blättert ab, sodass nur die rote Grundfarbe zurück blieb. So entstand z. B. der schwarze (eigentlich silberne) Widderkopf der Familie von Rechenberg-Haugwitz.
Farben
Heraldische Farben
Zu den Farben gehören per Definition Rot, Blau, Grün und Schwarz. Alle Farben werden nur in einem einheitlichen, kräftigen Grundton wiedergegeben. Variationen wie Lichtblau, Königsblau, Tiefblau sind bei Einzeldarstellungen (etwa über einem Portal) durchaus zulässig, heraldisch maßgeblich bleibt jedoch alleine das „Blau“.
Die Farben der Heraldik sind:
Farbe | Deutsch | Französisch | Englisch | Darstellung |
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Rot![]() |
Gueules | Gules | Zinnober, nicht zulässig sind Rosa (Farbe) oder Karmin (Purpurrot), senkrechte Linien. In der Heraldik zählt Rot zu den klassischen Tinkturen, das neben den Metallen Gold und Silber als Farbe bezeichnet wird. In Ausnahmen wird damit auch das Pelzwerk "Marder"[5] dargestellt. |
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Blau![]() |
Azur | Azure | Lasur vom Halbedelstein Lapislazuli (Tiefblau), selten auch Azurit (Türkisblau), waagrechte Linien |
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Schwarz![]() |
Sable | Sable | vom Zobel mit schwarzem Fell): gegittert oder ganz schwarz |
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Grün![]() |
Sinople | Vert | Diagonale Linien von links-oben zu rechts-unten; Anm: Sinopit (Sinopia) ist eine rotbraune Erdfarbe, und sinople hieß auch in der französischen Blasonierung bis in das 14. Jahrhundert „rot“, als das ältere vert aus lateinisch viridus für grün, aber auch giftig ersetzt wurde. [6][7] |
Purpur
Purpur kommt nur außerhalb der deutschen Heraldik als Schildfarbe vor. In der deutschen Heraldik wird es lediglich als Tingierung von Hüten, Kronen, Wappenmänteln sowie des Helminnern verwendet, während sich in England und Frankreich zahlreiche Beispiele für Purpur als Schildfarbe finden.
Farbe | Deutsch | Französisch | Englisch | Darstellung |
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Purpur![]() |
Pourpre | Purpure | Diagonale Linien von rechts oben zu links unten Kommt in der deutschen Heraldik nur als Tingierung von Hüten, Kronen, Wappenmänteln sowie des Helminnern vor. |
Naturfarbe
Andere Farben werden gewöhnlich vermieden oder treten nur für untergeordnete Bestandteile von Wappen auf. Eine abweichende Tinktur bei gemeinen Figuren wird teilweise als „in natürlichen Farben“ blasoniert. Die genaue Bestimmung des natürlichen Farbtons ergibt sich durch den Kontext, z. B. bei Fell (braun), Haut (rosa) oder Mauern (grau). Für die abweichende Farbgebung hat sich ebenfalls eine einheitliche Schraffur durchgesetzt:
Farbe | Deutsch | Französisch | Englisch | Darstellung |
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Braun![]() |
Brunatre | Brunatre | Diagonale Linien (links oben zu rechts unten) auf senkrechte Linien |
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Grau | Cendrée | Cendrée | „aschfarben“, vergl. Zunder / Ferfr): Grau, gestrichelte senkrechte und gestrichelte waagrechte Linien: als unedles Metall eine Farbe im heraldischen Sinne |
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Fleischfarbe | Carnation | Carnation | Inkarnat: gestrichelte senkrechte Linien, meist in Rosa / Pink dargestellt |
Eisen | ? | ? | enganliegenden, von rechts und von links diagonal verlaufenden Strichen; Stahlfarbe, himmelblaue Tinktur[8] |
Jenseits mittel- und osteuropäischer Tinkturen
Außerhalb Mittel- und Osteuropas finden sich auch abweichende Farbgebungen, die in mehreren Wappen auftauchen und namentlich genannt werden. An die Stelle des deutschen Braun wird besonders englisch und seltener französisch das Tanné gesetzt, das in einem Orangeton auf dem Schild erscheint (Achtung: gleiche Schraffur!) und die Nutzung eines zweiten Brauntons mit rötlicher Färbung (Murrey – Maulbeer) ermöglicht. Das Orange dagegen tritt vor allem als Kontrast in Pelzwerken auf. Das Celeste für Himmelblau entstammt der italienischen Heraldik und hat sich bis in die englische Heraldik ausgebreitet – es tritt häufig als Tingierung von Waffen auf und ersetzt so das graue Eisen der deutschen Heraldik. Die in der deutschen Heraldik viel anzutreffende rosa Hautfarbe ist dagegen in englischen und italienischen Landesregionen unbekannt und tritt erst spät in der französischen Heraldik auf.
Farbe | Deutsch | Französisch | Englisch | Darstellung |
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Blutrot![]() |
Sanguine | Sanguine | deutsch links und rechts diagonal, englisch schrägrechts auf waagerechten Linien |
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Braun![]() |
Tanné | „Braunbrand“, orangebraun): englisch diagonal links oben zu rechts unten auf senkrechte Linien (wie deutsch Braun) | |
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Maulbeer![]() |
Murrey | braunrotviolett): englisch gekreuzte diagonale Linien (wie deutsch Dunkelrot) | |
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Orange![]() |
Orange | Orange | senkrecht mit schrägrechts Linien, also gespiegelt von Braun Celestefr (Himmelblau) |
Pelzwerke
„Heraldisches Pelzwerk“ (auch Kleinspalt genannt) ist ein Sammelbegriff für spezielle, den Tingierungen gleichgesetzte Wappenmusterungen. Sie werden verwendet, um Pelze, wie sie auf den Schilden angebracht waren, grafisch in Wappen darzustellen. Die Anbringung von Fellen auf den Schutzwaffen im Mittelalter geht auf die damalige Vorliebe für kostbare Pelze zurück.
Nachweisbar ist die Vorliebe der Franken für Marder- und Fischotterfelle. Ulrich von Liechtenstein (* um 1200; † 1275) ließ seinen Schild mit Hermelin überziehen. Auch in der englischen Heraldik hatten und haben Felle eine große Bedeutung. Sie ergänzen Kleidung, werden an den Schilden angebracht und durch die speziellen Msterungen auf dem Wappen stilisiert dargestellt.
Schraffur
Schraffur dient dazu, die Farben (Tinkturen) bei der schwarz-weißen Darstellung von Wappen anzugeben. Sie ersetzte andere Systeme, die mit dem Eindrucken von Buchstaben oder Symbolen arbeiteten, um Farbangaben zu machen. Nicht zu verwechseln mit den Farbschraffuren ist die Damaszierung in Wappenschilden, die den Zweck hat, leere Felder zu beleben.
Ein bestimmtes System der Schraffierung zum Zweck der Farbenbezeichnung hat zuerst der Niederländer Jacob Francquart (Brüssel 1623) angewendet. Das von der Heraldik aller europäischen Staaten adoptierte, jetzt noch gültige System findet sich zuerst bei dem römischen Jesuiten Silvester a Petra Sancta (1638). (Siehe Tinktur).
Statt Schraffuren wurden auch die Symbole der Planeten verwendet. Etwa um 1600 verwendete diese Zeichen der Engländer Speelmann.[9]
Das sind die üblichen Farbzuschreibungen des alchemischen Gebrauchs, wie sie in dieser Zeit allgemein üblich waren, mit Ausnahme von Merkur (Quecksilber), der üblicherweise Glanz repräsentiert – nach den frühen Farbtheorien als solches nicht von den Farben unterschieden.
Heraldische Farbregel
Die heraldische Farbenregel definiert, wie die Tinkturen verwendet werden können. Sie besagt: Metalle dürfen nicht an Metalle grenzen, Farben nicht an Farben. Durch das Gegeneinandersetzen von Metallen und Farben in einem Wappen wird eine starke Kontrastwirkung erreicht, die das Wappen schon aus großer Entfernung erkennbar macht. Dies war im Mittelalter nötig, um das Gegenüber schon auf weiter Entfernung identifizieren zu können.
Musterbeispiele von diese Regel missachtenden Wappen führen viele studentische Verbindungen.
Die Farbregel gilt in der Vexillologie auch für Fahnen, so beispielhaft in der französischen Trikolore. Sie wird hier aber mehrheitlich übergangen. Auch die Flagge Deutschlands (Schwarz-Rot-Gold) (sie entstand aus dem Schwarz-Rot auf Gold der studentischen Burschenschaften) ist wegen des Aufeinanderstoßens zweier Farben heraldisch falsch.
Die Ansicht, dass die Farbe Rot ebenso als Farbe wie als Metall (Kupfer) gelten könne und zahlreiche Wappen neuerer Zeit mit den klassischen Farbregeln „versöhne“, ist irrig und eine reine Schutzbehauptung. Rot wurde nie als Metall betrachtet.
Bewährte Farbkombinationen
Die in der Heraldik bevorzugten Farbkombinationen beruhen auf der ursprünglichen Notwendigkeit der Erkennbarkeit des Schildträgers. Auch heute werden die bewährten Kombinationen beispielsweise in Gefahren- und Hinweisschildern, Logos oder bei Fußballvereinen genutzt. Die nachstehende Tabelle listet die Farbkombinationen gemäß einer Statistik auf, die Peter Bernhard 2007 auf Basis einer EDV-gestützten Auswertung der Blasonierungen aus dem gesamten Siebmacher und der Deutschen Wappenrolle (Band 1-63) erstellte („Wie viele Wappen (..) enthalten zwei bestimmte Farben (neben anderen)?“):
„Egal mit welchem Metall die Farbe kombiniert wird, es wird die (..) festgestellte Rangliste beibehalten: Rot > Blau > Schwarz > Grün. Der absolute Hit ist ein rot-silbernes Wappen, dagegen ist die Kombination grün-silbern die am wenigsten gern gewählte ...“
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54px | weiß auf rot ↔ rot auf weiß | |
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rot auf gelb ↔ gelb auf rot | |
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blau auf gelb ↔ gelb auf blau | |
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blau auf weiß ↔ weiß auf blau | |
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gelb auf schwarz ↔ schwarz auf gelb | |
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schwarz auf weiß ↔ weiß auf schwarz | |
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grün auf weiß ↔ weiß auf grün |
Monitorfarben
Im Internet, im Heraldik-Wiki und in anderen Quellen werden oft Wappenabbildungen und Farbbeispiele gezeigt, die nicht für eine realistische Wappenabbildung zu empfehlen sind. Sie verwenden u. a. gesättigte Bildschirmfarben, die so niemals auf einem Wappenschild vorgekommen wären. Der Grund ist einerseits, daß mit der digitalen Technik große und je nach Grafiksoftware unterschiedliche Farbräume zur Verfügung stehen, die weit über die Möglichkeiten des Mittelalters hinausgehen; andererseits hinken die Grafikmöglichkeiten der IT der Realität hinterher und es bleibt optisch im Vergleich zur Realität häufig ein Farbunterschied (auch wenn dieser manchmal nur für ein geschultes Auge erkennbar ist). Um die realistische Optik eines Wappens oder einer Wappenabbildung (z. B. wenn ein Wappen nur als Fotografie oder als eingescannte Zeichnung vorliegt) am Bildschirm nachzuempfinden, empfiehlt es sich, nur mit Bildschirmfarben mit einer deutlich reduzierten Farbsättigung zu arbeiten. Die folgende Tabelle gibt hierzu grobe Anhaltspunkte, wobei viele Wappenkünstler eigene, von den Beispielen leicht abweichende Farbräume favorisieren:
Heraldische Tinkturen
Metalle und Farbnamen | CMYK-Farbmodell/Druckfarben (laut Adobe Illustrator) |
Gedämpfte Farben | Vorschläge nach Wappenfarben (gemäß Wikipedia) |
Weiterer Vorschlag | Bayerische Kommunalheraldik |
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Gold (Gelb) | #fff200 | #ffcc00 | #fff200 Adobe Ill. Gold |
#ffcc00 | #ffd700 |
Silber (Weiß) | #ffffff | #ffffff | #ffffff | #ffffff | #ffffff |
Silber (Hellgrau) | #dddde6 | ||||
Rot | #ed1c24 | #e83629 | #E34234 Zinnober |
#d40000 | #ff0000 |
Blau | #0072bc | #0762bc | #0047AB Kobaltblau |
#003d8f | #0033FF (dunkel) |
Blau (Hell) | #0099ff | ||||
Schwarz | #000000 | #000000 | #030301 Elfenbeinschwarz |
#000000 | #000000 |
Grün | #22b24c | #6bb350 | #54BA6E Pariser Grün |
#225500 | #009900 |
Purpur und Naturfarben (unheraldische Tinkturen)
Metalle und Farbnamen | CMYK-Farbmodell/Druckfarben (laut Adobe Illustrator) |
Gedämpfte Farben | Vorschläge nach Wappenfarben (gemäß Wikipedia) |
Weiterer Vorschlag | Bayerische Kommunalheraldik |
---|---|---|---|---|---|
Purpur | #903f98 | #903f98 (?) | #903F98 Adobe Ill. Purpur |
#aa235a | #880080 |
Orange | #ffa500 (?) | #ffa500 (?) | #fff200 Adobe Ill. Gold | ||
Braun | #804000 (?) | #894318 | #804000 (?) | #884411 (lohfarben)
| |
Grau (Eisen) | #808080 | #808080 | #C8C8C8 Karbongrau |
#778899 (Aschfarben) | |
Fleischfarbe | #f9b385 (?) | #f9b385 | #f9b385 Hautfarbe |
#eebb99 | #FFBB99 (Inkarnat) |
Die Metallfarben sollten nach Möglichkeit so justiert werden, dass blasoniert Gold gleich Gelb und Silber gleich Weiß ist, weil Gold und Silber auf dem Bildschirm (noch) nicht wie in der Realität wirken. Das "Glänzende" fehlt und die Farben rutschen auf dem Monitor oft ins Braune bzw. Graue ab. Zwei Beispiele, in denen die Farben so gezeigt sind, wie sie angenähert an die Realität bzw. an Wappenabbildungen auf Papier/Holz auch auf Bildschirm darstellbar sind.
Notwendige Ausnahmen und echte Verstöße gegen die Farbenregel

Mit nur zwei bzw. drei Tinkturvarianten (Farben und Metalle, ggf. Pelzwerk) lassen sich nicht alle Teilungen und Figuren streng nach der Farbenregel gestalten. Mit der Entfaltung und Verbreitung der Wappen entstanden immer komplexere Motive, in denen sich Aufweichungen der Farbenregel nicht umgehen ließen (vergleiche Vier-Farben-Satz). Als Grundsatz gilt, dass die Farbenregel desto strikter einzuhalten ist, je schlichter das Wappen gestaltet ist (insbesondere bei Heroldsbildern).
Grundsätzlich wird das großflächige Aneinandergrenzen von Farbe an Farbe bzw. Metall an Metall zwar vermieden, Überdeckungen wie z. B. im Wappen von Senden sind aber erlaubt und gelten nicht als Bruch der Farbenregel, da das überdeckende Motiv als vor oder über dem Hintergrund liegend aufgefasst wird.
Bei kleineren Details, wie der Bewehrung gemeiner Figuren, versucht man zwar, wo möglich, der Farbenregel zu entsprechen, duldet aber eine von der Notwendigkeit diktierte, lockerere Handhabung (z. B. rote Bewehrung am schwarzen Bundesadler).
Bei der Zusammenführung mehrerer Wappen in ein einziges, etwa bei der Heirat zweier Adeliger, wird die Farbenregel nur innerhalb der einzelnen Wappen betrachtet; sich aus der Zusammenziehung ergebende Verstöße gelten ebenfalls nicht als Regelbruch.
Wappen, deren Farben sich auf Grund von Ausbleichen oder Oxidation verändert haben, widersprechen nicht den heraldischen Farbenregeln. Sie werden aber als „Rätselwappen“ bezeichnet. Die technischen Schwierigkeiten der Wiedergabe von Gold und Silber haben zu heraldischen Irrtümern Anlass gegeben, denn Silber wird durch Oxidierung leicht bläulich oder schwarz. Gold, das ursprünglich mit Mennige unterlegt werden musste, blätterte oft ab und hinterließ dann nur die rote Grundfarbe.
Die heraldische Farbenregel hat sich auch im Flaggenwesen durchsetzen können, weil hier die gleichen Notwendigkeiten der Erkennbarkeit auf weite Sicht gegeben sind. Deshalb gilt sie auch für die Flaggen in der Vexillologie. Demzufolge verstoßen zum Beispiel die deutsche Nationalflagge und die Flagge des Vatikans gegen diese Farbenregel. Die Farben des Vatikans (ursprünglich des Königreichs Jerusalem) wurden allerdings bewusst so gewählt, um dessen Einzigartigkeit zu unterstreichen.
Die folgenden Abbildungen verdeutlichen die heraldisch falsche (großflächig Farbe-Farbe-Metall bei der deutschen Flagge) im Gegensatz zur korrekten (Farbe-Metall-Farbe bei der belgischen Flagge) Anordnung sowie den „Sonderfall Vatikanstaat“:
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Bundesadler | Bewehrung gilt nicht als Verstoß |
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Bundesflagge![]() |
Verstoß gegen die Farbenregel |
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Belgien![]() |
entspricht der Farbenregel |
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Vatikan![]() |
bewusster Verstoß zur Betonung des Sonderstatus |
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ tingieren. In: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, abgerufen am 5. Juni 2021.
- ↑ tingieren. (30. Dezember 2020). Wiktionary, Das freie Wörterbuch. Abgerufen am 4. Juni 2021, 23:02 von https://de.wiktionary.org/w/index.php?title=tingieren&oldid=8334873.
- ↑ Joseph Kürschner (Hg.): Pierers Konversations-Lexikon. Mit Universal-Sprachen-Lexikon nach Prof. Joseph Kürschners System. Siebente Auflage. Stuttgart: Union. Deutsche Verlagsgesellschaft, 1890
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 270 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Heraldik, Milan Buben, Albatros Praha, 1987
- ↑ Gules, heraldica.org (engl.)
- ↑ Tinctures, geocities.com (engl.)
- ↑ Lexikon der Heraldik, Gert Oswald, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1984
- ↑ Das große Buch der Wappenkunst, Walter Leonhard, Verlag Georg D:W:Callwey München, 1978
- ↑ Bernhard, Peter: Statistik. Internet: Statistik im forum.heraldik-und-kunst.de. Erstellungsdatum: 22.12.2007. Aufgerufen: 18.10.2010.
Weblinks


Bernhard Peter: Farben in der Heraldik
Bernhard Peter: Die Farbregel in der Heraldik
Bernhard Peter: Damaszierungen in der Heraldik
Bernhard Peter: Schattierungen und 3D-Effekte
Bernhard Peter: Einführung in die Heraldik: Schraffuren
- Grundwissen Heraldik 07: Tingierung auf
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Tingierung“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 19. April 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.