Ast (Heraldik)
Der Ast (auch Baumast genannt; französisch hallotte, branche; englisch branch) ist im Wappenwesen entweder eine gemeine Figur oder ein Heroldsbild.
Ast als gemeine Figur

Ein stärkerer Ast-Darstellung mit oder ohne stark vergrößerten Blättern in heraldischen Farben, die nicht den Schild mittels gerader oder krummliniger Striche in verschiedene Farben durch Abgrenzung zerlegt, bildet die gemeine Wappenfigur. Die gemeine Figur Ast wird leicht stilisiert, sollte aber übertrieben dick, mit teilweise gekappten Auswüchsen (Knorren) und mit keinen oder mit möglichst wenigen Früchten/Blättern dargestellt sein (letztere nur als Neutrieb).
Im Wappenschild wird die Stilisierung des unbestimmten Astes an eine bekannte Baumart angelehnt (beispielsweise an einen Eichenast, einen Lindenast, Birkenast oder einen Obstbaum- oder Nadelbaumast). Um genau zu sein, ist die Anzahl und die Position der Knorren, Blätter, Früchte und so weiter an einem Ast zu melden.
Für Wappentiere, wie Vögel, ist er im Wappen eine Sitzgelegenheit und das Tier wird als astend beschrieben. Manchmal wird der gemeine Ast von einer anderen Wappenfigur gehalten oder getragen.
- Ast nach Maximilian Gritzner (1889)
- Ast als gemeine Figur in Kommunalwappen
Bär, der eine Ast trägt (aus dem Wappen derer von Ronow
)
Wappen von Cvikov nach dem Geschlecht Berka von Dubá und Lipa
- Ast als gemeine Figur in Familienwappen
Wappen Ostman von der Leye[1]
Wappen von Marie von Platen (Adelsgeschlecht-Mark), von 1761, Pessiner Kirche Brandenburg[2]
1605: Wappen derer Berka von Dubá und Lipa
(nach Siebmacher)
Brand/Feuerbrand („brennender Ast“)
Das Motiv eines oder mehrerer brennender Äste erfreut sich im Kontext der Heraldik großer Beliebtheit. Entsprechende Figuren finden sich in einer Vielzahl von Wappen wieder, sei es in liegender, stehender oder schräggestellter Form. Wenn aus einer Astfigur mehrere Flammen aus dem oberen Astende oder aus den nach oben weisenden Aststummeln „herauszüngeln“, kann diese in einer Wappenbeschreibung als „Brand“ („Feuerbrand“) gemeldet sein. Es ist zu beachten, dass im älteren Wappenwesen der Ausdruck „Brand“ möglicherweise für einen „schwarzen Baumast ohne Blätter“ steht. Um Verwechslungen zu vermeiden, empfiehlt es sich jedoch, diesen als „trocken (schwarzen) Ast“ anzusprechen.
„Brand (Tafel 23 Figur 68.): heisst ein schwarzer Baumast ohne Blätter; er kommt entweder so wie hier, oder »brennend«, das heißt mit herausschlagenden Flammen vor. Es will uns scheinen, als ob: »trockener Ast« für den nicht brennenden »Brand« zu sagen richtiger wäre, »Brand« dagegen für denselben passend ist, wenn er wirklich Flammen schlägt, zum Beispiel im Wappen diverser Familien von Brand, der von Schierbrand und anderer.“
- Ast als „Brand“
Ast mit Rosenblüten
Die gemeine Figur Ast wird in Wappen zuweilen mit (drei) Rosenblüten dargestellt, die entweder direkt oder an einem Stiel aus einer (abgestumpften, beblätterten) Ast-/Stammfigur wachsen.
1605: Schrägrechter Ast mit 3 roten Rosen (Wappen derer von Schachten
; nach Siebmachers Wappenbuch)
Abgestumpfter natürlicher Ast, aus dem drei Rosen an Blätterstängeln wachsen (Stammwappen derer von Brederlow
)
Ast versus Zweig
Die gemeinen Figuern „Ast“ und „Zweig“ werden in der Heraldik sowohl in der Darstellung als auch bei der Wappenbeschreibung nicht immer sauber auseinander gehalten. Dennoch gibt es Unterschiede.
- Ein „heraldischen Ast“ sollte übertrieben dick dargestellt sein und keine oder möglichst wenige Früchte/Blätter besitzen (wenn überhaupt, dann nur als Neutrieb). Abhängig vom vorhandenen Platz füllt der gemeine Ast diesen weitgehend aus, so daß nur wenig Raum für andere Elemente wie Blätter oder Früchte bleibt.
- Ein „heraldischer Zweig“ sollte übertrieben dünn und immer mit vielen Blättern und/oder vielen Früchten und Blüten dargestellt sein.
- Zwischenformen („Ästchen“ o. ä.), bei denen der Betrachter nicht auf Anhieb sagen kann, ob es sich um einen Ast oder einen Zweig handelt, gilt es, in der heraldischen Darstellung zu vermeiden.
Grundsätzlich kann man Äste und Zweige anhand der Anzahl Früchte (Eicheln, Äpfel und so weiter) und der Blätter, die aus ihnen gegebenenfalls treiben, voneinander abgrenzen. Allerdings ist dies erst bei einer großen Anzahl Blätter (zirka 7 oder mehr) und Früchte (zirka 5 oder mehr) möglich. Bei einer größeren Anzahl Blätter/Früchte -- die gemäß der heraldischen Regeln übertrieben groß dargestellt werden sollten -- ist rein grafisch für einen dicken Ast kein Platz mehr im Wappenbild. In diesem Fall wirkt der Ast optisch nur wie ein „Ästchen“ bzw. ist als „Zweig“ zu blasoniern.
Ast mit Attributen
Ein Ast wird in der Heraldik nicht nur mit natürlichen Attributen (Blätter, Zweige und so weiter) abgebildet, sondern besitzt zuweilen auch ungewöhnliche Attribute (Köpfe, Kreuze, Schwerter), die aus ihm treiben. Ein schönes Beispiel findet sich in Conrad Grünenbergs Wappenbuch aus dem 15. Jahrhundert, wo Köpfe an den Astenden wachsen.
Ast als Heroldsbild
Der Ast als Heroldsbild ist sehr stark stilisiert und erscheint in verschiedenen Kombinationen im Wappenschild. So sind bekannt der Astbalken, der Astpfahl, das Astkreuz und der Astschragen. Der Astschragen wird auch als Burgunderkreuz bezeichnet. Das Besondere an den Heroldsbildern ist der sehr streng stilisierte Ast mit den kurzen Ansätzen der Astverzweigungen. Die Seitenlinien von Pfahl und Balken, auch von den Kreuzen sind auf beiden Seiten wie mit stark stilisierten Aststummeln geschnitten. Auf den Seiten können sich die Ansätze in gleicher Höhe gegenüberliegen oder versetzt sein.
- Ast als Heroldsbild
Astkreuz
Äste werden teilweis auch in Kreuzform gestellt.
- Astkreuze
Schragenastkreuz
(als Heroldsbild)
Weitere Beispiele
Wappenbilderordnung
- Der Ast wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Hauptteile und Seitenteile: Pflanzen unter der Nr. -741 aufgenommen.
Weblinks
Bernhard Peter: Besondere Motive: Der Brand – (brennender Ast)
Einzelnachweise
- ↑ Blason: In Rot einen schrägrechts liegenden, beiderseits mit zwei gestümmelten Zweigen versehenen gestümmelten natürlichen Eichenast, aus dem an jeder Seite ein grünes Eichenblatt treibt.
- ↑ Das ursprüngliche Wappen zeigte einen Baumstamm mit drei Wurzeln und mehreren gezackten Blättern;
Blason: (seit dem 16. Jahrhundert): In Silber ein quer- (später ein schrägrechts) gestellter Ast mit fünf grünen Stechpalmenblättern. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein offener, oben mit einer goldenen Kette, an der ein goldener Ring hängt, verbundener offener schwarzer Flug. (Quelle: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band X, Band 119 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1999.) - ↑ Maximilian Gritzner: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie. Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 105. Tafel 23. Figur 63. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.