Wappenei
(Bayerisches Wappen auf besticktem Osterei; Kreuzstich, Pfaffing, 2016)
Ein Wappenei (auch heraldisches Ei, heraldisches Osterei oder ähnlich genannt; englisch heraldry easter egg) ist
- ein Osterei
, das mit einem Wappen verziert ist („Wappenosterei“)
- ein Wappen, das in Form eines Ostereis gestaltet ist („Ostereiwappen“)
Darstellung
Wappenosterei
Wappenostereier dienen einerseits vorwiegend zur Osterzeit als Schmuck, Dekoration, Geschenk oder dergleichen, andererseits verknüpfen sie das Wappenwesen mit der weitaus älteren, jahrtausende überdauernden Tradition, Eier zu verzieren:
„Das Dekorieren von Eierschalen ist weitaus älter als die christliche Tradition, was 60.000 Jahre alte Funde dekorierter Straußeneier
aus dem südlichen Afrika beweisen.[1] Auch wurden 5.000 Jahre alte verzierte Straußeneier in antiken Gräbern der Sumerer
und Ägypter
gefunden.[2] Bemalte Eier als Grabbeigabe
sind auch aus der europäischen Antike bekannt.“
Wappenostereier schmücken manchmal einen Osterbrunnen; die Eier mit den Wappen symbolisieren in diesen Fällen gewöhnlich den Heimatort des Brunnens, die Heimatregion, Partnerorte oder verweisen auf andere wechselseitige Zusammenhänge mit den Wappenführenden.
- Osterbrunnen in Ebermannstadt
Osterei mit dem Frankenwappen
Osterei mit dem Wappen von Ebermannstadt
Osterei mit dem Wappen von Chantonnay
Fabergé-Ei mit Wappen
Peter Carl Fabergé, der Urheber der berühmten Fabergé-Eier
, gestaltete 1903 das heute verschollene „Königlich Dänisches Ei“, von dem ein Foto existiert, als „Wappenei“, indem er auf der Oberseite die Familienwappen der Dänischen Königsfamilie unterstützt durch die dänischen heraldischen Löwen aufsetzte.
Ostereiwappen
Wappen, die nicht in Wappenschildform sondern als „Osterei“ gestaltet sind, sind streng genommen keine Wappen, sondern Parawappen, auch wenn sie ein tatsächlich geführtes Schildbild zeigen. Trotz vermeintlicher Gemeinsamkeit sind „Ostereiwappen“ von Wappen in ovaler Schildform (→Ovalschild) und von Wappen mit ovalen Motiven (→Oval) streng abzugrenzen.
Ostereiwappen können kleine heraldische Aufmerksamkeiten sein, real oder virtuell, zwei- oder dreidimensional, die gewöhnlich zur Osterzeit zum Beispiel von Wappenkünstlern an nette Leute, Kunden oder andere verteilt werden, die ein Wappen führen und sich für Heraldik interessieren.
- Ostereiwappen aus der Hand von Jochen Wilke
Ostereiwappen Forum Heraldik im Netz
Ostereiwappen des heraldischen Vereins Zum Kleeblatt
Ostereiwappen des heraldischen Vereins Svenska Heraldiska Föreningen [1]
Wappenei der Russischen Föderation
- Osterei mit Wappen aus der Hand von Ralf Burkert
Ostereiwappen können im Prinzip wie Wappen gestaltet und zusammengestellt werden. Beispielsweise ist es möglich, zwei Ostereiwappen von Personen, Ländern, Fürsten, Bistümern et cetera, die durch eine irgendeine Allianz miteinander verbunden sind, nebeneinander zu stellen und sie zu einer Art „Allianzostereiwappen“ zu vereinigen. Dabei sollten die heraldischen Regeln für Allianzwappen und die heraldische Courtoisie beachtet werden.
Beispiel: Allianzwappenosterei Janka-Heer
Ostereiwappen können auch eine Art „Zier“ besitzen, vergleichbar einer Helmzier. Beispielsweise kann die Wappenfigur aus dem Oberwappen eines Originalwappens auf dem Wappenosterei stehen, sitzen oder es in einer anderen Form ergänzen.
Beispiel: Ostereiwappen Kaltofen mit einem Eisvogel als „Ostereizier“
Abgrenzung: Das „gestürztes Wappenei“ der Medici
Manchmal wird das Wappen Medici (sowie Derivate des Wappens) in einem gestürztem Oval präsentiert, wobei das Gesamtbild entfernt an ein „kopfstehendes Wappenei“ erinnert. Die Form spielt in diesem Fall aber nicht an ein „Wappenei“ an, sondern ist vermutlich nur ein heraldisch missratener Zierrahmen (Kartusche
) für das Wappen.
Wappen Giovanni di Bicci de’ Medici
Wappen Cosimo de’ Medici
Wappen Piero di Cosimo de’ Medici
Wappen Lorenzo il Magnifico
Wappen Großherzogtum Toskana
Wappen des Kadettenzweigs Medici di Ottajano
Wappen des Kadettenzweigs Peruzzi de' Medici
Siehe auch
- Osterei, gemeine Figur
Einzelnachweise
- ↑ Egg Cetera #6: Auf der Jagd nach den ältesten verzierten Eiern der Welt, University of Cambridge (englisch)
- ↑ Richard L. Zettler, Lee Horne, Donald P. Hansen, Holly Pittman: Treasures from Royal Tombs of Ur, 1998, S. 70–72 (englisch)
- ↑ Seite „Osterei“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. April 2018, 10:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Osterei&oldid=175754533 (Abgerufen: 4. April 2018, 14:44 UTC)
Weblinks
- Osterei-Museum, Sonnenbühl-Erpfingen