Anspruchswappen
Anspruch(s)wappen (lateinisch insignia praetensionis; französisch armoiries prétension; englisch arms of pretence) ist in der Heraldik ein Wappen, welches einen zukünftigen ungewissen Besitz anzeigt.
Beim Anspruchswappen liegt im Gegensatz zu einem Erschschafts(anspruch)wappen, bei dem der Anspruch auf den zukünftigen Besitz in der Regel unstrittig ist, eine (noch) strittige Rechtslage vor, wobei der Besitz im Wappen vorab sinnbildlich aufgenommen wird, um Forderungen darauf anzuzeigen.[1]
Abgrenzung
Das Anspruchswappen gehört in seiner speziellen Bedeutung zur Gruppe der Besitzwappen. Man unterscheidet die Besitzwappen folgendermaßen:
Der Besitz ist ... | Wappenbezeichnung |
---|---|
gegenwärtig | |
vergangen | |
zukünftig, strittig | Anspruchswappen |
zukünftig, zuverlässig |
Anspruchswappen
Querfurt bestimmt ein Anspruchswappen folgendermaßen:
„Anspruchswappen wird eines wirklichen oder eingebildeten Anspruches halber geführt und dann zwar gewöhnlich dem ursprünglichen Schilde des Wappeninhabers hinzugefügt oder einverleibt (..)“
Oswald definiert dagegen:
„Anspruchwappen: Wappen, meist von Fürstlichkeiten, die den Anspruch auf Länder, Herrschaften oder Städte zum Ausdruck bringen sollten.“
Beispiele
Die Reihe der Anspruchswappen ist Legion.
„Die Könige von England führten zum Beispiel bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Wappen Frankreichs als Anspruchswappen. Ebenso finden sich im Wappen der Herzöge von Savoyen die Wappen der Königreiche Zypern und Jerusalem. Das sächsische Gesamtwappen enthält als Anspruchswappen die Schilde von Engern und Westfalen, Jülich, Cleve und Berg (wegen der Ansprüche auf diese Gebiete). Das Haus Savoyen wiederum führte ebenfalls diese Schilde, einschließlich des sächsischen Rautenwappens, da es sich von den alten Herzögen von Sachsen abstammend betrachtet.“
- Anspruchswappen
Weblinks
Bernhard Peter: Anspruchswappen
Einzelnachweise
- ↑ Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 202. (Digitalisat; abgerufen: 11. November 2018)
- ↑ Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 5.
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 41 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).