Wappentier
Wappentier ist ein in der Heraldik ungebräuchlicher, in der Umgangssprache gebräuchlicher Ausdruck für ein Tier oder ein tierartiges Fabelwesen, das (zumeist heraldisch stilisiert) in einem Wappen als Wappenfigur (zum Beispiel als gemeine Figur, als Schildhalter oder als Motiv in der Helmzier) verwendet wird.
In Wappen kommen praktisch alle Tiere des natürlichen Tierreiches und viele traditionelle „tierähnliche“ Geschöpfe, Ungeheuer, Fabeltiere und so weiter vor, sowohl in ganzer Gestalt als auch in Form von Körperteilen, Verstümmelungen, Abnormitäten.
Heraldische Gliederung
WBO | (Ganze) Wappentiere (3000-6999) |
---|---|
3000-3999 | Niedere Tiere (Insekten, Amphibien, Fische und Wassersäugetiere) |
4000-4999 | Vögel |
5000-5999 | Säugetiere |
6000-6999 | Fabelwesen |
Tierteile und Hervorhebungen von Tierteilen, Stellungen von Wappentieren im Schilde und so weiter werden gesondert und teilweise mit anderen gemeinen Figuren in der WBO mit zusätzlichen Anhängezahlen gelistet:
WBO | Wappentiere u. a. Figuren (ihre Stellung, Teile, Abnormitäten, Verstümmelungen, Hervorhebungen ...) |
---|---|
-300 bis -399 | Stellung im Schilde (Felde) bei einer oder mehreren gleichrangigen Figuren (Heroldsbildern oder gemeinen Figuren) |
-400 bis -499 | Stellung mehrerer Figuren (der gleichen oder verschiedener Art) zueinander |
-500 bis -599 | Beziehung von Haupt- und Nebenfiguren |
-600 bis -699 | Art der Darstellung der Einzelfigur bei einer oder mehreren gleicher Art |
-700 bis -699 | Teile ganzer Figuren (bei Pflanzen, niederen Tieren, Vögeln, Säugetieren und Menschen) sowie deren Verstümmelungen und Abnormitäten |
-800 bis -899 | Hervorhebung einzelner Teile ganzer Figuren bei andersfarbiger Darstellung |
-900 bis -999 | Vervielfachung von Figuren (Heroldsbildern und gemeinen Figuren) gleicher Art |
Darstellung
Bis auf wenige Ausnahmen sind im Wappenschild die Tiere stilisiert. Besonders die Tiere, die schon in der Frühzeit der Heraldik auf den Schilden ihren Platz gefunden haben, sind durch die Jahrhunderte hindurch der Mode angepasst worden und ihre Darstellung ist künstlerisch durchdrungen. Der Historiker kann die Darstellungsart der jeweiligen Epoche zuordnen.
Die meisten Wappentiere haben eine bevorzugte Stellung im Schild. So sind Löwen vorrangig steigend. Nach rechtsblickend, wie es bei fast allen Wappentieren Grundhaltung (Adler) ist, vereinfacht die Blasonierung. Diese Stellungen brauchen bei der Wappenbeschreibung nicht erwähnt zu werden. Die Wappentiere können wachsend, am Spalt stehend, bekrönt oder auch verkappt (Rüstungsteile über den Kopf) sein. Viele Begriffe erklären in Kurzform treffend das Aussehen, die Stellung und Farbe.
Von vielen Wappentieren werden auch nur Teile, wie Kopf, Flügel, Füße und Vorderteil genommen. Diese werden wie das vollständige Tier behandelt. Die Beschreibung der Bewehrung macht den kleinen Unterschied zweier scheinbar gleicher Wappen aus.
Wappentiere bleiben eine gemeine Figur, auch wenn sie den Schildrand oder eine Teilungslinie im Schild berühren.
Sonderfälle
Tiererzeugnisse oder -Werkzeuge wie ein „Spinnennetz“ werden teilweise auch zu den Wappentieren gezählt.
Symbolik und Anwendung
Während in der Heraldik die Darstellungselemente im Schild prinziell beliebig sind, also für den Wappeninhaber frei gewählt werden können, besteht doch seit den Anfangszeiten der Heraldik die Tendenz, mit einer Gemeinen Figur eine bestimmte Symbolik zu verbinden.
In der Heraldik werden - soweit möglich - redende Wappen gern gesehen. Das heißt, dass Wappengestalter sich bei der Gestaltung des Wappens durchaus nach dem Namen des Wappeninhabers richten sollten. Dieses Streben kann auch viele Tiermotive hervorbringen, zum Beispiel bei Familiennamen wie „Hirsch“, „Fischer“, „Ebers“ etc.
Beliebtheit
Als beliebte Wappentiere gelten Adler, Löwen, Leoparden und Fabeltiere. Die Anzahl der Darstellungen erlaubt in gewissem Sinne Rückschlüsse auf die Beliebtheit eines bestimmten Motivs wie nachstehendes Beispiel zeigt.
Verwendung der Wappentiere im Preußenwappen
Im Großen Wappen der deutschen Kaiser als Könige von Preußen und im mittleren Wappen werden diese Wappentiere in den Feldern (ohne Prachtstücke und Oberwappen) dargestellt:
- Großes Wappen der deutschen Kaiser als Könige von Preußen
- mittleres Wappen Wilhelm II. als König von Preußen
- Adler 6-mal
- Löwe 5-mal
- Pferd 2-mal
- Greif 1-mal
Die verstreuten Einzelstaaten zeigen in der Zusammenstellung im Preußenwappen erst die Häufigkeit der gewählten Wappentiere und dokumentieren somit ihre Beliebtheit.
Wappentiere der Deutschen Länder
In den meisten Wappen der deutschen Länder sind Wappentiere verwendet.
- Baden-Württemberg: verschiedene Löwen (staufischer Löwe, Pfälzer Löwe)
- Bayern: verschiedene Löwen (Pfälzer Löwe) und Panther
- Berlin: Bär (Berliner Bär)
- Brandenburg: Adler (Märkischer Adler)
- Hessen: Löwe ("Bunter Löwe")
- Mecklenburg-Vorpommern: Stier (Mecklenburg) und Greif (Vorpommern)
- Niedersachsen: Pferd (Sachsenross)
- Nordrhein-Westfalen: Westfalenpferd
- Rheinland-Pfalz: Pfälzer Löwe
- Saarland: verschiedene Löwen (Pfälzer Löwe) und Adler
- Sachsen-Anhalt: Bär und Adler
- Schleswig-Holstein: Löwen (Schleswig)
- Thüringen: Löwe ("Bunter Löwe")
In Bayern, Bremen und Hamburg sind zwei Löwen, bei Baden-Württemberg Hirsch und Greif als Schildhalter Teil des Großen Wappens.
Wappentiere der Österreichischen Länder
Land | Wappentier | Wappen |
---|---|---|
Burgenland | Roter Adler | |
Kärnten | Drei Löwen | |
Niederösterreich | Fünf Adler oder Lerchen | |
Oberösterreich | Adler | |
Land Salzburg | Löwe | |
Steiermark | Der Steirische Panther | |
Tirol | Tiroler Adler | |
Wien | Adler |
Wappentiere der Schweizer Kantone
- Appenzell: Bär
- Bern: Bär
- Genf: Adler
- Graubünden: Steinbock
- Schaffhausen: Schafbock
- Thurgau: Zwei Löwen
- Uri: Uristier
Siehe auch
Weblinks


Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Wappentier“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 18. April 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.