Rätselwappen

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Außerheraldischer Sprachgebrauch
In der AlltagsspracheW-Logo.png ist ein Rätselwappen ein enigmatisches Wappen mit einem oder mehreren (überlieferten) „rätselhaften“ Motiven/Wappenfiguren, deren genaue Bedeutung unbekannt, unklar oder kaum verstehbar sind.[1]
Beispiel für Rätselwappen:
Ein blauer Balken in einem roten Feld verstößt gegen die heraldische Farbregel, nach der eine Farbe nicht auf einer Farbe, sondern nur auf Metall (Gold/Silber) zu stehen kommen darf.
Rätselwappen mit einem nicht eindeutig identifizierten Wappenmotiv, das als Ramme, (zweihenkeliger) Schenkbecher/Trinkgefäß, Mühleisen oder als Mörser gedeutet wird (Wappen der von Knorr(ing)).

Rätselwappen (veraltet auch Raͤhtselwappen oder Rätzelwappen; französisch armes à enquerre [enquérier]; englisch arms of enquiry, a enquerre) ist in der Heraldik

  • im weitesten Sinn (selten): ein Wappen, das gegen heraldische Regeln verstößt.
  • speziell: die Darstellung eines Wappens, dessen ursprüngliche Farbzusammenstellung durch altersbedingte Farbveränderungen (Nachdunklen, Verbleichen et cetera) nicht mehr bekannt („rätselhaft“) ist, insbesondere wenn es durch chemische oder mechanische Prozesse zu Verstößen gegen die heraldische Farbregel kommt.

„(..) So konnten ehemals goldene Schilde durch Rosteinwirkung rötlich, silberne durch Oxidation blau, grau oder schwarz erscheinen. Diese Veränderungen der ursprünglichen Farben führten dann manchmal dazu, daß sie die späteren Wappenmaler als gegeben ansahen und dann unkritisch die unkorrekten Farben übernahmen. Die älteren Heraldiker gaben diesen Wappen die Bezeichnunge Rätselwappen.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[2]

„(..) Die neueren Stuben-Heraldiker haben (..), indem sie einerseits von dergleichen Dingen keine Ahnung hatten, andererseits auch dem oben genannten Lehrsatze von Farbe und Metall[3] seine Geltung erhalten wollten, für solche in der neueren Zeit verunstaltete und mißverstandene Wappen den Ausdruck Räthsel-Wappen erfunden, der wirklich bezeichnend genug gelungen ist, wenn man bedenkt, dass es uns ein Räthsel bleiben muss, wie man dazu kommen konnte, solche Wappen überhaupt zu malen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[4]

Beispiel

  • Der Schild des Minnesängers Herrand von Wildonie erscheint im Codex Manesse heute fünfmal von Schwarz und Blau geteilt. Diese Darstellung ist unheraldisch und kann in dieser Form als „Rätselwappen“ bezeichnet werden; eigentlich ist der Schild von Herrand heraldisch korrekt fünfmal von Silber und Blau geteilt.
  • Die Blasonierung des Stadtwappens der Schweizer Gemeinde Kaiserstuhl im Kanton Aargau, welches gegen heraldische Farbregeln verstößt, lautet: „Zur Rechten sechsfach geständert von Blau und Rot.“ Das Wappen wies ursprünglich acht statt sechs Felder auf und die blauen zürcherischen Felder waren früher Weiß/Silber (Farben des Bischofs von Konstanz).[5]

Siehe auch

Weblinks

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Wappenarten und Wappengattungen Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Die Farbregel in der Heraldik

Einzelnachweise

  1. Vgl. zum Beispiel die Verwendung des Ausdrucks in dem Gedicht Die Sphinx von Ravello in: Alberta von PuttkamerW-Logo.png: Akkorde und Gesänge. Dichtungen. Straßburg, 1889. S. 68. (Google) Zitat:

    „Und des nahen Tempels erzne Thüren
    Stehn wie Edenwächter streng verschlossen,
    Und die Rätselwappen, die sie führen,
    Sind vom Dämmerlichte fremd umschlossen ...“

  2. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 322/323.
  3. Gemeint ist der Lehrsatz: „Metall soll nicht auf Metall und Farbe nicht auf Farbe zu stehen kommen (..)“
  4. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 5.
  5. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 187.
  6. Landesarchiv Schleswig-Holstein: Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein