Greifenschlange

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Obschon in der Heraldik einige Versuche unternommen wurden, zwischen verschiedenen chimärenhaften Phantasiegestalten zu differenzieren und sie unter dem Ober-/Sammelbegriff „Greifen“ (bzw. „Schlangen“) in einer Gruppe zusammenzufassen, sind weder die Gestalt der im Folgenden behandelten speziellen Wappenfigur Greifenschlange noch ihre genauen Reptilien-, Vogel- und Raubtiermerkmale oder Fabelattribute systematisch, exakt und einheitlich festgelegt. Auch hinsichtlich ihrer Bezeichnung besteht keine präzise und allgemein gültige Regelung, so dass sie in Wappenbeschreibungen je nach Wappenkulturraum und Zeitgeist möglicherweise mit unterschiedlichen Fachbegriffen angesprochen wird.

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In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens ist eine spezielle Wappenfigur, die eigens zur Darstellung einer Greifenschlange verwendet wird, nicht gebräuchlich.

Greifenschlange
 
Ungeflügelt
(„Schlange mit Greif­en­kopf“; Wappen der Familie Gerth; nach DWR, Nr. 10303/99)
 
Geflügelt
(Greif komplett ohne Beine/Pranken, die untere Hälfte endet in einen pfeilspitzenförmigen Schlangen­schwanz; kolorierte Bleistiftzeichnung nach WBO, Code-Nr. 6132)

Der Ausdruck Greifenschlange (auch Greifschlange oder ähnlich genannt; französisch serpent-griffon; englisch griffin/gryphon snake oder griffin/gryphon serpent) bezeichnet in der Heraldik ein fiktives Wappentier, genauer: eine seltene gemeine Figur. Die genaue Ausprägung der Greifenschlangenfiguren variieren in unterschiedlichen Kontexten und Wappenaufrissen.

Darstellung

Grundsätzlich wird eine „Greifenschlangenfigur“ in der Heraldik als Mischwesen Mischwesen (Chimäre) aus „Greif“ (oben) und „Schlange“ (unten) dargestellt. Eine Differenzierung erfolgt hauptsächlich hinsichtlich zweier Ausprägungen:

  • Ungeflügelte Greifenschlange
    („Schlange mit einem Greifenkopf“; englisch serpent with griffon's head)
  • Geflügelte Greifenschlange
    („Greif ohne Beine/Pranken, die untere Hälfte ein Schlangenschwanz“; französisch griffon dragonné legless; englisch griffin sans legs the lower half of the body terminating in the tail of a wyvern/snake)

Da die Figur selten ist, gibt es keine besonderen heraldischen Vorgaben für sie außer jene, die für die Wappentiere Greif und Schlange allgemein gelten. Die Darstellungsform des Schwanzendes einer Greifenschlange kann entweder eine gleichmäßige, nach hinten hin dünner verlaufende Form annehmen, wie dies bei natürlichen Schlangen der Fall ist, oder eine pfeilspitzenförmige Ausgestaltung aufweisen, wie dies bei Drachen manchmal der Fall ist. Letzteres muss man in der Beschreibung des Wappens angegeben, wenn das Merkmal essenzieller Bestandteil der Wappenfigur sein soll. Die Farbgebung des Motivs, die Bewehrung, die Körperstellung und so weiter erfolgen nach den heraldischen Regeln. So können beispielsweise der Schnabel und die Zunge anders als der Rest der Figur eingefärbt sein, was in der Wappenbeschreibung zu melden ist.

Ungeflügelte Greifenschlange

alternative Beschreibung
2014: Schlangen mit Ohren und Schnabeln (Familienwappen Jusufovic; nach WMH, Nr. 113/11976)

Soll in einem Wappen eine „Greifenschlange ohne Flügel“ erscheinen, so ist dies in einer Wappenbeschreibung ausdrücklich zu vermerken. Gemeinhin wird dabei nicht oder nur selten der Ausdruck „Greifenschlange“ verwendet, sondern statt dessen eine präzisere Beschreibung gewählt. Beispielweise erscheint im Wappen der Familie Gerth aus Rußhagen, Pommern (DWR, Nr. 10303/99) eine „Schlange mit Greifenkopf“ (= „ungeflügelte Greifenschlange“); und im Wappen Jusufovic (WMH, Nr. 113/11976) wurden entsprechende greifenschlangenförmige Kreaturen ohne Flügel mit dem Ausdruck „Schlangen mit Ohren und Schnabeln“ festgelegt.

Geflügelte Greifenschlange

Ob die Figur der „geflügelten Greifenschlange“ jemals in einem Wappen geführt wurde, ist unklar. Die Autoren der Wappenbilderordnung (Arndt, Seeger, Müller-Westphal) des Herold (Verein) nennen im 20. Jahrhundert kein Referenzwappen für die Darstellung dieser Wappenfigur.[1] Es ist daher möglich, dass die Genannten die Figur lediglich aus systematischen Gründen in die heraldische Terminologie einführten.

„Greifenschlange“ versus „Drachengreif“

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Drachengreif

Die „Greifenschlange“ ist sehr leicht mit der Figur „Drachengreif“ zu verwechseln. Letztere besitzt im Gegensatz zur Greifenschlangenfigur zwei Greifenvorderbeine mit Krallen.

Wappenbilderordnung

  • Die Figur Greifenschlange, geflügelt, ohne Vorderpranke wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter im Abschnitt Fabelwesen: Tiere mit Schlangenleib unter der Nr. 6132 aufgenommen.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: 1,0 1,1 Vgl. Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 156–157; Tafel 46. Figur 6132. (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).