Schlange (Wappentier)
(1483: In Silber eine rotgezungte, grüne Schlange, um ein rotes Taukreuz geringelt, den Kopf von links nach rechts über den Kreuzarm nach unten gerichtet; Fabelwappen des Königs von Indien; nach Grünenbergs Wappenbuch)
Die Schlange (französisch serpent; englisch serpent oder snake) ist in der Heraldik als Wappentier eine gemeine Figur.
Darstellung
Die in Wappen dargestellten, stilisierten (gemeinen) Schlangenfiguren sind keiner speziellen Art der natürlichen Schlangen nachgebildet. Anlehnungen an eine bestimmte Schlange (Viper, Natter etc.) sind der Festlegung durch einen Wappenstifter bzw. der Wappenbeschreibung zu entnehmen und bei einem Aufriß nicht naturalistisch umzusetzen, sondern in der gewöhnlichen heraldischen Übertreibung und der abstrahierenden Reduktion des Originals.
Die Schlange erscheint in Wappen gekrönt, mit pfeilspitzer oder gespaltener Zunge, geringelt, verknotet oder nur andere Wappenfiguren umringelnd. Verbreitet ist der Schlangenring, bei der sich das Tier in den eigenen Schwanz verbeißt (Symbol für Unsterblichkeit und ewiges Leben). Soll die Schlange explixit ohne Zunge erscheinen, ist dies zu melden („ungezungte Schlange“); eine „unbewehrte/unbewaffnete Schlange“ ist im Wappen ausdrücklich ohne Zähne zu gestalten.
Eine bevorzugte Richtung im Wappen, wie bei den anderen Wappentieren, ist nicht gegeben. Es sind alle heraldischen Farben möglich, wobei die Farbregeln zu beachten sind.
Die Schlange wird oft anderen Wappentieren ins Maul oder in den Schnabel gelegt (zum Beispiel beim Storch); oder sie befindet sich zwischen den Pranken/Krallen eines anderen Motivs.
„Schlangen (Tafel 20. Figur 24-29): kommen dagegen sehr häufig im Wappen vor. Bekannt ist die das Kind (nach älteren Darstellungen aber einen bärtigen ganz rothen Mann) verschlingende Mailänder Schlange (Tafel 20. Figur 28-29), die geflügelte, kriechende im Wappen der Famile von Cranach, sowie die im polnischen Stammwappen Waz, wo sie gleichfalls aufrecht steht, gekrönt ist und einen Reichsapfel, respektive Apfel am Stiel im Rachen hält. Die Zunge der Schlange, wie bekannt, gespalten, wird in der Heraldik mit einer Pfeilspitze versehen dargestellt, auch hat die heraldische Schlange einen schnabelartigen Rachen, grosse Ohren und oft einen Haarschopf.
Erscheint die Schlange wie in Tafel 20. Figur 24, 25, aufrecht, den Körper in mehrere Bogen gezogen, so heisst sie: „pfalweis gestellt“ oder „steigend“, sonst „kriechend", in Figur 26 „einmal geringelt“. Die Biegungen des Körpers nach rechts und links respektive, oben und unten sind selbstverständlich und sollen nicht klein, sondern gross sein, dagegen ist es zu melden, wie oft der Körper in Ringel gelegt ist. Die Farbe der Schlangen ist schwarz, blau, silber oder grün. Die „natürliche Farbe“ ist: grün mit gelblichen Bauche.
An besonderen Schlangenarten kommen vor: Die Natter im Wappen der Oberndorffer von Stefanskirchen in Bayern, die Blindschleiche im Wappen der Pommerschen Familie von Wussow und mehrerer stammverwandten Geschlechter dasselbst. Die lernäische Hydra erscheint im Wappen der neueren Orloff in Russland. Zwei Schlangen „pfalweis verschlungen zugewendet“ zeigt Tafel 20. Figur 27.“
- Schlange (nach Maximilian Gritzner, 1889)
Schlange als redendes Motiv im Wappen der Gemeinde Schlangen
Varianten
Schlangenform | Erläuterung | Beispiel |
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Schlange mit Flügeln | Eine Schlangenfigur kann geflügelt sein, wie im Wappen von Lucas Cranach[2]. Gewöhnlich wird sie in diesen Fällen „mit Fledermausflügel“ dargestelllt. Adler- oder Vogelflügel sind zu melden. Nebenstehendes Beispiel: Geflügelte Schlange im Wappen von Lucas Cranach |
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Schlange mit Beinen | In einigen Wappen ähnelt eine Schlangenfigur einem Fabeltier oder einem Mischwesen. Sie wird zum Beispiel mit den Hinterbeinen eines Löwens gezeigt. Diese Darstellung entspricht mehr dem Lindwurm oder dem Tatzelwurm. Im Zweifelsfälle ist der Wappenbeschreibung zu entnehmen, welches Fabeltier dargestellt wird, wobei die Angaben des Wappenstifters/Wappenführenden zu berücksichtigen sind. | ![]() |
Schlange mit Greifenkopf | Eine Schlange mit Greifenkopf erscheint zum Beispiel im Wappen der Familie Gerth (DWR, Nr. 10303/99). | |
Schlange mit zwei Köpfen |
Auch die Amphisbaena, eine Schlange mit zwei Köpfen an den entgegengesetzten Enden des Körpers, kommt gelegentlich als gemeine Figur in Wappen vor. | |
Schlange mit mehreren Köpfen |
Die Wappenfigur Hydra wird manchmal in der Literatur nicht als Drache, sondern als mehrköpfige Schlange beschrieben. Sie erscheint beispielsweise als Nebenfigur im Wappen der russischen Adelsfamilie von Orlow![]() |
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Feuerschlange | Die Feuerschlange Aspis![]() Nebenstehendes Beispiel: Zunftwappen der Schmiede mit (Feuer)Schlange |
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In alten Wappendarstellungen hatte die Schlange Ohren und einen schnabelförmigen Rachen. Gelegentlich wurde sie mit einem Haarschopf angetroffen[3]. Diese Darstellung entspricht mehr dem Nesselwurm. Auch bei diesen Fällen ist der Wappenbeschreibung zu entnehmen, welches Fabeltier dargestellt wird, wobei die Angaben des Wappenstifters/Wappenführenden zu berücksichtigen sind. Nebenstehendes Beispiel: Nesselwurm (nach Gritzner/Siebmacher |
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Die Seeschlange unterscheidet sich von der gewöhnlichen Schlange durch äußere Kiemen bzw. gut erkennbare außenliegende Kiemenbüscheln. Außerdem besitzt sie meist anstelle eines Schlangenschwanzes eine Schwanzflosse. | ||
Die Greifenschlange ist im Prinzip ein Greif mit vogel- oder adlerartigen Flügeln, ohne Vorder- oder Hinterpranken, aber mit (pfeilspitzen) Schlangeschwanz (WBO Nr. 6132). | ||
Der Schlangenlöwe ist in der Heraldik ein Löwe mit zwei Vorderpranken, dessen Unterleib aus einem Schlangenkörper mit (pfeilspitzen) Schlangeschwanz besteht (WBO Nr. 6181). | ||
Äskulapschlange | Allgemeine Bekanntheit hat die Äskulapschlange erreicht: Sie umwindet als Nebenfigur einen Stab. Das Figurenkonglomerat aus Schlange und Stab wird in der Heraldik als Äskulapstab (auch Asklepiosstab, Schlangenstab) blasoniert. In der griechischen Mythologie![]() ![]() |
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Dargestellt werden zwei Tiere um den Hermesstab, Symbol des Handels, gewunden. | ||
Das Medusen-/Gorgonenhaupt („Gorgoneion“) bzw. die Medusafigur wird in der Heraldik stets mit „Schlangenhaaren“ dargestellt. |
Schlangenring
Der Schlangenring, der als Schlange erscheint, die sich in den eigenen Schwanz verbeißt, ist in der Heraldik eine souveräne Wappenfigur. Ein Schlangering symbolisiert außerhalb der Heraldik Unsterblichkeit und das ewige Leben.
Schlange als Nebenfigur
Manchmal erscheint die Schlangenfigur als Nebenfigur mit einer Hauptfigur, die in Natur in der einen oder anderen Form ein „Schlangenjäger“ des Beutetiers Schlange darstellt. Beispielsweise ist die Schlange im Wappen Mexikos im Schnabel eines Adlers zu sehen. In gleicher oder ähnlicher Weise (im Schnabel, im Fang, in Maul, in den Pranken, in der rechten/linken Hand „gehalten“, „gefangen“, „aufgespießt“ et cetera) wird die Schlangenfigur mit den Figuren Reiher, Storch, Arm und so weiter dargestellt.
Symbolik
Die Schlange hat als Tier der Mythologie sehr viele Facetten in der Kultur, im Film, in der Literatur und auf vielen anderen Gebieten, so dass die Übernahme in die Heraldik eine Folge ist.
Als Attribut von Heiligen fand sie den Weg auch in die Heraldik. Die Wilburgis
ist im Wappen durch eine Schlange erkennbar. Auch der hl. Benedikt
, mit Giftschale und Schlange, hat das Tier als Attribut.
Paraheraldik
Der Autobauer Alfa Romeo hat sein Firmenlogo mit dem Wappen der Stadt und des Herzogtums Mailand kombiniert. Hier ist es kein Wappen, sondern ein Unternehmenslogo.
Wappenbilderordnung
- Die Schlange wurde zusammen mit der Viper und der Natter in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Amphibien, Reptilien unter der Nr. 3251 aufgenommen.
Siehe auch
Literatur
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 94
- ↑ 2,0 2,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 351f. (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Das große Buch der Wappenkunst, Walter Leonhard, Verlag Georg D.W. Callway, München 1978 ISBN 3-7667-0335-8
Weblinks

- Schlangen in Parker's Heraldry (englisch)
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Schlange_(Wappentier)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 13. Juli 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.