Wappenteller
Wappenteller sind mit Wappen oder besonderen heraldischen Elementen geschmückte Gebrauchs- und Zierteller. Sie finden sich in den verschiedensten Gestaltungen und Materialien,[1] zu denen Kupferlegierungen, Zinn, Silber, Gold, Fayence, Majolika
, Porzellan
, Steinzeug
, Steingut
, Holz und andere zählen. Die Teller erhalten den Wappendekor durch Bemalung, Schliff, Gravur, Druck, Schnitzen oder durch vergleichbare Verfahren.
Wappenteller | |||
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1325-1375: Kupferlegierung, eingelegt mit Silber und organischer Substanz (Wappen Haus Lusignan; Cyprus, Louvre Museum) |
1525: Majolika![]() = farbig bemalte zinnglasierte ital. Keramik (Allianzwappen Guicciardini und Salviati) |
1525-1575: Steingut mit Zinnglasur und Glanzdekoration (Wappenlöwe des Königreich León) |
1717-1718: Gold bzw. vergoldet (Allianzwappen, Inschrift: Hörer Till Gref Brahe Huus Kalck. 1717 Wäg:r 7 lo.) |
1789: Porzellan (Worcester, Flight factory; Wappen Duke of Clarence) |
Zinn (mit Wappen der Schweizer Kantone) |
Fayence (Wappenteller im Dekorationsstil Penne di Pavone, „Pfauenfedern“) |
Anwendung
Wappenteller stellen wie andere Gerätschaften und Gebrauchgegenstände (Wappengläser, -becher, -pokale, -scheiben -porzellane) gediegene Anwendungsmöglichkeiten für den künstlerischen Gebrauch von Wappen dar und sind Forschungsobjekte der Heraldik, der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik
sowie angrenzender Wisschenschaftsbereiche. Gerätschaften mit „Wappenschmuck“ als Repräsentations- und Eignerzeichen waren als Geschenke oder als Inventar beliebt, um durch das Wappen auf den Wappenführenden, seinen Stand, Status und Besitzum aufmerksam zu machen. Allgemein kann man sagen, dass ein Hauptgrund für die Herstellung von Wappentellern ästhetischer Natur ist. „Von besonderen künsterischer Qualität sind“ beispielsweise „die im 17. Jahrhundert in der Schweiz entstandenen zinnernen Reliefteller mit den Wappen einzelner Kantone“.[1] Heute dienen Wappenteller oft als Raumschmuck („Wandteller“). Bei der Gestaltung der Wappenteller gibt es „eine feine Grenze zwischen Prachtentfaltung und eitler Prahlererei“.[2]
Wappenporzellan



Wappenporzellan (engl.: armorial ware oder heraldic china) ist ein durch Brennen hergestelltes feinkeramisches Erzeugnis (meist nicht nur ein Wappenteller, sondern ganze Tafel-/Essgeschirre), auf das in der Herstellung entweder durch vorgefertigte, gedruckte Dekorfolien oder durch Handbemalung Wappendekor aufgebracht wurde. Die hochwertigste Form dieser Dekoraufbringung erfolgt durch „Porzellanwappenmaler“.
Auftraggeber
Nach der Erweiterung des europäischen Seehandels im 17. Jahrhundert war der Gebrauch von Porzellan für Wappendekor-Essgeschirr anstelle von Essgeschirr aus Metall, Holz und anderen Materialien reiner Luxus,[2] den sich nur wohlhabende Auftraggeber wie Kaiser, Könige, adlige Familien oder andere Magnaten leisten konnten. Später griffen Studentenverbindungen, Vereine und Bürgerliche den weitverbreiteten Modetrend auf, ihre Wappen und Wappenfarben auf Porzellangegenständen anzubringen.
Geschichte
Ursprünglich wurden Wappenteller aus Porzellan nur in China gefertigt (→ Chinesisches Auftragsporzellan), nur die Wappenvorlagen stammten aus Europa:
„Die europäischen Auftraggeber schickten die Vorlagen der Wappen ihrer Kunden nach China, die dort abgezeichnet wurden. Das meist in Chin-Te-Chen fabrizierte Porzellan wurde in Kanton dekoriert und von dort aus nach Europa exportiert. Da die nach China gesandten Wappenvorlagen häufig die gleichen waren, wie die, nach denen auch die metallischen Geräte graviert wurden, tragen diese Porzellanmalereien oft den Charakter einer Gravur. Die meisten dieser Geschirre entstanden in der Mitte des 18. Jahrhunderts, die letzten um 1820.“
„Was nach England kam, nannte man Armorial Lowestoft; in Wahrheit hat es aber mit der 1757 zu Lowestoft in der Grafschaft Suffolk eingerichteten Weichporzellan-Manufaktur nichts zu tun. Tatsächlich schickten europäische Firmen die Wappen ihrer Kunden nach China; dort wurden sie abgezeichnet, und das mit ihnen bemalte Porzellan wurde nach Europa exportiert.“
Britische Kunden importierten von 1695 bis 1820 etwa 4000 Tafel-/Essgeschirre, bis eine neue Verbotssteuer den Handel stoppte.[3] Erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts gingen Manufakturen und Firmen wie Wedgwood, Meißen sowie andere zur Herstellung von Wappenporzellan über.[1][2]
- Wappenteller (Asiatisches Museum, Korfu)
Weitere Wappengegenstände
- Die Herstellung der Wappenkrüge ist früher als jene von Wappentellern einzuordnen. Die Aufbringung des Wappens diente dabei nicht nur zur Zierde, sondern auch der Wiedererkennbarkeit des Trinkgefäßes bei Trinkgelagen.
- Auch Wappengläser und -pokale sind schon früh in Gebrauch gewesen, die Blütezeit war etwa die Zeit des 16. bis zum 18. Jahrhundert. Die angewandten Techniken reichen vom Bemalen und Schleifen bis zur Emaillierung
.
Siehe auch
Literatur
- P. Schnyder von Wartensee: Meissner Wappenservice des 18. Jahrhunderts. In: Keramikfreunde der Schweiz. Mitteilungsblatt Nr. 50. April 1960.
Einzelnachweise
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 1,2 1,3 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 429 f., 434 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Hochspringen nach: 2,0 2,1 2,2 2,3 Neubecker, Ottfried: Heraldik. Wappen - ihr Ursprung, Sinn und Wert. Battenberg Verlag im Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-275-5, S. 253 ff. (© EMD-Service für Verleger. Luzern, Schweiz 1990. Deutsche Ausgabe: Genehmigte Lizenausgabe. Titel der amerikanischen Ausgabe: Heraldry. Sources, Symbols and Meaning.).
- ↑ Stephen Friar (Hrsg.): A New Dictionary of Heraldry. Alphabooks/A&C Black
, London 1987, ISBN 0 906670 44 6(?!), S. 103.