Ziegenbock (Wappentier)
Der Ziegenbock (auch Geißbock oder ähnlich genannt; frz.: bouc; engl.: he-goat) ist in der neueren Heraldik eine gemeine Figur, die einer männlichen Hausziege nachempfunden ist; in der Frühzeit des Wappenwesens spielt die Darstellung dieses Haustiers als Wappentier keine Rolle.
Darstellung
Synonyme
Eher unbestimmte Oberbegriffe des Alltags wie Bock oder Ziege haben in der heraldischen Kunstsprache eine spezielle Bedeutung:
Bock | Der Ausdruck „Bock“ beschreibt im Wappenwesen gewöhnlich eine gemeine Figur, die nicht einem Haustier, sondern dem Kraft-/Wildtier Steinbock![]() |
Ziege (frz.: chèvre; engl.: goat) |
Das Wappentier „Ziege“ wird stets als männlich angesehen und sollte, wo möglich, mit einem überbetonten männlichen Geschlechtsteil aufgerissen werden.
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Der (gemeine) Ziegenbock
Der Ziegenbock wird in der Grundstellung nach rechtssehend dargestellt. Er kann laufend oder springend, aber auch aufgerichtet gezeigt sein. Seine Bewehrung (Hörner, Hufe), seine Zunge und sein Gemächt können anders gefärbt (tingiert) sein. Das Tier kommt als Schildhalter und auch hervorbrechend oder wachsend im Oberwappen vor. Beliebt ist die Darstellung nur der Ziegenhörner.
Typisches Kennzeichen für das Wappentier ist im Allgemeinen der Ziegenbart.
„(Die) Ziege, welche (im Gegensatz zum Steinbock -- Ergänzung durch Redaktion) meist stehend, mit fast geradem Gehörn zum Beispiel in einem Felde im Wappen der ehemaligen Republik Venedig und im Wappen der Capris in Italien vorkommt.“
- Haltung des Ziegenbocks
Aufgerichteter Ziegenbock (Kecskemét
)
Auf Zweiberg stehender Ziegenbock (Velké Karlovice
)
Kopf/Rumpf von Ziegenbock und Ziege

Ziegenkopf/Ziegenbockkopf und Ziegen-/Ziegenbockrumpf (beispielsweise ein „gestümmelter“ Ziegenbock, also nur Hals und Kopf, ohne Vorderbeine) sind gebräuchliche Ausdrücke für Wappenfiguren. Gewöhnlich wird im Wappenwesen weder in der Darstellung noch in der Wappenbeschreibung zwischen einem Halstück (Ziegenbockkopf mit langem Hals bzw. Ziegenbockrumpf) und einem Kopfbild (nur Ziegenbockkopf, ohne Halsansatz) differenziert. Die genaue Darstellung erfolgt im Rahmen der Gesamtharmonie eines Wappens/Wappeaufrisses und obliegt letzlich der künstlerischen Freiheit.
Bockskopf, rechtsgerichtet in goldenem Schild: Beuren bei Nürtingen
(Geißbeuren)
Ziegen-Varianten
- Formen
Geteilt oben, gerüstet mit einernem Handschuh und Hellebarde (Kožlany
)
rechts in Tuch gehüllt, links ein Ziegenkopf im Schild (Nowogrodziec
)
Der Ziegenadler, flammenbezüngt (einem Drachen ähnlich, Schwarzenborn
)
Der Ziegenhahn
Abgrenzung
Eine Verwechslung der Figur „Ziegenbock“ mit anderen horntragenden Wappentieren (Widder, Gemse, Steinbock) ist möglich. Manchmal wird der Ziegenbock in altertümlicher oder eher natürlich-wilder Form, in der Darstellung an heraldische Löwen erinnernd, aufgerissen. In diesen Fällen ist er insbesondere von der Figur Steinbock kaum noch oder gar nicht zu unterscheiden. Vergleiche beispielsweise die nachstehenden Aufrisse des Wappens von Hälsingland (Schweden) (der Ziegenbock ist seit 1560 als Kennzeichen für die Stadt überliefert), in denen die Hörner unterschiedlich lang erscheinen. In Zweifelsfällen sollten Wappenbeschreibungen oder die Wappenführenden hinzugezogen werden, um die Figur zu bestimmen.
- Wappen von Hälsingland
Symbolik
- Außerhalb der Heraldik unterscheiden sich der Symbolwert des Ziegenbocks (männlich) und der Geiß (weiblich)
„Während der Bock (griech. tragos) vielfach als Verkörperung der Lüsternheit und Vitalität gilt und oft negativ gesehen wird, steht die genügsame Ziege als Nährerin – die Ziege Amaltheia säugte den jungen Zeus – in den antiken Mythen in hoher Achtung (..) Ein Ziegenhorn ist auch Symbol der fruchtbaren Natur (Füllhorn, cornu copiae). – In der christlichen Symbolwelt spielt die Ziege keine große Rolle und tritt gelegentlich auf Bildern der Geburt Christi neben dem Schaf als fromm lauschende »stumme Kreatur« in Erscheinung. Im mittelalterlichen »Bestiarium« heißt es, daß die Ziege es liebt, auf hohe Berge hinaufzusteigen, was allegorisch gedeutet wird: denn »wie die Ziege liebt auch Christus die hohen Berge, das sind die Propheten und Apostel. Im Hohelied heißt es: ›Siehe, mein Vetter kommt wie eine Ziege, die über die Berge springt, über die Hügel läuft und in den Tälern weidet.‹ Die scharfen Augen der Ziege weisen ebenfalls auf den Herrn hin, der alles voraussieht und von weitem erkennt« (Unterkircher).“
- Innerhalb der Heralidk ist der Ziegenbock in einigen Wappen eine redende Wappenfigur. Beispiele sind das Wappen von Ziegenrück, Bockenheim an der Weinstraße, Geiswiller, Caprarola (Viterbo) oder Boxholm, Schweden.
- Ziegenbock als sprechendes Motiv
Wappenbilderordnung
- Der Ziegenbock wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter „Andere Wildtiere“ und der Nr. 5232 aufgenommen.
- Die Ziege wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter „Haustiere“ und der Nr. 5441 aufgenommen.
Paraheraldik
Beim Fußballverein 1. FC Köln wird sein Maskottchen, der Geißbock Hennes, seit 1950 auch im Vereinslogo dargestellt.
Siehe auch
Weblink

Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ Lexikon der Symbole: Ziege. Knaurs Lexikon der Symbole. 1989, 1994, 1998. S. 1235
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