Kiebitz (Wappentier)
(in Gold ein schwarz-silberner stehender Kiebitz; Wappen Zeddenick

Der Kiebitz (französisch vanneau; englisch lapwing) ist im neueren Wappenwesen (Heraldik) ein seltenes Wappentier beziehungsweise eine wenig gebräuchliche gemeine Figur.
Darstellung
Die Darstellung der Wappenfigur Kiebitz lehnt sich an das Idealbild seines natürliches Vorbilds an, das ist der europäische Kiebitz (Vanellus vanellus) aus der Familie der Regenpfeifer (Charadriidae). Erscheint eine andere Art der Vogelgattung Vanellus beziehungsweise ein anderer Vogel aus der Unterfamilie der Kiebitze in einem Wappen, so sollte dies explizit gemeldet werden.
Allgemein ist die Wappenfigur Kiebitz an einer deutlich hervorgehobenen langen ein-, besser zweizipfligen Haube am Hinterkopf (=„Holle“, „Federschopf“) ohne Schwierigkeiten zu erkennen, zu deuten und zu bestimmen. Die Darstellung erfolgt heraldisch stilisiert, in Naturform, wobei das natürliche Äußere kaum abgeändert wird („natürlicher Kiebitz“) sowie überwiegend in Naturfarbe (das ist in den heraldischen Farben Schwarz-Silber). Dabei ist der Bauch der Figur gewöhnlich silber gefärbt mit einem schwarzen, scharf abgegrenzten Kehl-/Brustband; der Kopf ebenfalls in Silber mit schwarzer Stirn. Teilweise verläuft vom (schwarzen) Schnabel ausgehend eine unscharf abgegrenzte schwarze Binde unter dem Auge zum Hinterkopf. Die Wappenmotive werden auch mit nur einer einzigen heraldischen Farbe tingiert, zum Beispiel nur in Weiß/Silber oder nur in Schwarz (wobei teilweise die Bewehrung, zur der auch die Holle gehört, die Kehle beziehungsweise das Kehl-/Brustband eine andere Farbe erhalten).
Der Kiebitz erscheint gewöhnlich nach heraldisch rechts sehend. Die Haltung der Figur im Schild ist zu melden (bevorzugt sind „stehend“ und „auffliegend“ („mit ausgebreiteten Schwingen“), bei Walter Leonhard auch „laufend“.[1]
- Stehender Kiebitz
- Flugbereiter Kiebitz
Kiebitz in natürlichen Farben mit ausgebreiteten Schwingen (Gaubitsch
, Österreich)
(Čejkovice u Znojma
, dt. ‚Schakwitz‘, Tschechien)
(Chlistov
dt. ‚Chlistau‘, Tschechien)
Kiebitz in Silber (Time, Norwegen
)
Kiebitzkopf
Kiebitzkopf | |
in der Natur | in der Heraldik |
Kiebitzkopf oder Kiebitzrumpf sind keine gebräuchlichen Wappenfiguren, können aber grundsätzlich im Wappenwesen vorkommen. Zum Beispiel erscheint im Wappen von Čejkovice u Hluboké nad Vltavou (deutsch ‚Tschejkowitz‘) ein Kiebitzkopf. Gewöhnlich wird im Wappenwesen weder in der Darstellung noch in der Wappenbeschreibung zwischen einem Halstück (Kiebitzkopf mit langem Hals bzw. Kiebitzrumpf) und einem Kopfbild (nur Kiebitzkopf, ohne Halsansatz) differenziert. Gemeinhin werden Kiebitzköpfe/Kiebitzrümpfe abgeschnitten oder wachsend dargestellt, „abgerissene“ sollten in einer Wappenbeschreibung gemeldet werden. Wenn nicht besonders blasoniert, erscheint ein Kiebitzkopf im Wappen im Profil beziehungsweise zum heraldisch rechten Rand sehend; ein dem Betrachter zugewendeter Kiebitzkopf ist im Wappenwesen nicht gebräuchlich. Die genaue Darstellung erfolgt im Rahmen der Gesamtharmonie eines Wappens/Wappenaufrisses und obliegt letzlich der künstlerischen Freiheit.
Kiebitzei
Die Wappenfigur Kiebitzei, die heraldisch stilisiert dem Idealbild des Eies eines Kiebitzes nachempfunden ist, ist in der Früh- und Blütezeit des Wappenwesens nicht gebräuchlich, kommt aber in der neueren Heraldik vor.
Zweimal geteilt: oben in Blau nebeneinander drei goldene gesprenkelte Kiebitzeier; in der Mitte in Gold zwei übereinander liegende blaue aalförmige Fische; unten in Rot ein goldener dreifüssiger Topf.[2]
Kiebitz in der Helmzier
Im Wappen von Lincolnshire County Council erscheint der Kiebitz in der Helmzier.
Wappenbilderordnung
- Der Kiebitz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Andere Wildvögel unter der Nr. 4321 aufgenommen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 233, Bild 17. (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
- ↑ Manfred Furchert: Oldenburgisches Wappenbuch. Die Wappen der Landkreise, Städte und Gemeinden des Oldenburger Landes. Hrsg.: Oldenburgische Landschaft (= Veröffentlichungen der Oldenburgischen Landschaft. Band 7). Band 1. Isensee Verlag, Oldenburg 2003, ISBN 3-89995-050-X, S. 64.