Wachtel (Wappentier)

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Wachtel
in der Natur
alternative Beschreibung
in der Heraldik
(natürliche Wachtel im Familienwappen Wachtel; nach Siebmacher, 1612)

Die Wachtel (ahd. wahtala; griechisch ortyx, mhd. wahtel; lateinisch quacila; französisch caille; englisch quail) ist in der Heraldik ein seltenes Wappentier bzw. eine wenig verbreitete gemeine Figur.

Darstellung

Die Darstellung einer Wachtel in Wappen lehnt sich an das Idealbild des natürlichen Hühnervögels (WachtelW-Logo.png, coturnix coturnix) an, sollte aber heraldisch stilisiert erfolgen, wobei die typischen Merkmale des Vogels (kurzer Schwanz, kleiner gebogener Schnabel, rahmenfarbene Streifen am Kopf, einen heller Ring um den Hals [„Halsband“], gedrungener Hühnervögelkörperbau, kurzer Lauf ohne Sporn, lange, geheftete Vorderzehen und sehr kurze Hinterzehen etc.) in der heraldischen Gestaltung besonders zu betonen sind. Die Flügel sind stets angelegt darzustellen, niemals ausgebreitet (es sei denn, es wurde in der Wappenbeschreibung etwas anderes gemeldet). In der Normalform erscheint die Wachtelfigur in Wappen in einer sitzenden/stehenden gedrungenen Körperhaltung und ist nach heraldisch rechts gewendet (andere Stellungen sollten in der Beschreibung gemeldet werden).

In Wappen kommt die Wachtel natürlich (d. h. in Naturfarbe respektive Naturform) oder heraldisch vor (das ist zum Beispiel einfarbig, mit nur einer heraldischen Farbe). Erscheint die Bewehrung in einer anderen beziehungsweise in einer hervorgehobenen heraldischen Farbe, ist dies anzuzeigen. Nach Ralf von Retberg wird die Wachtelfigur bevorzugt in Gold dargestellt:

„Zu den goldenen Vögeln sind zu zählen: (..) Wachtel (..)“

Gelegentlich wird die Wachtelfigur aber auch in Schwarz, Blau oder einer anderen heraldischen Farbe gemeldet. Da die Figur selten in Wappen erscheint, gibt es keine weiteren expliziten heraldischen Vorgaben für sie, außer jene, die für heraldische Vögel allgemein gelten.

Verbreitung und Geschichte

Wann genau die Wachtelfigur zum ersten Mal in einem Wappen erscheint, ist unklar beziehungsweise nicht ausreichend erforscht. Sie kann im 16. Jahrhundert in Wappen nachgewiesen werden, nach Ralf von Retberg erscheint sie bereits im 15. Jahrhundert im Wappenwesen.[1] Es ist wahrscheinlich, dass sie schon früher in Wappen erscheint, aber von späteren Jahrhunderten nur als (unbestimmbarer) „Vogel“ angesehen wurde. Die Heraldiker Otto Titan von Hefner und Maximilian Gritzner verweisen 1861 und 1889 lediglich auf zwei Familien, die eine Wachtel im Wappen führen:

„Wachtel: in Gold: Wachter, Bayern, in 2 und 3; drei silbern in Blau: Wachtl von Daun, Österreich.“

Otto Titan von Hefner: 1861[2]

„Wachtel: im Wappen der Wachter in Bayern und Wachtl von Daun in Österreich.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Tatsächlich gab es auch im 19. Jahrhundert schon mehr als zwei Familienwappen mit eine Wachtel als Wappenfigur. Im 20. Jahrhundert bis heute (Stand 2019) lassen sich Wachtelfiguren vor allem in der deutschen und französischen Kommunalheraldik sowie in der spanischen und portugiesischen nachweisen, aber auch in weiteren Familienwappen (zum Beispiel im Wappen Wachtlin, neu angenommen im Februar 1963, eingetragen in der DWR unter der Nr. 5912/63).

Wachtel in der Helmzier

Zuweilen erscheint eine Wachtelfigur im Oberwappen, zum Beispiel in den Wappen der Familien Wachtel, Wachtler und Wachter von Eisenberg.

Wachtel als Nebenfigur

Die Figur Wachtel erscheint manchmal als Nebenfigur, die eine Hauptfigur begleitet oder beseitet (wie zum Beispiel im Wappen von OspitalettoW-Logo.png), wo zwei natürliche Wachtelfiguren eine größere Schaufelblattfigur beseiten). Wachteln zählen in einem gewissen Sinn zu den BeutetierenW-Logo.png, was in Wappen gelegentlich thematisiert wird. Beispielsweise erscheint im Wappen von Neryak alias Barbely eine Wachtel als Fang in den Krallen eines Falkens.

Abgrenzung

Wachtel/Taube (?) auf Dreiberg
(Familienwappen Wachtler, im Siebmacher als „Taube“ [?] blasoniert)[4]
1373: Im Schildhaupt drei Wachteln/Amseln (?) (Wappen derer von WachenheimW-Logo.png, Andreasstift Worms)

In einigen Fällen ist unklar, ob in einem Wappen explizit eine „Wachtel“, ein unterschiedlicher Hühnervogel oder ein ganz anderer Vogel dargestellt wird.

Zum Beispiel erscheint im Wappen des Ritters Josef Edler von Wachtler, der 1831 die Herrschaft VsetínW-Logo.png kaufte, in Blau auf einem grünem Dreiberg ein auffliegender silberner Vogel, einen Ölzweig im Schnabel haltend; die Merkmale „Ölzweig“ und „auffliegend“ legen nahe, dass es sich bei dieser Vogelfigur um eine Taube handelt, wie es im Siebmacher von 1899 kolportiert wird.[4] Allerdings könnte man in diesem Fall die Vogelfigur auch als „Wachtel“ interpretieren, wenn man davon ausgeht, dass ein redendes Wappen vorliegt (Wachtler = Wachtel).

Im Wappen der Herren von WachenheimW-Logo.png erscheinen drei schwarze Vögel, deren Deutung nicht endgültig geklärt ist. Stand heute (2019) geht man gewöhnlich davon aus, dass es sich bei den drei Vögeln um Schwarzdrosseln/Amseln handelt, worauf sich der Leitname „Druschel“ (Drossel), den viele Angehörige führten, beziehen soll. Allerdings werden diese drei Vogelfiguren in der Literatur zuweilen auch als Wachteln gedeutet ..

„(..) da man glaubte daraus die Sprachwurzel des Namens Wachenheim (Wachtelheim) ableiten zu können. So wird es auch in der Beschreibung des Wachenheimer OrtswappensW-Logo.png kolportiert.“

Wikipedia (2019)[5]

Grundsätzlich ist die Wachtelfigur nur schwer oder gar nicht von einer Rebhuhnfigur zu unterscheiden. Im Einzelfall sind die Wappenbeschreibung, Wappenstifter oder Wappenführender beziehungsweise die jeweilige Wappengeschichte hinzuzuziehen, um ein Motiv in einem gegebenen Wappenaufriss näher zu bestimmen.

Symbolik

Die gemeine Figur Wachtel eignet sich für redende Wappen, zum Beispiel für Familien mit dem Namen Wachtel, Wachtl, Wachel, Wachtler, Wachter, Wachtlin, Caillot, Caille et cetera oder für Wappen mit Orts-/Gemeindenamen wie Wachenheim oder Cordoniz.

Wappenbilderordnung

Weblinks

Commons: Wachtel in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: 1,0 1,1 Ralf von Retberg: Die Geschichte der deutschen Wappenbilder. Aus Ralf von Retbergs Nachlasse. 1884. Posthum in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler zu Wien. XIII./XIV. Jahrgang. Wien 1886/1887. Seite 52-53
  2. Hefner, Otto Titan von: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik. Weißenburg, Nordgau. 1861. S. 81
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 92. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
  4. Hochspringen nach: 4,0 4,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, IV. Band, 10. Abteilung; Der Mährische Adel; Verfasser: H. von Kadich, C. Blazek; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1899. Seite 281. Tafel 200.
  5. Seite „Wachenheim (Adelsgeschlecht)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. März 2019, 14:45 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wachenheim_(Adelsgeschlecht)&oldid=186743869 (Abgerufen: 25. Oktober 2019, 21:00 UTC)