Drachengreif
Drachengreif |
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(kolorierte Bleistiftzeichnung nach WBO, Code-Nr. 6641) |
Der Drachengreif (französisch griffon dragonné; englisch griffin, the lower terminating in a wyvern's tail ‚Greif, dessen Unterleib in einen Wyvern-Schwanz ausläuft‘), ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.
Geschichte
Ob die Figur der Drachengreif jemals in einem Wappen geführt wurde, ist unklar. Die Autoren der Wappenbilderordnung (Arndt, Seeger, Müller-Westphal) des Herold (Verein) nennen im 20. Jahrhundert kein Referenzwappen für die Darstellung dieser Wappenfigur.[1] Es ist daher möglich, dass die Genannten die Figur lediglich aus systematischen Gründen in die heraldische Terminologie einführten.
Im Sinne der Definition in der Wappenbildordnung könnte man die Figur im Wappen der Familie Fortdran/Fortdrau (früher Bertschikon, dann Zürich) vielleicht als „Drachengreif“ deuten. Der Heraldiker Gustav Adelbert Seyler beschreibt diese Wappenfigur hingegen als „goldener Drache (Oberkörper greifenartig)“[2], Jean Egli als „Lindwurm“[3].
Darstellung
Grundsätzlich wird der Drachengreif als Mischwesen aus Greif (Oberteil mit Greifenflügel) und Drache/Schlange (Unterteil mit schlangen-/drachenartigen Schwanz) dargestellt.
In Abhängigkeit von den konkreten Wappenaufrisses sowie dem jeweiligen Wappenkünstler sind die kombinierten Körperteile eines Drachengreifen in der Praxis womöglich irreführend gestaltet. So ist es möglich, dass ein „Drachengreif“ unter Umständen lediglich mit einem „Greifenkopf“ oder nur mit einem „Greifenkopf mit Greifenflügel“ mit einem Drachen- bzw. Schlangenkörper kombiniert wird. Prinzipiell sollte der Greifenanteil des Mischwesens jedoch stets auch die Vorderfüße und -krallen umfassen. Etwaige besondere Attribute sind zu melden.
„Drachengreif“ versus „Greifenschlange“
Der Drachengreif ist sehr leicht mit der Greifenschlange zu verwechseln. Letztere besitzt im Gegensatz zum Drachengreif außer den Flügeln keine Gliedmaße.
Greif mit Drachenattributen
Greifenfiguren mit Drachenattributen werden gewöhnlich als solche gemeldet – und nicht als „Drachengreif“. Beispielsweise führt die schwedische Provinz Östergötland im Wappen einen Greif, der die Zunge, den Schwanz und die Flügel eines Drachen besitzt.[4] Obwohl er all diese Drachenattribute besitzt, ist dieses Wappentier kein „Drachengreif“.
- Greif mit Drachenattributen
Wappen von Östergötland (Aufriss nach Nordisk familjebok
)
Wappenbilderordnung
- Das Phantasiewesen „Drachengreif“ wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 6641 aufgenommen.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 Vgl. Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 162–163; Tafel 46. Figur 6641. (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
- ↑ Gustav Adelbert Seyler: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, V. Band, 7. Abteilung: Achtzehnhundert Ein und Siebenzig bürgerliche Wappen. Nürnberg: Bauer & Raspe, 1906. S. 64. Tafel. 65.
- ↑ Jean Egli: Neues historisches Wappenbuch der Stadt Zürich. Supplement. (1828-1870), 1863.
- ↑ Wappenbeschreibung: „I rött fält en gyllene grip med drakvinge och draksvans samt med blå draktunga och beväpning, i vart av sköldens hörn åtföljd av en ros av silver.“ – vgl.: Östergötlands landskapsvapen