Esel (Wappentier)
Der Esel (französisch âne; englisch donkey oder ass) ist in der Heraldik eine gemeine Figur. Als Wappentier ist das Motiv durch die großen Ohren und durch Beigaben wie eine Distel von der Wappenfigur Pferd zu unterscheiden.
Darstellung
Im Wappen wird die Eselsfigur unterschiedlich dargestellt; sie kommt beispielsweise schreitend, liegend, stehend oder anders vor. Die Grundhaltung ist aufgerichtet (= springend) mit dem Blick nach heraldisch rechts. In der springenden Form sollten die Hinterläufe dicht nebeneinander stehen. Ein Merkmal zur Unterscheidung der Esels- von der Pferdefigur ist eine Distel im Maul des Wappentieres. Eine Zeit lang (vorwiegend im 19. Jahrhundert) setzte man die Eselsfigur mit der Maultierfigur gleich. Bei der Tingierung (heraldische Farbgebung) ist jede Farbe möglich; bevorzugt erscheint die Figur in Silber, Schwarz, Rot oder Naturfarbe, selten oder gar nicht in Gold, Blau oder Grün.
„Esel (Tafel XVI. Figur 22. bis 26.): Vom Pferde unterscheidet sich durch Ohren und Gestalt auch im Wappen der Esel der, warum ist uns unklar, in den Wappen, wo er vorkommt, zum Beispiel Helldorf, Riedheim, Racknitz, Reichenbach etc. gewöhnlich zum Maulthier degradirt wird. Da es in Wappen doch keine „Schand-Thiere“ giebt, so gewöhne man sich doch daran, jedes Thier beim richtigen Namen zu nennen; unsere alten Heraldiker würden es nie gewagt und noch viel weniger die Altvorderen es gethan haben, ein Bastardthier ins Wappen zu geben oder zunehmen (..)“
Oberhalber Esel
Die Figur Esel ist auch als Halbfigur im Wappenwesen gebräuchlich (angezeigt zum Beispiel als „oberhalber“ oder „halber“ gegebenenfalls auch als „wachsender“ Esel), vermutlich weil die obere Hälfte eines Esels mit zum Sprung gestellten Vorderbeinen betont kriegerisch wirkt (zum Beispiel im Wappen des meißnischen Uradelsgeschlechts von Helldorff).
„(..) Figur 26. ist ein 1⁄2 Esel.“
1605-1609: Oberhalber Esel (Wappen von Helldorff, nach Siebmacher)
Eselskopf/Eselsrumpf
Zwischen Eselskopf und Eselsrumpf wird im Wappenwesen teilweise nicht konsistent differenziert (weder in der heraldischen Darstellungen noch im Blason), so dass die Beschreibungen dieser Figuren und ihre Wappenaufrisse manchmal nicht übereistimmen. Ein Eselskopf ist, streng genommen, komplett ohne Hals aufzureissen. Allgemein gilt, dass ein Eselsrumpf im Gegensatz zum Eselskopf mit einem längeren Stück des Halses -- jedoch ohne Vorderbeine -- erscheint. Eselskopf/Eslsrumpf sollten, wenn nichts Besonderes gemeldet wird, stets abgerissen in einem Wappen erscheinen; eine gerade Schnittkante-/linie sollte gemeldet weden („abgeschnittener Eselskopf/Eselsrumpf“). Insgesamt ist der Blason (also die Beschreibung des Wappens) ausschlaggebend, nicht ein konkreter Wappenaufriss. Der Eselskopf/-rumpf ist sowohl im Wappenschild als auch im Oberwappen gebräuchlich.
Bekannt für ein Wappen mit Eselsköpfen ist zum Beispiel das Familienwappen van Ittersum: In Silber drei rote Eselköpfe 2-über-1. Der selbstironische Wappenspruch der Familie lautet: „Id ter sum“, was so viel bedeutet wie: „dies bin ich dreimal“.[2]
„(..) Den Eselskopf ganz vorwärts gekehrt, wie er im Polnischen Wappen Potkozic vorkommt (Tafel XVI. Figur 25.) nennt man „im Visir" (gestellt).“
Wappen der Familie Van Ittersum
(1829)
Riedesel
Im Stammwappen der uradeligen Familie Riedesel Freiherren zu Eisenbach aus Hessen erscheint in Gold ein vorwärts gekehrter schwarzer Eselskopf („en face“) mit drei Riedblättern
(„Distelblättern“) im Maul. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken steht ein offener schwarzer Flug, jeweils mit einem goldenen Schildchen, auf dem sich der Eselskopf wiederholt, belegt.
Epitaph Burg Herzberg
Riedheimer Esel und Derivate

Das Stammwappen der bayerischen von Riedheim zeigt in Silber einen steigenden, schwarzen Esel. Auf dem Helm ist der Esel wachsend. Die Helmdecken sind schwarz-silbern. Einige schwäbische Ortswappen zeigen den Riedheimer Esel bis heute.
Wappen des Geschlechts von Riedheim aus Siebmachers Wappenbuch
Symbolik
- Der Esel eignet sich für ein redendes Wappen, wie zum Beispiel bei den von Riedesel (mhd. riden/riden und mhd. esel = „Esel/Reitesel“).
- Außerhalb der Heraldik reicht die Symbolik des Esels von religiöser Sichtweise bis zur Narretei.
Wappenbilderordnung
- Die Figur Esel wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Haustiere unter der Nr. 5411 aufgenommen.
Siehe auch
Literatur
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 1,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 85
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 122 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).