Riesenalk (Wappentier)
(1867: Wappen Alker, nach Österreichischem Staatsarchiv, HAA AR 12.2)

Der Riesenalk (auch Großer Alk, Brillenalk, kurz Alk oder ähnlich genannt isländisch Geirfugl, Geyrfugl; französisch grand pingouin; englisch great auk; lateinisch pinguinus impennis oder alca impennis) ist in der neueren Heraldik ein seltenes Wappentier beziehungsweise eine gemeine Figur.
Darstellung
Die gemeine Figur Riesenalk ist gewöhnlich nicht einer bestimmten Illustration oder einem besonderem Riesenalk-Präparat des gleichnamigen ausgestorbenen Seevogels der Nordhalbkugel nachgebildet (die letzte verlässliche Sichtung eines Riesenalks erfolgte im Jahr 1852)[1]. Vielmehr lehnt sich die Darstellung der Figur Riesenalk an das Idealbild eines natürlichen Riesenalks
an.
Grundsätzlich können die heraldischen Regeln, die für eine Vogelfigur allgemein gelten, bei einer Riesenalkfigur zur Anwendung gelangen. Dank des charakteristischen Körperbaus seines natürlichen Vorbilds kann man die Riesenalkfigur in Wappen gemeinhin ohne Schwierigkeiten von anderen Vogelfiguren (mit Ausnahme vom Pinguin, siehe weiter unten) gut abgrenzen. Sie erscheint gewöhnlich wenig heraldisch stilisiert beziehungsweise in Naturform, wobei das natürliche Äußere des flugunfähigen Seevogels kaum abgeändert wird („natürlicher Riesenalk“). Hervorzuheben sind ein stämmiger, strommlinienförmiger Körper, schmale und kräftige, zu Flossen umgestaltete Flügel, kurze Oberschenkel (die in der heraldischen Stilisierung teilweise weggelassen werden), kurze und große, mit Schwimmhäuten versehene Füße, ein stark reduzierter Schwanz sowie ein langer und spitzer Schnabel.
Die Riesenalkfigur kann monochrom, mit nur einer heraldischen Farbe gemeldet sein (zum Beispiel nur in Silber oder nur in Schwarz), wird aber überwiegend in Naturfarbe dargestellt (das ist in Schwarz und Silber). Dabei ist das Gefieder auf der Oberseite und an der Kehle gewöhnlich schwarz gefärbt, die Unterseite sowie ein Spitzensaum der Armschwingen dagegen silber. Auch der Schnabel und Füße sind schwarz. Deutlich heraldisch zu betonen ist ein länglichrunder, silbener Fleck vor und über dem Auge. Besonderheiten, wie eine andersfarbie „Vorderbrust“, ein „Kopfschmuck“ oder ähnliches, sind stets zu melden.
Die Riesenalkfigur erscheint gewöhnlich nach heraldisch rechts sehend. Im Normalfall wird sie „stehend“ dargestellt. Andere Haltungen der Figur im Schild sind in der Wappenbeschreibung zu melden. Es empfiehlt sich jedoch, die Figur im Gegensatz zu vielen anderen Wappenvögeln ausdrücklich nicht „flugbereit“, „auffliegend“ („mit ausgebreiteten Schwingen“), „fliegend“, „als Flugbild“ et cetera darzustellen.
Riesenalk versus Pinguin
Der ausgestorbene Riesenalk ist trotz seines Namens und seiner äußeren Ähnlichkeit mit den heute noch auf der Südhalbkugel lebenden Pinguinen nicht verwandt.[2] Wegen der heraldischen Stilisierung ist Riesenalkfigur von einer Pinguinfigur in Wappen nur schlecht oder gar nicht zu unterscheiden. Eine Riesenalkfigur sollte daher zwingend, falls vorhanden, in der Wappenbeschreibung als solche bestimmt sein und in der heraldischen Darstellung mit deutlich überzeichneten, charakteristischen Riesenalkmerkmalen gestaltet sein, sonst sind Verwechslungen nicht auszuschließen. Im Zweifelsfall ist der Riesenalk als Wappenmotiv nur durch umfangreiche Forschungen oder durch sprechende Hinweise zu verifizieren oder zu falsifizieren. Beispielsweise liegt es auf der Hand, dass im redenden Wappen der Familie Alker ein Riesenalk/Alk dargestellt wird - kein Pinguin, wie man nach flüchtiger Betrachtung eines Alker-Wappenaufrisses womöglich meinen könnte.
Wappenbilderordnung
Ob der Riesenalk in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. In der Ausgabe 1990-1996 ist das Wappentier noch nicht erfasst.[3]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Gaston et al., S. 121
- ↑ Seite „Riesenalk“
. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. Februar 2021, 07:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Riesenalk&oldid=208494355 (Abgerufen: 14. Juni 2021, 12:42 UTC)
- ↑ Vgl.:
- Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
- Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).