Hase (Wappentier)
Hase (frz.: lièvre; engl.: hare) und Kaninchen (frz.: lapin, garenne; engl.: rabitt) sind als Wappentiere in der Heraldik unterschiedliche gemeine Figuren oder Schildhalter, die sich nur sehr schwer unterscheiden lassen.
Inhaltsverzeichnis
Darstellung
Die grundsätzliche Ausrichtung bei Hase und Kaninchen ist wie bei den anderen Wappentieren nach heraldisch rechts. Heraldische Tinkturen sind beim Hasen oder Kaninchen nicht beschränkt. Beiden werden zuweilen heraldische Objekte in die Vorderläufe gelegt (Rübe, Kleeblatt, Krone, Schwert und so weiter). Ist dies der Fall, so ist es bei der Wappenbeschreibung zu melden. Hase wie Kaninchen treten im Wappenschild auch im Oberwappen auf.
In der Regel sind Hase und Kaninchen in Wappen so gut wie nicht unterscheidbar. Welches Wappentier dargestellt wird, erschließt sich, wenn überhaupt, manchmal nur aus der Blasonierung. Körper- und Ohrenhaltung sind Anhaltspunkte, sind aber nicht immer schlüssig oder eindeutig in einem Wappen aufgerissen.
Hase
Grundsätzlich ist der Hase an seinen langen oft aufgestellten Ohren erkennbar. Auch die gestreckte Körperform ist für einen Hasen typisch. Dabei wird das Tier im schnellen Lauf oder stehend dargestellt. Gelegentlich sind ein oder zwei, drei Hasenköpfe im Wappen dargestellt. Drei Hasen werden auch im Dreipass („Dreihasenbild“) gestellt. Das erfolgt in Anlehnung an das Maßwerk des sogenannte Hasenfensters im Paderborner Dom.
Kaninchen
Kanichen werden im Gegensatz zum Hasen grundsätzlich „gekrüpft“ oder „schmiegend“ dargestellt.[1] Die meisten Kaninchen befinden sich in einer Sitz- oder Kauerhaltung und haben kurze angelegte Ohren (im Unterschied zu stehenden oder sich in Bewegung befindenden Hasen mit langen und aufgestellten Ohren). Ein Kaninchen sollte immer als solches beschrieben werden, um Verwechslungen zu vermeiden.
Siebmacher
„Hase ein in Wappen ebenfalls ziemlich seltenes Thier, es führen ihn z. B. aufrecht (Tafel XVII. Figur 27.) die von Stützlinger in Bayern, und von Haza-Radlitz in Schlesien, sitzend: die Freiss und Häseler in Oesterreieh und laufend die von Haasi in Bayern und von Haas in Thüringen. 2 Hasenköpfe, abgeschnitten übereinander zeigt das vordere Feld des Wappens der Familie Maltzan, als das anererbte der † von Hasenkop.“
Galerie
- Hase
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Springender Hase im Wappen von Neindorf/Wolfsburg (in „natürlicher“ Form dargestellt)[3]
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Laufender Hase im Wappen von Hasenkrug[4]
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Wachsender Hase in Naturfarbe im Wappen von Königswiesen, Österreich[5]
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Sitzender Hase im Wappen von Hasenmoor[6]
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Aufrecht sitzender Hase im Wappen von Herrieden[7]
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„Dreihasenbild“ im Wappen von Hasloch
- Kaninchen
Beispiel für redendes Wappen
Der Hase befindet sich als redendes Wappentier auf vielen Wappen (beispielsweise bei Familiennamen wie Haase, Hahse, Has oder Haas). Für den bildlichen Bezug genügt eine ähnliche Aussprache (Gleichklang) von Namen und Wappentierbezeichnung. Eine exakte orthographische Übereinstimmung von Name und Bild ist nicht unbedingt notwendig.
Hase/Kaninchen als Jagdbeute

(Wappen von Nikolaus II von Salm und Neuburg am Inn;
Szépművészeti Múzeum

Manchmal erscheinen die Figuren Hase/Kaninchen in Wappen als eine Art „Jagdbeute“ eines anderen Wappentiers. Die Stellung beider Wappentiere zueinander ist zu melden (zum Beispiel: im Maule, Schnabel, Rachen oder mit den Vorderbeinen, Krallen und so weiter haltend/greifend/fangend).
Seehase
Eine Besonderheit ist der „fischgeschwänzte Hase“, genauer: der Seehase (frz.: lièvre mariné; engl.: sea-hare). Bei dieser fiktiven Figur erscheint das Hasenhinterteil als Fischschwanz.
Wappenbilderordnung
- Hase und Kaninchen wurden zusammen in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Andere Wildtiere unter der Nr. 5251 aufgenommen.
- Der Seehase wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Fabelwesen: Tiere mit Fischleib, -schwanz unter der Nr. 6235 aufgenommen.
Paraheraldik
Kaninchen werden häufig in den Parawappen von Zuchtvereinen dargestellt; Hasen zum Beispiel als Truppenkennzeichen.
Weblinks

Literatur
- Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Verlag Georg D.W. Callwey, München 2003, ISBN 3-8289-0768-7
- Hofmann, M.: Der Hase im Wappen. In: Fränkische Landeszeitung. Neustadt a. d. Aisch. 23.09.1961.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Gatterer, Johann Christoph: Abriß der Heraldik oder Wappenkunde: zum Nutzen der studierenden Jugend entworfen und zuerst mit acht Kupfertafeln erläutert. Raspe. 1774. S. 36.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ Blason: „In Gold (Gelb) eine blaue rechte Seitenspitze, worin ein springender goldener (gelber) Hase.“
- ↑ Blason: „In Gold ein erniedrigter, flacher blauer Sturzsparren. Oben ein roter Hase im Lauf, unten zwei auswärts geneigte grüne Eichenblätter.“
- ↑ Blason: „Geteilt von Silber und Schwarz; oben ein naturfarbener (brauner), wachsender Hase.“
- ↑ Blason: „Von Grün und Gold schräglinks geteilt. Oben ein sitzender goldener Feldhase, unten fünf schwarze Grasbüschel.“
- ↑ Blason: „In Rot aufrecht sitzender goldener Hasen mit silbernen Pedum (Bischofsstab) in den Vorderpfoten.“
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