Basilisk (Wappentier)

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Dieser Artikel erläutert Basilisk in der Heraldik; zu anderen Bedeutungen siehe BasiliskW-Logo.png
Basilisk
 
in einer mittelalterlichen Handschrift
(Aberdeen BestiaryW-Logo en.png; 12. Jahrhundert)
 
in der Heraldik
(Wappenschild der Herren von Bremen, Rothenburger Geschlecht; nach Ströhl, 1910)
1335/1345: Basilisk in einem unbekannten Wappen (nach Züricher Wappenrolle; Aufriss Runge von 1866)
Fabelwappen mit Basilisk
 
1889: vermutlich für David KomnenosW-Logo.png (Siebmacher nach Grünenberg)

Der BasiliskW-Logo.png steht in der Heraldik als Wappentier in der Reihe der gemeinen Figuren. Der Basilisk wird auch als Hahndrache [1] bezeichnet.

Abgrenzung

Der Basilisk wird in vielen Blasonierungen und Quellen der Heraldik mit einer Unzahl von anderen Wappentieren oder heraldischen Fabelmotiven wie Amphisbaena, Lindwurm, Wyvern, Harpyie oder Drache verwechselt, obwohl seine Erscheinung in der Heraldik – im Gegensatz zu seiner Erscheinung in der Mythologie und in der bildenden Kunst – relativ eindeutig und nicht fließend ist: Wie auch immer ihr Körper gestaltet ist, die Basiliskenfigur besitzt einen Hahnenkopf! Wenn in der Heraldik eine Wappenfigur keinen Hahnenkopf besitzt, ist sie kein Basilisk, selbst wenn sie als Basilisk blasoniert wurde. Diese heraldische Regel gilt für die europäische Wappenkultur, nicht für neuere Wappendarstellungen außerhalb Europas, wo man den Basilisk manchmal auch mit einem anderen Tierkopf im Wappen darstellt (siehe z. B. das Wappen von Kasan). Ohne Bedeutung ist diese Typisierung auch für Basiliskendarstellungen außerhalb der Heraldik (dort kann ein Basiliskenkopf auch drachenkopfartig oder anders gestaltet sein).

Die Unterscheidung der angloamerikanischen Heraldik zwischen

  • Cockatrice (Hahndrache mit Flügel, tötet durch Atem, pfeilspitzförmiger Schwanz) und
  • Amphisien Cockatrice bzw. Basilisk (Hahndrache mit/ohne Flügel, tötet durch seinen Blick, Schwanz mit zusätzlichem Schlangen- oder Drachenkopf)

ist der kulturellen Rezeption geschuldet und auf dem europäischen Kontinent nicht verbreitet.

Darstellung und Blason

In der Wappenkunde ist der Basilisk eine Mischung aus Hahn, Schlange und Drache. Die heraldische Darstellung erfolgt stets im Profil, gewöhnlich nach rechts (heraldisch) sehend. Sie beschränkt sich auf ein drachenähnliches, zweibeiniges und geflügeltes Tier mit Hahnenkopf und Schlangenschwanz (und optional einer Krone für das Attribut "König der Schlangen").

Der Hahnenkopf und die Vorderfüße sind häufig dem Adler angelehnt, die Flügel und der Körper dem Drachen. Das Schwanzende wird entweder pfeilförmig (wie bei einem Drachen) dargestellt oder als zweiter Kopf (Drachen-, Schlangen-, Totenkopf oder ähnliches). Die Bewaffnung (Krallen, Schnabel, Zunge und Vogelbeine) wird oft andersfarbig tingiert.

„Eine Abart des Drachen ist der Basilisk (Tafel XXII. Figur 29.), altdeutsch: Unk, ein Drache mit Hahnenkopf wie z. B. im Wappen der Edlen von Kuepach in Bayern. Unseres Erachtens muss das Wappenthier der von Wurmbrand ebenfalls als Basilisk bezeichnet werden.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]
Basilisk in Grünenbergs Wappenbuch
 
1483: Berliner Original,
SB–PK: VIII. HA, II, Nr. 21
 
ca. 1480-1500: Münchner Kopie, BSB Cgm 145
 
1602/1604: Ortenburg-Kopie,
BSB Cgm 9210
 
Neuere Reproduktion, nach Grünenbergs Wappenbuch
Fabelwappen mit Basilisk, vermutlich redende Anspielung auf den Kaiser Basileios KomnenosW-Logo.png, der 1340 durch Gift starb (Attribut des Basilisk) oder für David KomnenosW-Logo.png, der am 1. November 1463 mit nahezu allen männlichen Mitgliedern seiner Familie hingerichtet wurde.[3]

Verbreitung

Basilisken in der Wappenscheibe des Standes Basel im Kreuzgang des Klosters Wettingen, Ost XI 2
Wappen der Familie Janka mit einem Basilisken im Oberwappen (Gestaltung: Dr. Nico Augustin)[4]
alternative Beschreibung
1560: Basilisk im Wappen Heusinger (nach Hylmair's Wappenbuch)
alternative Beschreibung
1563: Basilisk im Wappen Heusinger (nach Wappenbuch des Ungeldamtes Regensburg)

Eine frühe Basilisk-Wappenfigur (14. Jhr.) findet sich in einem nicht identifizierten Wappen in der Züricher Wappenrolle. Als gemeine Figur, Wappentier oder Schildträger wird der Basilisk eher selten in Wappen gefunden. Dennoch besitzt er als zeitweiser Schildträger des Wappens der Stadt BaselW-Logo.png (seit dem 15. Jahrhundert) einen gewissen Bekanntheitsgrad. Ein Taler von 1741 zeigt im Avers (auf der Vorderseite) die Ansicht der Stadt Basel und darüber die Wappen der acht Vogteien. Im Revers einen Basilisk mit dem Wappen und der Randschrift CONCORDIA ... [5]

Die Darstellung von Basilisken verbindet man mit den Wappen der Familien von Kuepach, von Wurmbrand, von Breidbach, von Kesselstatt und anderen, obwohl diese ursprünglich wohl keine „echten“ Hahndrachen führten, sondern andere Fabeltiere. Je nach Quelle variieren hier die Angaben. Daß die Darstellung zwischen Basilisk und Drache/Lindwurm in der Geschichte und Interpretation eines Familienwappens schwankt, kann stellvertretend an dem Wappen der Familie Nugent von Westmeath gezeigt werden (siehe nachstehende Abbildungen):

Aus Hahndrache wird manchmal Drache (und umgedreht)
Wappen der Familie Nugent
Coat of arms family Nugent 01.jpg
Merge-short arrows 2.svg
Coat of arms family Nugent 02.jpg
Basilisk Drache/Lindwurm

Nur bei wenigen Familien gibt keinen Zweifel, dass sie schon immer oder aber seit einem bestimmbaren und belegbaren Zeitpunkt einen Basilisken im Wappen führen/führten. Hierzu zählen zum Beispiel:

  • Heusinger (Führung um 1563, bürgerliche Familie aus Regensburg)
  • von Chlumecky (seit 1827/1844 Wappen mit Basilisk, böhmisch-mährisches Adelsgeschlecht)
  • Janka (Wappenstiftung 2010, Bürger-/Handwerkerfamilie aus Mähren)
1547: Basilisk (Holzschnitt)
Basilisk im Aberdeen BestiaryW-Logo en.png (folio 66; 12. Jahrhundert)
Basilisk (15. Jahrhundert)
Basilisk nach Jost Amman (Holzschnitt 1584, für das Werk „Naturgeschichte“ von Plinius dem Älteren)

Bedeutung

Außerhalb der Heraldik symbolisiert der Basilisk unter anderem:

  • den TodW-Logo.png, die HäresieW-Logo.png, den TeufelW-Logo.png, die SündeW-Logo.png oder den AntichristW-Logo.png (z. B. in der katholischen Symbolik des 16./17. Jahrhunderts: Basilisk = König der Schlangen = Satan = Reformation)
  • Teilweise fungiert der Basilisk als Symbol für eine der Todsünden (gleichsetzung mit Wollust, aber auch mit Neid und Hochmut).
  • Pest und Tod (der Atem eines Basilisken ist angeblich "tödlich giftig")
  • Vertreibung (in Anlehnung an die Rolle der Schlange, bei der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies)
  • König der Schlangen
  • In der Alchemie galt die Asche des Basilisken als Mittel gegen andere giftige Tiere; das Fabelwesen selber wurde mit dem Stein der WeisenW-Logo.png gleichgesetzt.
  • Die Krankheit Syphilis wurde teilweise „Basiliskengift“ genannt.

Beispiele

Siehe auch

Weblinks

Literatur

Thomas Hofmeier: Basels Ungeheuer. Eine kleine Basiliskenkunde. (Basiliskologie). secretBasel2. Berlin & Basel 2013, ISBN 978-3-939176-23-7 (5. Auflage 2021).

Einzelnachweis

  1. Die Hauptstücke der Wappenwissenschaft, Band 1, Christian Samuel Theodor Bernd, Verlag Bei dem Verfasser und bei Ed. Weber, Bonn 1841
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 99. Tafel 22. Figur 29. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
  3. Das Wappen stammt aus Konrad Grünenbergs Wappenbuch und bezieht sich auf die byzantische Herscherdynastie der Komnenen bzw. auf das Kaiserreich von TrapezuntW-Logo.png am Schwarzen Meer (1204 bis 1461). Wörtlich heißt es bei Grünenberg: „Der Kaiser von Trappesod stößt an Kriechen und an das Kaisertum von Athen; hat yetzo der türkisch Kaiser gewunnen und den Kaiser geköpft.“
  4. Blason: Gespalten von Silber und Blau, vorn drei silbern-besamte blaue Veilchenblüten pfahlweise, hinten ein nach links gekehrter silberner Stulpenstiefel, pfahlweise durchbohrt von einem gestürzten silbernen Pfeil. Auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken ein golden-bewehrter silberner Basilisk mit gespaltener roter Zunge, pfeilspitzförmigem, mit goldenen Zähnen besetztem Schwanz und blauen Drachenflügeln, mit der rechten Kralle greifend ein geschlossenes blaues Buch mit silbernem Schnitt, belegt mit einer silbernen Veilchenblüte.
  5. Das der Stadt Nürnberg gehörige Isaak von Peyer'sche Münz- u. Medaillen-Cabinet, J. R. Erbstein, H. Albert Erbstein, Nürnberg 1863, Seite 11
  6. Blason: In Gold ein grüner Basilisk, mit rotem Schnabel, ebensolchem Kamm und Beinen und goldenen Flügeln, einen schwarzen Skorpion vertilgend.
  7. Blason: Unter von Rot und Silber im Zickzackschnitt geviertem Schildhaupt in Gold ein schwarz gekrönter und bewehrter roter Basilisk, der seine linke Kralle auf einen von Silber und Rot gevierten Schild stützt.
    Bedeutung: Der Basilisk ist aus dem Wappen von Kloster Banz entnommen, das ein bedeutender Grundherr und Herrschaftsinhaber im Gemeindegebiet war.
  8. Blason: In Silber steht auf einem grünen Schildfuß ein goldgekrönter, goldbewehrter, rotflügliger schwarzer Basilisk mit roter Schwanzspitze.
    Ursprünglich ähnelte der Basilisk der Tatarenstadt Kasan einem Adler mit Drachenschwanz, aus dessen Schnabel eine Flamme lodert. Geschichte: Das erste offizielle Wappen von Kazan wurde bereits im 16. Jahrhundert als Siegel geführt, 1721 als Wappenfigur bestätigt und am 18. Oktober 1781 genehmigt. Modernisiert wurde das Wappen im Jahr 2005. Im Jahr 1926 gab es in diesem Kulturkreis ein Verbot der Heraldik, wovon auch das Wappen von Kasan betroffen war, das auch als Wappenschild auf dem rechten Flügel des alten Zarenadlers zu sehen war. In dem Kulturraum symbolisieren Basilisken und Drachen Stärke, Weisheit und Unbesiegbarkeit, auch die Erde, das Leben und den Reichtum. (Quelle: Volborth: Fabelwesen der Heraldik. 1996. Sowie: KasanW-Logo.png)
  9. „Im 13. und 14. Jh. diente das Schloß dem Adelsgeschlecht der Herren von Ried als ständiger Wohnsitz. Die Herren von Ried besaßen einen Basilisken (Fabeltier) in ihrem Wappen. Dieser ziert heute das Gemeindewappen von Ried im Oberinntal.“ Verleihung am 27. Nov. 1973. Blason: In Schwarz ein goldener Basilisk. Quelle: Gemeinde Ried
  10. Benátky nad Jizerou: Wappenbeschreibung, (tschechisch)
  11. Blason: In Rot ein geflügelter goldener Drache mit silberner Pfeilzunge und Stachelschwanz.
  12. Blason: Geteilt von Grün und Rot; oben ein silberner Schrägwellenbalken; unten ein stehender, goldbewehrter silberner Drache (Basilisk) mit ausgebreiteten Flügeln, darin vorn ein kleiner roter Schild mit drei, 2:1 gestellten silbernen Schildchen, hinten ebenfalls ein kleiner roter Schild mit zwei gekreuzten silbernen Berghämmerchen.
  13. Das Wappen der Ortsgemeinde St. Johann wurde am 13. Mai 1949 vom Regierungspräsident Koblenz verliehen. Es entspricht dem Familienwappen der Herrschaftsfamilie v. Breidbach, deren Namensträger von 1473 bis 1796 Schloß Bürresheim in der Gemarkung von St. Johann bewohnten.