Biber (Wappentier)

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Biber
 
1335/1345: im Wappen derer von Biber
 
1450-1480: im Wappen derer von Grater (Gräter, Greter, Gräter von Stafflangen)
alternative Beschreibung
1558: Bieber (Holzschnitt)
1916: Biber (Wappen derer von BibraW-Logo.png, nach Otto Hupp)
Wappen mit Biber (über dem Eingang zum Schloss in Adelsdorf Standort49.714203210.8956972; Foto: Reinhold Möller)
Laufender, rot-gezungter, blau-geschwänzter schwarzer Biber über grünem Astwerk (DreetzW-Logo.png)[1]

Der Biber (mhd. biber, ahd. bibar; germanisch *bebru-; französisch castor; englisch beaver) ist als Wappentier eine gemeine Figur in der Heraldik.

Darstellung

Die Wappenfigur Biber ist dem gleichnamigen Nagetier (CastoridaeW-Logo.png) nachempfunden. Sie wird in Wappen stark stilisiert dargestellt, wobei der Schwanz (die sogenannte Kelle) als wichtiges Indiz deutlich durch Größe und oftmals durch Schuppung hervorgehoben wird. Weitere Merkmale einer Biberfigur sind Tatzen mit Schwimmhäuten und im klassischen Wappenwesen starke Hauer als Bewehrung oder Waffe. Farblich sind bei dem Wappentier alle heraldischen Farbgebungen erlaubt, bevorzugt wird es in Schwarz dargestellt. Oftmals wird der Schwanz abstechend zum Rest der Figur in Blau tingiert, was gemeldet werden sollte, da diese Einfärbung weder im heutigen noch im frühen Wappenwesen „die Regel“ ist, wie in der Literatur manchmal kolportiert wird.

Biber (Tafel XVI. Figur 3): sehr selten (..) Der Schwanz wird gewöhnlich sehr stark ausgeprägt und bläulich gezeichnet, die Tatzen haben Schwimmhäute (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Auch eine im Vergleich zum Rest der Figur farblich hervorgehobene Bewehrung (Zähne/Hauer, Krallen) ist zu melden. In frühen Wappendarstellungen erscheint die Biberfigur vorwiegend aufrecht/steigend, aufspringend oder auf allen Vieren stehend oder laufend. Heute entdeckt man Biberfiguren in Wappen auch sitzend, aufgerichtet siztend oder in anderen zu meldenden Körperstellungen, selten oder gar nicht jedoch schreitend, schlafend oder ruhend. Walter Leonhard verallgemeinert im 20. Jahrhundert folgende Merkmale und Stellungen einer Biberfigur:

„Der Biber, stets laufend oder springend, ist eindeutig erkennbar an den Tatzen mit Schwimmhäuten, dem schwarzen Fell und an dem breiten, keulenförmigen, geschuppten blauen Schwanz.“

Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst (1978/2000)[3]

Andere heraldische Elemente finden sich in Wappenschild mit dem Biber. Auch im Oberwappen trifft man die Figur an.

Biberkopf/Biberrumpf

Biberkopf und Biberrumpf (das ist ein „gestümmelter“ Biber, also nur Hals und Kopf, ohne Vorderbeine) sind gebräuchliche Ausdrücke für Wappenfiguren. Gewöhnlich wird im Wappenwesen weder in der Darstellung noch in der Wappenbeschreibung zwischen einem Halstück (Biberkopf mit langem Hals bzw. Biberrumpf) und einem Kopfbild (nur Biberkopf, ohne Halsansatz) differenziert. Die genaue Darstellung erfolgt im Rahmen der Gesamtharmonie eines Wappens/Wappeaufrisses und obliegt letzlich der künstlerischen Freiheit. „Biberrümpfe," „Biberkopf" sollten beide als „abgeschnitten" und nicht als „abgerissen" dargestellt werden.

Biber, gekrönt

Gekrönter Biber im Wappen von Biberach an der Riß, Baden-Württemberg

Gekrönte Biber sind möglich und in der Wappenbeschreibung anzuzeigen.

„(..) Der Biber kommt wol auch gekrönt vor.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Biber, knappernd

Manchmal knabbert das Wappentier an einem Ast.

Biber als Schildhalter

Zuweilen erscheint eine Biberfigur als Schildhalter (beispielsweise im Wappen der Stadt OxfordW-Logo en.png).

Verbreitung

Gritzner ging im 19. Jahrhundert davon aus, dass eine Biberfigur nur sehr selten in einem Wappen erscheint. Er erwähnt folgende Wappen:

Biber (Tafel XVI. Figur 3): sehr selten, uns nur im Wappen der von Bibra, Beverförde, Quasser in Steyermark und Hübschmann von Biberbach im Elsass, sowie im Wappen der Stadt Biberbach bekannt (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Heute sind, insbesondere in der Kommunalheraldik, zahlreiche weitere Wappen mit Biberfiguren bekannt. Im direkten Vergleich mit Adler-, Löwen- und anderen verbreiteten Wappentierfiguren besitzt Gritzners Aussage über die Seltenheit der Biberfiguren nach wie vor ihre Berechtigung. Oswald erwähnt im 20. Jahrhundert folgende Wappen mit Biberfiguren:

„Ein Biber erscheint zum Beispiel im Wappen derer von Bibra, Beverförde, Quasser in der Steiermark und der elsässischen Familie Hübschmann von Biberach sowie im Wappen der Stadt Biberach an der Riß.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[6]

Varianten

Im Oberwappen: Biber mit Pferdekopf
HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Pferdbiber

Ein Unikat stellt der „Biber mit Pferdekopf“ im Wappen der Familie Stern dar.

Symbolik

Eine Biberfigur eignet sich für redende Wappen. Beispielsweise spielen Biberfiguren in den Wappen von Biberach an der Riß, Bibern und Biberstein auf die Namen der Kommunen an.

Wappenbilderordnung

Einzelnachweise

  1. Wappen Gemeinde Dreetz. In: service.brandenburg.de. Land Brandenburg, abgerufen am 13. März 2025 (Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg): „In Gold unter blauem Wellenschildhaupt ein laufender, rot-gezungter, blau-geschwänzter schwarzer Biber über grünem Astwerk.
  2. 2,0 2,1 2,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  3. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 226 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  4. Der Hessische Minister des Inneren: Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Groß-Bieberau im Landkreis Dieburg, Regierungsbezirk Darmstadt vom 10. Juli 1957. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1957 Nr. 30, S. 728, Punkt 759 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,5 MB]). Zitat: „In Blau ein steigender, rot bewehrter silberner Biber.“
  5. Eintrag zum Wappen von Böbrach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Abgerufen: 13. März 2025: „In Blau über einem gesenkten silbernem Wellenbalken ein springender silberner Biber; im linken Obereck ein goldener Apfel.“
  6. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 64 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).

Weblinks

Commons: Biber in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien