Wappenbrief

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Wappenbrief für die Familie Rottengatter, ausgestellt von Kaiser Friedrich III. in Ulm am 21. Juni 1473
1571, engl. Wappenbrief: für Henry Draper of Colnbrook (ausgestellt von Clarenceux King of Arms Robert Cooke; Quelle: Nationalarchiv UK)
1995: Neueres Wappenbriefpatent für Sir Edmund HillaryW-Logo.png (Auklandmuseum NM3.12545)

Ein Wappenbrief (auch Wappendiplom oder kurz Diplom, Brief genannt; englisch grant of arms; lateinisch litterae armales) ist in einem weiten Sinn eine Urkunde, durch die ein bestimmtes Wappen verliehen, verbessert, bescheinigt oder bestätigt und „meist auch beschrieben“[1] wird („urkundliche Verbriefung eines Wappens“)[2].

Darstellung

Einen Wappenbrief erhielten ursprünglich schon im Mittelalter nichtadlige Ritter über das vom König verliehene Wappen. Wappenbriefe oder auch Wappendiplome können zum Zeichen der Anerkennung oder für besondere Verdienste an einzelne Personen oder Familien ausgestellt sein. Wappenbriefe sind etwa seit dem 15. Jahrhundert nicht gleichbedeutend mit einer Erhebung in den Adelsstand.

„Wappenbriefe adeln nicht.“

Deutsches Sprichwörter-Lexikon (1880)[3]

„er ist verschieden vom adelsbrief: wapenbriefe allein adeln nicht“

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (1854-1961)[1]

„Die erste Wappenverleihung durch Wappenbriefe ohne gleichzeitige Erhebung in den Adelsstand fällt in (..) das 15. Jahrhundert.“

Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst (1978/2000)[2]

Vor dem 15. Jahrhundert ist nach Walter Leonhard die Verleihung eines Adesbriefes regelmäßig mit der Bestätigung eines vorhandenen oder der Verleihung eines neuen Wappens, des sogenannten Briefwappens verbunden.[2]

Wappen- als auch Adelsbriefe entstanden im 14. Jahrhundert und wurden von einem Landesherr, vom Kaiser oder dessen Hofpfalzgrafen ausgestellt und verliehen.[4] Einer der ältesten bekannten Wappenbriefe wurde nach Gert Oswald von Kaiser Ludwig IV., dem Bayern, am 8. Februar 1338 für den Grafen Carbonesi ausgestellt[4], und einer der ältesten Adelsbriefe von Kaiser Karl IV. am 30. September 1360 für den Frankfurter Bürger und Mainzer Geistlichen Wicker FroschW-Logo.png, dessen Grabplatte man sich noch heute in der Katharinenkirche in Frankfurt am Main ansehen kann.

Der Wappenbrief verlieh dem Besitzer mitunter durch seinen Inhalt alle damaligen Ehren- und Vorzugsrechte des Adels. Wenn die Empfänger der Wappenbriefe und ihre Nachkommen das Wörtchen „von“ nicht vor ihren Namen setzten, so entsprach das einer damaligen Sitte. Als dies dann Anfang des 18. Jahrhunderts gebräuchlich wurde, geschah es unbeanstandet. In dieser Zeit sind die in Wappenbriefen verbrieften Wappen teilweise unheraldisch:

„Die in den Wappenbriefen dargestellten Wappen entsprachen nicht immer den heraldischen Regeln. Das trifft insbesondere auf Wappenbriefe des 17. und 18. Jahrhunderts zu.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

Weblinks

Commons: Wappenbriefe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Arndt, J.: Die Entwicklung der Wappenbriefe von 1350 bis 1806 unter Berücksichtigung der Palatinatswappenbriefe. In: Der Herold. Neue Folge. Band 7. Heft 8. 1970
  • Dachenhausen, A. v.: Die kaiserlichen Wappenbriefe und Adelsdiplome. Wien. Ohne Jahr.

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: 1,0 1,1 Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Wappenbrief. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
  2. Hochspringen nach: 2,0 2,1 2,2 Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 21 f. und S. 78 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  3. Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880.
  4. Hochspringen nach: 4,0 4,1 4,2 Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. ISBN 978-3-411-02149-9 S. 414


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Wappenbrief“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 30.Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.