Ziegenkopfadler

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Ziegenkopfadler
Siegel Ludwig Graf von Ziegenhain.jpg
1207: Siegel von Ludwig Graf von Ziegenhain; hier nach Siebmacher von 1916

Der Ziegenkopfadler (auch Aar mit Ziegenkopf, Ziegenadler oder ähnlich genannt; bei Bernd heraldisch-unpopulär als Bockadler[1] bezeichnet; französisch aigle é tête de chèvre eagle; englisch with goat's head) ist in der Heraldik ein zusammengesetztes Wappentier, welches die Grafen von ReichenbachW-Logo.png und die Grafen von ZiegenhainW-Logo.png als Ausdruck ihrer verwandschaftlichen Beziehungen spätestens im frühen 13. Jahrhundert als gemeinsames Motiv in Wappen beziehungsweise Siegeln führten.[2]

Darstellung

1889: Ziegenkopfadler (nach Siebmacher)
Ziegenadler auf einem Wappenstein von 1696, am Rathaus in Treysa
2012: Ziegenadler in der Helmzier (Familienwappen Krauß, Neukirchen, angenommen 2017)

Als gemeine Figur ist das Fantasietier im Wappen selten. Auf einem Adlerkörper wird ein Ziegenkopf aufgesetzt. Die Hauptblickrichtung des Kopfes ist nach heraldisch rechts und die Stellung des Adlerkörpers folgt der Adlerdarstellung. Bei der Farbgebung gelten die heraldischen Regeln der Tingierung.

„Ziegenadler (Tafel XXIII. Fig. 6.), d. h. ein Adler, der statt seines Kopfes einen Ziegenkopf trägt, kommt im Wappen der Grafen Reichenbach-Lessonitz (wegen der Stadt Ziegenhayn) vor.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Bei Walter Leonhard erscheint der Ziegenkopfadler, wie er beispielsweise im Siegel von Gotfrid von Reichenbach 1267 nachgewiesen ist, in einer üblichen Adlerdarstellung und mit einem Brustschild belegt, welches das Stammwappen mit den drei/vier aufsteigenden (etwas geschwungenen) Spitzen derer von Reichenbach trägt. Leonhard ordnet im Text das Wappen versehentlich den Grafen von ZiegenhainW-Logo.png zu.

„andere Adlerkombinationen (..) mit einem Ziegenkopf, wie im Wappen der Grafen von Ziegenhain, zählen zu den heraldischen Seltenheiten.“

Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst (1978/2000)[4]

In Anlehnung an die Wappen derer von Reichenbach beziehungssweise derer von von Ziegenhain führten oder führen mehrere hessische Kommunen den Ziegenadler in ihrem Wappen.

1889: Kein Ziegenkopfadler, sondern ein Ziegenhahn (nach Siebmacher)

Ziegenkopfadler versus Ziegenhahn

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Ziegenhahn

Im Gegensatz zu einer Ziegenkopfadlerfigur erscheint die Figur Ziegenhahn nicht frontal und als Ziegenkopf-Adler-Kombination („Adler mit Ziegenkopf“), sondern als Ziegenkopf-Hahn-Kombination in Profildarstellung („Hahn mit Ziegenkopf“).

Wappenbilderordnung

  • Die gemeine Figur Ziegenkopfadler wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Fabelwesen, Tiere mit Vogelelementen: mit Adlerrumpf unter der Nr. 6305 aufgenommen.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Ziegenköpfige Adler in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  1. Christian Samuel Theodor Bernd: Die Hauptstücke der Wappenwissenschaft. Band 2: Die allgemeine Wappenwissenschaft in Lehre und Anwendung. Beim Verfasser und Eduard Weber, Bonn 1849, S. 214.
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, I. Band, 1. Abteilung, 3. Teil; Wappen der deutschen Souveraine und Lande; Verfasser: G.A. Seyler; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1916. Seite 95 ff. Tafel 106
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 101
  4. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 203 f. (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).