Deichselnagel (Heraldik)

Der Deichselnagel (auch Fahrnagel, Wa(a)gennagel, Schernagel, Deichselspieß, Deichselbolzen, Deichseldollen, Deiselnaggel, Deichselnachel, Doiⁿchselnagel, Deichselhaken genannt; frz.: atteloire; engl.: pole pin) ist in der Heraldik eine Wappenfigur beziehungsweise eine gemeine Figur, die nur selten in einem Wappen erscheint.
Darstellung
Die gemeine Figur Deichselnagel ist dem gleichnamigen Nagel nachempfunden. Der Ausdruck Deichselnagel wird für einen starken waagerechten oder senkrechten Nagel (Bolzen, Pinn) aus Metall oder aus Holz verwendet, der zum Fixieren oder Verbinden einer Deichsel (oder einem Teil der Deichsel wie dem Deichselende) mit einem anderen Objekt (einem Doppeljoch, einem Deichselarm, einer Spielwaage) dient.
Da das Motiv selten als zentrale Wappenfigur in Wappen erscheint, gibt es keine expliziten heraldischen Vorgaben, außer jene, die allgemein für gemeine Figuren gelten (insbesondere für die Figur „Nagel“). Wurde nichts Besonderes gemeldet, sollte ein historischer Deichselnagel im Wappen erscheinen, wie er zur Früh- und Blütezeit des aktiven Wappenwesens gebräuchlich ist. Als von ihrer Funktionalität beherrschte Gebrauchsgegenstände können Deichselnägel je nach Anwendung im Detail unterschiedliche Konstruktionsformen besitzen, die möglicherweise auch regional bedingt sind. Wenn die einzelnen Teile (Schaft, Kopf und Spitze) der Figur Deichselnagel besondere Merkmale aufweisen oder diese für die Darstellung der spezifischen Wappenfigur relevant sind, sollten die Besonderheiten möglichst exakt gemeldet („blasoniert“) werden. Gewöhnlich kann der Deichselnagel folgendermaßen dargestellt werden:
„Deichselnagel: Er (..) bestehet aus einem dicken, runden eisernen Nagel, dessen eines Ende mit einem starkem runden Kopf, das andere hingegen mit einer Spalte versehen ist, durch welches ein eiserner Splint gesteckt wird, damit der Nagel sich nicht herausziehen und abfallen könne.“
Manchmal erscheint ein Deichselnagel mit halbrunden Kopf oder mit einem rechteckigen Quersteg unter dem (halb)runden Kopf, der einerseits die Stabilität des Deichselnagels dient und andererseits verhindert, dass der Deichselnagel durch ein zu grosses Deichselloch rutscht.
Achsnagel
Die Figur Deichselnagel ist in der heraldischen Stilisierung nur schlecht oder gar nicht von einem Achsnagel (auch Wagenlünse, Lünse, Lunen, Lohn, Lonse, Lung oder ähnlich genannt) zu unterscheiden. Im Zweifelsfall ist der Deichselnagel als Wappenmotiv nur durch umfangreiche Forschungen zu verifizieren oder zu falsifizieren, teilweise wird offen bleiben, wie, wann, warum die Figur tatsächlich im jeweiligen Wappen erscheint.
Radnabe mit Achsnagel (davor Befestigungssplint für eine Runge
)
Grabplatte der von Rink (14. Jahrhundert, aus der Burg Wildenberg
, heute in der Kirche St. Remigius
in Falera)
Blauer Achsnagel/Lünse (Muggensturm
)
Symbolik
Mit dem Deichselnagel sind außerhalb der Heraldik mehrere Legenden, Sagen, Weisheiten oder ähnliches verknüpft.
- Berühmt ist die Legende vom gordischen Knoten
. In einer Überlieferungsvariante von Arrian, steckt in den verknoteten Seilen, die am Streitwagen des phrygischen Königs Gordios befestigt waren, um die Deichsel des Wagens „untrennbar“ mit dem Zugjoch zu verbinden, ein Deichselnagel. Alexander habe dies erkannt und zog einfach den Deichselnagel heraus, womit er den Knoten löste und das Joch wegziehen könne.
„Heute bedeutet die Redewendung „den gordischen Knoten durchhauen“ oder „den gordischen Knoten lösen“ die Überwindung eines schwierigen Problems mit energischen beziehungsweise unkonventionellen Mitteln.“
- In Zusammehang mit Waldbesitzern, die den Bauern möglichst wenig Holz zugestehen wollten, spinnt sich die „Weisheit“, dass ein Bauer, wenn er mit einem Wagen durch den Wald fährt und ein Deichselnagel bricht, in keinem Fall als Ersatz des Deichselnagels Holz aus dem Wald verwenden soll. Statt dessen soll er in das Loch seine Peitsche stecken.[3]
- In den Lügengeschichten des Barons von Münchhausen
schlägt dieser einen Deichselnagel durch das Loch einer Deichsel eines Ackerwagens, um einen Bären am Rückzug zu hindern. Der Bär hatte zuvor eine mit Honig bestrichene Deichselstange durch Schlund, Magen und Bauch bis hinten wieder hinaus aufgeleckt.
Einzelnachweise
- ↑ Höpfner, Ludwig Julius Friedrich: Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften: Ded - Eh, Band 7. Varrentrapp und Wenner. 1783. S. 46.
- ↑ Seite „Gordischer Knoten“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. August 2014, 16:03 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gordischer_Knoten&oldid=133010460 (Abgerufen: 13. Dezember 2014, 15:46 UTC)
- ↑ Grimm, Jacob: Weisthümer. Band 2. Göttingen. 1840-1869. S. 64.