Sack (Heraldik)
Der Ober-/Sammelbegriff Sack (ursprünglich semitisch; hebräisch: saq =„Stoff aus Haar”; über griech.: sákkos =„grober Stoff aus Ziegenhaar”; lat.: saccus =„Sack“; gotisch: sakkus, althochdeutsch sac =„Bußgewand aus grobem Stoff”; Diminutiv: Säckchen, Säcklein; frz.: sac; engl.: sack) bezeichnet im Wappenwesen
- einerseits eine Gruppe von Wappenfiguren („die Säcke“
), wobei die Mitglieder der Gruppe länglichen Behältnissen nachempfunden sind, die aus geschmeidigen, zähen, relativ festen, haltbaren oder vielseitig einsetzbares Material (Jute, Leinwand, Leder, Tuch oder Ähnlichem) bestehen und dem Transport oder der Aufbewahrung von festen oder flüssigen (selten) Stoffen, Gütern dienen;
- andererseits steht er für eine seltene gemeine Figur, deren genaue Form und Erscheinung in der heraldischen Literatur nicht systematisch, konsistent und erschöpfend bestimmt ist (der „gemeine Sack“).
Darstellung
Säcke erscheinen im Wappenwesen in unterschiedlicher Form. Ihre Darstellung im Wappen erfolgt heraldisch stilisiert, wobei zum Beispiel eine regionalen Sackform oder der charakteristische Verwendungszweck des darzustellenden Sackes durch Reduktion oder durch Übertreibung bildhaft gemacht wird. Ein spezieller Sack sollte stets unter Verwendung eines Eigennamens und/oder seiner besonderen Charakteristika gemeldet werden (zum Beispiel Geldsack, Säsack, Filtrirsack, Wadsack, Bettelsack, Mantelsack, Quersack/Zwerchsack, Strohsack, Dudelsack, Klingelsäckchen, Kräutersäckchen, Kohlensack, Pulversack, Schubsack, Hosensack, Haarsack, Wollsack, Malzsack, Futtersack, Hopfensack, Sandsack, Leichensack, Floßsack, Rucksack und so weiter). Die Unterschiede zwischen den einzelnen Grundformen sind fließend, Hybridformen sind möglich. In jedem Fall sind die besonderen Merkmale des jeweiligen Sackes im Wappenaufriss zu berücksichtigen. Sackfiguren erscheinen im Wappenschild gewöhnlich in Aufsicht (Vorderansicht); manchmal werden sie in geringem Maße räumlich dargestellt, was durch wenige Striche geschieht.
(Gemeiner) Sack
Die gemeine, nicht weiter bestimmte Figur Sack ist in einem weiten Sinn einem „Mehlsack“ nachempfunden (beziehungsweise einem Korn-/Getreide-/Kartoffelsack oder einem anderen Waarensack; engl.: grain sack), wobei die Darstellung gewöhnlich keine oder nur selten Rückschlüsse über Material oder den genauen Verwendungszweck erlaubt. Die (gemeine) Sackfigur erscheint in ihrer Normalform aufrecht und zugebunden bzw. „mit einer Schnürung“ in der Nähe des oberen Schildrands; ein Sack ohne Schnürung respektive ein geöffneter Sack oder ein Sack in einer anderen Position sind zu melden. Etwaige Besonderheiten (zum Beispiel ein Handelszeichen auf dem Sack) sollten ebenfalls in der Wappenbeschreibung erwähnt sein. Der Sack erscheint hauptsächlich in Ein-, Zwei-, Drei oder Vierzahl im Wappen. Eine größere Anzahl ist selten. Bei Mehrzahl sollte die Stellung der einzelnen Säcke im Schild/Feld zueinander gemeldet werden, zum Beispiel: „zwei über eins“, „zwei schräggekreuzte Säcke“ (Wappen von Großjedlersdorf) oder ähnlich. Alle heraldisch üblichen Farben und Metalle sind zum Einfärben des Motivs erlaubt, Silber und Gold werden bevorzugt. Weicht die Tingierung der Schnürung von der Farbe der Figur Sack ab, sollte dies angezeigt werden (zum Beispiel: „Roter Sack mit goldener Schnürung“). Da das Motiv selten in Wappen erscheint, gibt es im Übrigen keine expliziten heraldischen Vorgaben, außer jene, die allgemein für gemeine Figuren gelten.
(Gemeiner) Sack als Nebenfigur
Die Figur Sack erscheint teilweise als (kleinere) Nebenfigur, die eine Hauptfigur begleitet oder zum Beispiel als Traglast einer anderen Wappenfigur.
Geldsack
Die Figur (gemeiner) Sack ist von der Figur Geldsack (auch Säckel, Goldsack, Geldbörse/Geldbeutel, Börse/Beutel oder ähnlich genannt; frz.: aumônière oder bourse; engl.: purse) abzugrenzen.
„Geldbeutel (Tafel XXIX. Figur 62.): zum Beispiel im Wappen der Grafen von Bolza.“
Links: Doppelzügige „Geldbörse“ (=Geldsack), pfahlweise gestellt, mit abhängenden Nesteln (Börslingen
)
Liegender goldener Beutel (Beutelsbach
)
Säsack/Saatsack
Die Figur Säsack (auch Saatsack, Sätuch, Säscholk, Säkleid, Säkorb oder ähnlich genannt) unterscheidet sich signifikant von der Figur Sack und ist in einem weiten Sinn einem „Behälter“ zum Umhängen nachempfunden, aus dem ein Mensch (Bauer, Sämann, Landmann) Saatgut streut. Die Figur erscheint nur selten oder gar nicht alleinstehend, sondern gewöhnlich als Nebenfigur/Attribut einer (menschlichen) Wappenfigur.
Um die Schulter zu einem Sack gebundenes Tuch (Kronprinzenkoog)
Almosensack/Bettelsack

Die Figur Almosenssack (auch Bettelsack, Almosensäckel oder ähnlich genannt) ist einem Sack für erbettelte Gaben nachempfunden, wie er beispielsweise als Attribut des Felix von Cantalice oder in der bildenden Kunst überliefert ist.
Felix von Cantalice
mit Bettel-/Almosensack
ca. 1511: Silber-Schwarz gespalten mit drei Almosensäcken (2:1) in verwechselten Farben (Wappen Balthasar Rüffer, Bürgermeister von Würtzburg zu Schweinfurth)
Säcke (= „Tränen“)
Der Ausdruck „Säcke“ (Plural) ist im Wappenwesen teilweise eine Ersatzwort für Tränen; die Figuren sind voneinander abzugrenzen.
„Säcke: in älteren heraldischen Werken aus Unkenntnis verwendeter Ausdruck für Tränen.“
Insbesondere, wenn vier Säcke kreuz- oder schragenweise gestellt sind, sollte man Verwechslungen mit vergleichbaren Figuren (z. B. dem Tropfenkreuz) vermeiden.
Säcke im Wappen der Familien Sack
Von Familien und Adelsgeschlechtern namens Sack zu/von ... beziehungsweise von Sack (auch die Säcke genannt) sind neben Wappen ohne Sackmotiv viele Wappenaufrisse mit Sackfiguren (gewöhnlich vier in der Mitte verknotete Säcke) belegt.
„Seltenes Wappenbild. Bei der schlesischen Familie von Sack bilden vier in Schragenform gestellte Säcke das redende Wappenbild.“
Wappen der schlesisch-sächsischen Säcke
„Das Stammwappen dieser Familie von Sack zeigt die vier in der Mitte verknoteten silbernen Säcke auf rotem Grund. Die Helmzier besteht hingegen aus einer goldenen Krone, der eine nackte Jungfrau – eine Mohrin – bis über die Brust entspringt. Über ihren langen Haaren trägt sie einen Kranz aus roten und weißen Rosen.[3] Das freiherrliche Wappen dieses Familienzweiges besteht aus einem quadrierten Schild mit dem Herzschild der schlesischen Säcke. Die Felder 1 und 4 zeigen in Silber eine rote Rose, die Felder 3 und 3 in Blau eine goldene Krone. Auf dem Helm befindet sich eine Krone. Das Wappen der Grafen aus dem Zweig der schlesisch-sächsischen Säcke basiert auf dem gleichen Schild wie das Wappen bei den Freiherren. Auf dem Schild befinden sich hier jedoch drei gekrönte Helme: Der mittlere Helm mit dem Mohren und der rechte Helm mit einem goldenen Jerusalemkreuz; der linke Helm ist mit fünf Straußenfedern besteckt, darauf eine liegende Mondsichel.“
1605: Ältere Darstellung dieses Wappens in Siebmachers Wappenbuch
Wappen der brandenburgisch-preußischen Säcke
„(..) in rotem Schild einen silbernen Sack, aus welchem eine gekrönte Jungfrau wächst, die in jeder Hand einen Speer hält. Auf dem Helm die Jungfrau wachsend.“
Wappen mit Sackfigur (Familie von Sack) im neuen Siebmacher
Band 3 Abteilung 2 Tafel 396 - Preußischer Adel - Edelleute
Wappenbilderordnung
- Die Figur Sack wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Nahrungsmittel und Kaufmannsgerät unter der Nr. 9244 aufgenommen.
- Die Figur Beutel (=Geldbeutel/Geldsack) wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände der Bekleidung sowie Schmuck unter der Nr. 9733 aufgenommen.
Symbolik
Außerhalb der Heraldik symbolisiert das Motiv Mehlsack zum Beispiel die Landwirtschaft, einen Mühlenbetrieb oder dessen Reichtum.
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 141
- ↑ Hochspringen nach: 2,0 2,1 Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 339. ISBN 978-3-411-02149-9
- ↑ Johann Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung, Leipzig 1720, S. 788–794.
- ↑ Hochspringen nach: 4,0 4,1 Seite „Sack (Adelsgeschlechter)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. Januar 2016, 11:39 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sack_(Adelsgeschlechter)&oldid=149771155 (Abgerufen: 20. Februar 2016, 15:34 UTC)
Weblinks
