Besen (Heraldik)

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Rutenbesen
 
Oberteil eines Rutenbesens
(Ortswappen von Sudershausen)

Der Besen (frz.: balai; engl.: broom) ist in der neueren Heraldik eine seltene gemeine Figur, die im frühen Wappenwesen nicht gebräuchlich war.

Darstellung

Die (unbestimmte) Figur Besen ist gewöhnlich einem (mittelalterlichen) Rutenbesen nachempfunden (auch Reisigbesen oder regional Riedelbesen genannt). Anderer Besenarten sollten unter Angabe Ihres Eigennamens oder ihrer besonderen Attribute gemeldet werden. Die Besen-Figuren werden gewöhnlich mit einem (hölzernen) Stiel dargestellt. Wenn dieser zum unteren Schildrand gerichtet ist, muss dies nicht unbedingt gemeldet werden, kann aber zum Beispiel als „aufrechter Besen“ oder ähnlich beschrieben sein. Sind Besen gestürzt, gekreuzt oder in einer anderen Weise im Schild oder Feld gestellt, ist dies anzuzeigen. Alle heraldischen Farben sind als Tingierung der Figur gebräuchlich, wobei Gold bevorzugt wird. Wird ein Teil eines Besens anders tingiert als andere Teile, ist dies unter genauer Angabe des entsprechenden Teils und seiner Farbe zu melden.

Rutenbesen

Rutenbesen sind aus einem Bündel Reisig, Stroh oder aus Birkenzweigen konstruiert, die direkt mit Schnur, Draht, Leder oder ähnlichem an einem hölzernen Stiel befestigt sind. Werden Birkenzweigen verwendet, gleicht der Rutenbesen einer großen Birkenrute mit Holzstiel. Erscheinen Rutenbesen in Wappen ohne Stiel oder nur Teile der Figur (zum Beispiel das Oberteil eines Rutenbesens), dann sollte das entsprechend in der Wappenbeschreibung angezeigt werden. Wenn der Rutenbesen nur aus wenigen Ruten besteht, kann die Anzahl gemeldet werden (zum Beispiel: „drei zu einem Besen gebundene Ruten“).

Hirsebesen

 
Hirsebesen
 
Muster
 
Zwei Hirsebesen, schragenweise

Teilweise ist die Figur Besen einem „Hirsebesen“ nachempfunden, der aus den Rispen von Hirse (zum Beispiel Sorghumhirse, Besenhirse, Besenkorn) vorwiegend in Italien, Spanien, Portugal, Südfrankreich, Ungarn, Dalmatien, Istrien und Rumänien hergestellt wird. Diese Form eines Besens sollte entsprechend gemeldet werden.

Besen als Nebenfigur

Zuweilen erscheint der Besen als Nebenfigur in einem Wappen, beispielsweise im Kontext mit einer Hexe.

Besen in Zunftwappen

Einen Besen findet man als Wappenmotiv in einigen Zunft-, Berufs- beziehungsweise Innungswappen. Beispielsweise zeigt das Wappen der Schornsteinfeger/Kaminkehrer traditionell einen Kehrbesen für die Steigerarbeit; im Gewerbewappen für Zimmerputzer erscheint womöglich ein Art „Putzbesen“.

Verbreitung

Besen führen nur wenige Familien im Wappen (zum Beispiel die Familien Escobar/Estremadura, Ballmaier). Die geringe Verbreitung hat vielleicht damit zu tun, dass der Besen in Brauchtum und Mythologie oft negative Bedeutungen intendiert.

Symbolik

Besenbinder bei der Arbeit
  • Innerhalb der Heraldik steht der Besen manchmal sprechend für den Namen eines Wappenführenden. Beispielsweise führt der Ort Besenfeld in Blau einen goldenen Pfahl, der beiderseits von je drei zu einem Besen gebundenen Ruten begleitet ist.
  • Außerhalb der Heraldik gibt es zahlreiche symbolträchtige Assoziationen rund um den Besen. Die Wikipedia schreibt dazu:

„Bereits bei den alten Römern wurde dem Besen eine besondere Bedeutung zugeschrieben. So fegten beispielsweise Hebammen mit einem gesegneten Besen die Türschwelle des Hauses, in dem eine Geburt stattgefunden hatte, um böse Einflüsse von dem Neugeborenen und der Wöchnerin abzuhalten.

Bei Hochzeiten einiger Zigeunervölker gehörte ein Sprung über einen Besen zum Ritual. In der Neuzeit sollten ZigeunerbesenW-Logo.png dazu dienen, Zigeuner fernzuhalten. Der Ursprung dieses Rituals könnte darauf zurückgehen, dass man annahm, dass Hexen keinen Besen überschreiten oder -springen können, sodass beispielsweise ein Besen, der Stiel auf dem Boden, vor der Haustüre Zauberer und Hexen davon abhalten soll, das Haus zu betreten. Am Unvermögen, einen Besen zu überschreiten, soll man sie daher erkennen können. Paradox erscheint hier, dass Hexen einen Besen nicht übersteigen, jedoch auf ihm reiten können. Dies verweist auf die verschiedenen volkstümlichen Ausrichtungen des mittelalterlichen Aberglaubens.

Im Mittelalter galt der Besen als Fluggerät der Hexen (HexenbesenW-Logo.png), auf dem sie zum Hexensabbat ritten. Aus dieser Vorstellung heraus, die sich in Europa recht lange halten konnte, stammen viele Aberglauben: So gilt es vielerorts beispielsweise als unglückbringend, wenn man einen Besen über ein Fließgewässer transportieren muss. Damit eine Hexe einen Besen fliegen kann, muss sie sich oder den Besen vorher mit einer Hexen- oder Flugsalbe einreiben.

In Bremen und Umgebung ist es Brauch, dass Männer, die 30 werden, fegen müssen, wenn sie nicht verheiratet oder offiziell verlobt sind. Ein solches Fegen findet in der Regel an Orten wie den Domtreppen oder Marktplätzen statt. Es muss so lange gefegt werden, bis sich eine Jungfrau zum Freiküssen findet. Bei dem Fegeritual soll der Mann zeigen, dass er sich um Haus und Hof kümmern kann, damit er eine Frau zum Heiraten findet (..) Goethes „Zauberlehrling“ zeigt, was passieren kann, wenn eine unqualifizierte Person einen Besen mit Zauberkraft schwingen will. Das Motiv des wassertragenden Zauberbesens in Goethes Zauberlehrling stammt aus dem Werk PhilopseudesW-Logo.png von Lukian von Samosata.“

Wikipedia (2015)[1]

Weblinks

Commons: Besen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lemma: Besen. In. Wikipedia. Abgerufen am: 02. Februar 2015