Allegorisches Wappen
Im Schild: Purzelbaum schlagender, auf dem Kopf stehender Knabe; auf dem Helm: Frau, die auf dem Hinterteil eines Mannes reitet und „spinnt“.
(ca. 1485, Hausbuchmeister

Allegorische Wappen (manchmal auch symbolische Wappen genannt) sind Phantasiewappen, die als Gleichnis beziehungsweise als personifizierende oder gegenständliche Darstellung von mehr oder minder abstrakten Begriffen, Ideen, Vorstellungen oder Sachverhalten dienen.[1] Beispielsweise werden Glück, Frieden, Freiheit, Eintracht, Dreieinigkeit, Tod, Frühling, Tugend, Lasterhaftigkeit oder dergleichen mittels eines Wappens oder durch Teile davon sinnbildlich dargestellt.
Darstellung
Die allegorischen Wappen sind teils nach den heraldischen Regeln gestaltet, teils ohne diese entworfen. Wesentlich bei der Darstellung von allegorischen Wappen ist die wappenästhetische Personifikation des jeweiligen Gehalts, nicht die Anwendung oder Beachtung der heraldischen Regeln. Der jeweilige Gehalt wird mittels allegorischer Wappen gewöhnlich indirekt dargestellt und kann nur selten direkt verstanden oder gedeutet werden. Beispielsweise ist ein kopfstehender oder Purzelbaum schlagender Knabe nicht direkt als Zeichen für Sportlichkeit oder Jugend zu deuten, sondern in indirekt als Hinweis auf eine „verkehrte Welt“. Oft erschließt sich die mehr oder minder sprechende „Botschaft“ eines allegorischen Wappens nur durch Reflektion, Abstraktion, Konvention oder durch genaue Kenntnis des jeweiligen kulturellen und zeitgenössischen Kontextes. In vielen historischen Fällen sind wir bis heute nicht hinter den Gehalt gekommen, der bei der Auswahl der Wappenmotive eines allegorischen Wappens ausschlaggebend war.
Beispiele
Allegorisches Wappen des Todes
(Wernigeroder Wappenbuch, 1475–1500)
Allegorisches Wappen der heiligen Dreiheit
Allegorisches Wappen der Dreieinigkeit (Wernigeroder Wappenbuch, 1475–1500)
Allegorisches Wappen des Reiches
Wappen/Wappenteile sind als allegorische Personifikation eines Staates oder Reiches gebräuchlich. In der Form des Quaternionenadlers („doppelköpfiger Reichsadler“) finden wir beispielsweise das „Heilige Römische Reich“ und durch Wappen auf seinen Flügeln eine Auswahl der „Glieder des Reiches“ (Reichsstände) jeweils in Vierergruppen (Quaternionen der Reichsverfassung) allegorisch dargestellt. Quaternionendarstellungen der bildenden Kunst (zum Beispiel auf Gebrauchsgegenständen) greifen diese Allegorie auf und bilden ebenfalls „das Reich“ beziehungsweise „seine Glieder“ in Form der Wappen von Herzögen, Markgrafen, Landgrafen, Burggrafen, Grafen, Rittern, Edlen, Städten, Dörfern, bis hin zu den Bauern ab.
Kolorierte Darstellung des Quaternionenadlers von Jost de Negker
(beruht auf einer Darstellung von Burgkmair, 1510)
Reichsadlerhumpen mit Quaterionenadler, Exemplar des Deutschen Historischen Museums Berlin von 1615
Allegorische Zunftwappen
Viele Zunftwappen können zur Gruppe der allegorischen Wappen gezählt werden, wenn die entsprechende Zunft nicht direkt -- beispielsweise durch gebräuchliche Zunftwerkzeuge -- dargestellt wird, sondern indirekt durch abstrakte Zeichen oder allgegorische Wappenmotive (beispielsweise wenn ein roter Greif im Zuntwappen der Leinweber erscheint, eine Safranblume im Wappen der Krämerzunft, ein Löwe im Wappen der Schuhmacherzunft et cetera).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 34