Wappensammlung
Wappensammlung (auch Wapensamlung, Wappenindex, Wappenregister und anderes mehr genannt; französisch collection d'armoiries, collection de blasons oder recueil d'armoiries; englisch coat of arms collection, collection of coat of arms oder heraldic collection) ist ein in der Umgangssprache gebräuchlicher, aber nicht exakt definierter und manchmal unzutreffend bezeichneter Oberbegriff für eine Sammlung oder Zusammenstellung von mehreren heraldischen Sammelobjekten, Wappenaufrissen und/oder Wappen.
Abgrenzung
Der übergeordnete Terminus ‚Wappensammlung‘ subsumiert diverse „Unterbegriffe“. Beispielsweise fallen unter ihn einerseits Unterbegriffe wie ‚Wappenrolle‘, ‚Wappenbuch‘, ‚Wappensynopse‘, ‚Wappenmatrikel‘
et cetera, die gewöhnlich Handschriften oder gedruckte Werke darstellen und Wappen oder ihre Beschreibungen in besonderem Maße präsentieren. Andererseits zählen zum Begriffsumfang auch Werke, die nicht gedruckt oder als Handschrift vorliegen (beispielsweise fällt unter den Oberbegriff ‚Wappensammlung‘ auch der Unterbegriff ‚Online-Wappensammlung‘).
Ferner werden wissenschaftliche Studien-/Forschungssammlungen, in deren Bestand sich Wappen in welcher Form auch immer befinden sowie einige ästhetische oder private Sammlungen als ‚Wappensammlungen‘ bezeichnet. Letztere enthalten gemeinhin Sammelobjekte wie Wappensiegel, Wappenbriefe, Wappenbücher/-rollen, Wappenfotos/-drucke/-zeichnungen/-tafeln et cetera, die von Wappenexperten (‚Heraldikern‘), Wappenliebhabern oder Laien systematisch oder unsystematisch im Kontext der Heraldik und des Wappenwesens zusammengetragen wurden.
In einem engeren Sinn wird manchmal ein Sammelband/Konvolut
aus mehreren Wappenbüchern, Stammbüchern, Faszikeln oder dergleichen als ‚Wappensammlung‘ bezeichnet.
Wortherkunft
Wann der Ausdruck „Wappensammlung“ (Zusammensetzung aus „Wappen-“ von althochdeutsch wāpan” ‚Waffe‘) und aus „-sammlung“ (Ableitung zum Verb sammeln mit dem Ableitungsmorphem -ung) zum ersten Mal verwendet wurde, ist unklar beziehungsweise nicht eindeutig bestimmt. Spätestens im 18. Jahrhundert ist er in verschiedenen Quellen nachweisbar, in vielen Fällen um „Sammlungen mit Wappen“ zu benennen. Vorher wurden „Sammlungen mit Wappen“ scheinbar nach ihrer Grundform (zum Beispiel als ‚Kodex‘) respektive nach anderen Kriterien benannt.
Die „älteste“ Wappensammlung
Je nach Autor und Kontext gibt es unterschiedliche Angaben darüber, was ‚die älteste Wappensammlung‘ ist. Beispielsweise schreibt Ludwig Albrecht Gebhardi, dass „die erste gedruckte Wapensamlung“ der Erstdruck aus dem Jahre 1483 von Ulrich von Richentals Konzilschronik sei;[1] dagegen ist nach dem Heraldiker Gustav Adelbert Seyler der Chorherr Konrad von Mure
„der älteste planmässige Wappensammler“, der ungefähr 1250 seine „Wappensammlung“ (bzw. seinen Clipearius) schrieb.[2] Festzuhalten ist, dass das Charakteristikum „älteste Wappensammlung“ stets auf Zeiten rückgebunden wird, in denen der Ausdruck „Wappensammlung“ zur Bezeichnung dieser vorgeblichen „Sammlungen“ nicht gebräuchlich war.
Wappensammlung und Wappenschwindel
Der Ausdruck „Wappensammlung“ wird besonders beim Wappenschwindel für Sammlungen verwendet, die nie existierten. Beispielsweise hat es eine ‚Europäische Wappensammlung‘ nie gegeben, gleichwohl besitzen etliche Wappenbriefe oder andere Quellen ein entsprechende Angabe, um die Authenzität eines Wappens durch seine Aufnahme in eine vermeintlich seriöse ‚Wappensammlung‘ zu suggerieren.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Ludwig Albrecht Gebhardi
: Genealogische Geschichte der erblichen Reichsstände in Teutschland. Erste Band. 1776. Vorrede, S. 11. (Google)
- ↑ Seyler, Gustav Adelbert: Geschichte der Heraldik. Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft. In: J. Siebmachers großes Wappenbuch. Band A. Repgrografischer Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1885-1889 (1890). Neustadt an der Aisch. 1970. S. 532 f.