Flamingo (Wappentier)

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In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens ist eine Wappenfigur, die eigens zur Darstellung eines Flamingos verwendet wird, nicht gebräuchlich.

Flamingo
 
in der Natur
 
in der Heraldik
(Wappen von Sado, SetúbalW-Logo.png, Portugal)

Der Flamingo (französisch flamant; englisch flamingo; lateinisch phoenicopterus ruber ‚Rotfeder‘) ist in der neueren Heraldik ein seltenes Wappentier beziehungsweise eine wenig verbreitete gemeine Figur.

Geschichte

Flamingo im Familienwappen Cazals (baron d'Empire)

Wer, wann zum ersten Mal einen Flamingo im Wappen führt, ist unklar beziehungsweise nicht ausreichend erforscht. Sehr grob datiert, kommen spätestens Anfang des 19. Jahrhunderts Flamingofiguren im Wappenwesen zur Anwendung. Beispielsweise erscheint ein „natürlicher Flamingo“ im Wappen der Familie CazalsWp France moderne.png, welches in seiner Gestaltung den Vorgaben der Napoleonischen Heraldik für einen französischen Reichsbaron folgt (armorial des barons de l'Empire; per Dekret vom 19. März 1808 und Patentbrief vom 21. Dezember 1808).[1]

Darstellung

(ClèresW-Logo.png, Frankreich)

Da die Flamingofigur selten in Wappen erscheint, gibt es keine besonderen heraldischen Gestaltungsvorgaben für sie, außer jene, die für heraldische Vögel allgemein gelten. Grundsätzlich lehnen sich die Darstellungen von Flamingofiguren an das IdealbildW-Logo.png der gleichnamigen natürlichen FlamingovögelW-Logo.png (phoenicopteridae), insbesondere an das Idealbild der in Europa vorkommenden RosaflamingosW-Logo.png (phoenicopterus roseus) an. Die typischen Merkmale der natürlichen Vorbilder (lange, dünne Beine, langer Hals, nach unten geknickte Seihschnabel et cetera) sind bei der Gestaltung der Wappenfigur im Sinne einer heraldischen Stilisierung zu übertreiben. In der Praxis wird diese Empfehlung nicht immer beachtet, weswegen Wappen und Wappaufrisse vorhanden sind, wo die Flamingofigur viel zu naturgetreu dargestellt wird. Bevorzugt ist die Flamingofigur auf einem Bein stehend und in einer aufrechten, nach heraldisch rechts gewendeten Stellung in Wappen anzutreffen. Andere Stellungen sollten in der Wappenbeschreibung gemeldet werden.

Die Flamingofigur ist in Wappen einerseits einfarbig heraldisch tingiert (bevorzugt in Silber oder Gold), andererseits auch natürlich (das heißt mit mehreren, manchmal unheraldischen Farben wie „Rosa“?). Die Bewehrung kann andersfarbig als der Rest des Motivs tingiert sein, was in der Wappenbeschreibung blasoniert werden muss.

Flamingo als Nebenfigur

Im Wappenschild erscheint die Flamingofigur gemeinhin in Einzahl, oft begleitet von anderen Wappenfiguren oder als Nebenfigur. Beispielsweise wird im Wappen Wilhelm (ADW-Nr. 15158 ) als Hauptfigur eine Arche NoahW-Logo.png mit zig Wappentieren als Nebenfiguren dargestellt, darunter auch eine Flamingofigur. Selten wird die Flamingofigur alleinstehend beziehungsweise wie im Wappen von Clères lediglich kombiniert mit einem Heroldsbild dargestellt (bei Clères ein Schrägbalken); auch in höherer Anzahl wie im Wappen von Pauli ArbareiW-Logo.png, wo drei Flamingos nebeneinander stehen, kommt das Motiv kaum vor.

Flamingo als Schildhalter

Flamingofiguren kommen im Wappenwesen häufig als Schildhalter zur Anwendung. Beispielsweise erscheinen sie im Wappen der Turks- und Caicosinseln, im Wappen der Bahamas und im Wappen der WalfischbuchtW-Logo.png als prachtvolle Schildhalter, die auf einem Bein stehen und mit dem anderen den Schild „halten“.

Paraheraldik

Das Motiv Flamingo kommt auch als paraheraldisches Abzeichen vor, beispielsweise als Badge (Militärflugplatz RAF AkrotiriW-Logo.png) oder als PatchW-Logo.png (Marineflugplatz Nîmes-GaronsWp France moderne.png).

Symbolik

Außerhalb der Heraldik steht der Flamingo in den UpanishadenW-Logo.png „mit der Symbolik des Lichts in Zusammenhang“.[2]

Wappenbilderordnung

Weblinks

Commons: Flamingos in der Heraldik – Sammlung von Bildern
 Wikipedia: Flamingo – Beitrag zum realen Vorbild der Wappenfigur
Wiktionary Wiktionary: Flamingo – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wappenbeschreibung: „Coupé: le premier parti d'or au casque et à la cuirasse de sable orlés d'argent brochant sur quatre drapeaux aussi de sable, croisés en sautoir, surmontés d'un croissant d'azur montant entre deux étoiles de gueules et de gueules au signe des barons militaires, le deuxième d'argent au flammand naturel, passant, terrassé de sinople, adextré d'un papirus et sénestré d'un lotus aussi au naturel.
    Livrées: les couleurs de l'écu : le verd dans les bordures seulement“
  2. Udo Becker: Lexikon der Symbole. Komet MA-Service und Verlagsgesellschaft mbH, Frechen 2001, ISBN 3-89836-206-X, S. 91.
  3. Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 142–143 (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).