Büffelhörner

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
14. Jhr.: ein Paar Büffelhörner mit Grind, außen mit Kamm als Helmkleinod

Büffelhörner (auch Stierhörner, Füllhörner, Lohehörner, Rinderhörner oder ähnlich genannt; teilweise im Singular Büffelhorn; irrtümlich auch Elefantenhörner, Elefantenrüssel, Elefanten(stoß)zähne, Elefantenschnauze oder ähnlich; französisch corn de buffle oder corn de boef; englisch buffalo's horn oder bull horns; lateinisch cornua bubalina oder cornua bovina) sind den Auswüchsen am Kopf von Stieren nachempfunden und erscheinen in der Heraldik

Darstellung

Büffel-/Stierhörner als Helmkleinod

Zumeist wird im Wappen ein gebogenes Büffelhorn-Paar in den Hauptfarben des Schildes dargestellt. Die bevorzugte Erscheinungsform des Büffelhörner verändert sich nach Leonhard im Laufe der Jahrhunderte. Die Form ist zur Zeit der

Periode Beschreibung Beispiel
  • Früh-/Hochgotik:
geschlossen; „halbmondförmig, gedrungen und spitz zulaufend wie Stierhörner“[1]

Beispiel: 1335/1345: Detail aus Züricher Wappenrolle, hier nach Runge, Nr. 31
Geschlossene Büffelhörner ZW 01.jpg
  • Spätgotik:
überwiegend geschlossen; „schlank und lyraförmig geschweift wie große Ochsenhörner“[1]


Beispiel: ca. 1370-1414: Detail aus Armorial Gelre

Gelre Folio 92r Detail 01.jpg
  • Renaissance und danach:
offen; größer als in vorigen Perioden, doppelt gebogen (S-förmig) und oben abgesägt, wodurch oben eine Öffnung erscheint, die zumeist mit einem Ring versehen ist. Diese so genannten „offenen Hörner“ wurden aufgrund ihrer Form irrtümlich auch als Elefantenzähne, -rüssel oder -schnauze, als offene Füllhörner oder als Trompeten bezeichnet.

Beispiel: 1889, Muster: Übereck geteilte Büffelhörner; nach Siebmacher
Siebmacher Horn 05.jpg

Bereits 1889 stellt Gritzner fest, dass die unterschiedlichen Ausprägungen der Büffelhorndarstellungen dem Geschmack und dem Zeitgeist geschuldet sind und nicht als Unterscheidungsmerkmal für unterschiedliche Rinderhörner herangezogen werden können.

„(..) Den besten Gegenbeweis gegen die oben angedeutete Theorie hinsichtlich der angeblichen Verschiedenheit des Gehörns des Stiers und Büffels in der Heraldik gibt uns die Entwicklung des Helmschmucks der sogenannten Büffelhörner. Dieselben kommen in der ältesten Zeit einfach halbmond-förmig gebogen vor und werden erst seit der Renaissancezeit, unter Beibehalt dieser S-förmigen Form, mit Mündungen abgebildet, was späteren Zopfheraldikern die irrige Ansicht beibrachte, es seien das überhaupt nicht Büffelhörner, sondern "Elefantenrüssel (!)" als welche, sogar mit den beiden Nüsterlöchern, sie abzubilden, man sich nicht entblödete (..) Wenn auf dem Helme, oder im Schilde ein Paar solcher Hörner ohne Mündung erscheint, so ist dies zu melden, diese z. B. würde man als „geschlossene" bezeichnen (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Die Büffelhörner können auch mit Fähnchen, Blättern und Blumen bestückt sein, die meist in der Hauptfarbe des Schildes vorkommen. Es gibt keine bevorzugte heraldischen Farbe (Tinktur) für Büffelhörner. Sie erscheinen seit der Früh-/Blütezeit in allen heraldischen Farben. Oft nimmt ihre farbliche Darstellung Bezug auf die Farben im Wappenschild, insbesondere wenn das Schildmotiv als Heroldsbild gestaltet ist. Die Büffelhörner werden dann zum Beispiel in der gleichen Art und mit den gleichen Teilungen et cetera angemalt.

Büffel-/Stierhorn (Einzahl)

Büffel-/Stierhörner als gemeine Figur

alternative Beschreibung
1605: Büffelhörner im Wappenschild und im Oberwappen (nach Siebmacher)

Im Wappenwesen erscheinen die Büffel-Stierhörner nicht nur im Oberwappen sondern als auch als gemeine Figur im Wappenschild.

Büffel-/Stierhörner mit Grind

1508: Büffelhornwappen mit Grind (Grabstein des Minnesängers Hermann von SachsenheimW-Logo.png, Ausschnitt, StiftskircheW-Logo.png, Stuttugart)

Häufig wird ein Knochenstück vom Hörneransatz, der als Grind zu melden ist, mit abgebildet. In der Darstellung ist das erkennbar durch einen wesentlich dickeren Ansatz, teilweise inklusive Ohren.

„(..) ist ausserdem, wie hier, das Gehörn unten verbunden, indem noch ein Stück Hirnschale daran sitzt, sowie die Ohren, so meldet man solches, z. B. ein „(geschlossenes') Büffelgehörn mit Grind und Ohren“.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]
Wappen der Herren von Sachsenheim
 
1553; rechts an den Ecken: zwei Büffelhornwappen mit Grind und nach außen bzw. nach innen gebogenen Hörnern
(EpitaphW-Logo.png von Wilhelm von JanowitzW-Logo.png und Anna von Sachsenheim, Tübingen, StiftskircheW-Logo.png)
 
1489; rechts: geneigtes Büffelhornwappen mit Grind und nach außen gebogenen Hörnern, darüber: Helm mit nach innen gebogenen Hörnern
(Altaraufsatz des Jörg von Sachsenheim, Stuttgart, HospitalkircheW-Logo.png)


Wisenthörner

Im Gegensatz zur gemeinen, übertrieben langgezogen Darstellung der Stier-/Büffelhörner in Wappen, können die Wisenthörner-Figuren wesentlich flacher und kürzer gestaltet sein.

Büffel-/Stierhörner als Nebenfigur

Büffel-/Stierhörner erscheinen in Wappen auch als Nebenfiguren, zum Beispiel, wenn sie an einem Helm befestigt sind.

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Büffelhörner in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Büffelhörner im Oberwappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1984 (Auch: Bibliographisches Institut, Mannheim / Wien / Zürich 1985, ISBN 3-411-02149-7).

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 309.
  2. 2,0 2,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 85


Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Büffelhörner“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 30.Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.