Spange (Heraldik)
Ausdrücke wie → Spange, → Fibel, Gewandhafte, Verschlusshaken, → Rink/Rinck/Rinken oder missverständlich Klammer, Bolzen, → Schnalle‚ Heftnadel, → Hafte, Schließe und so weiter werden in der heraldischen Literatur der Vergangenheit teilweise synonym verwendet, teilweise voneinander abgegrenzt;[1] erst in der neueren heraldischen Literatur versucht man, die Ausdrücke und entsprechende Wappenfiguren möglichst exakt zu bestimmen.
Der mehrdeutige Ausdruck Spange (mittelhochdeutsch spange, althochdeutsch spanga, germanisch *spangō) bezeichnet im Wappenwesen:
- eine gemeine Figur, deren Merkmale trotz einiger Ansätze durch die Heraldik nicht systematisch, einheitlich, konsistent und erschöpfend bestimmt sind.
- einen Oberbegriff, unter welchem die heraldischen Spangenfiguren/-formen in einer Gruppe zusammengefaßt sind.
Darstellung
Der allgemeine und vage Ausdruck Spange kommt in mehreren Wappenbeschreibungen zur Bezeichnung einer Wappenfigur vor. Die Darstellung von „Spangenfiguren“ erfolgt in der Heraldik jedoch nicht einheitlich und nicht zwingend immer „gleich“
. Beispielsweise ist nach Ralf von Retberg eine Spange unter anderem das bisher als Wolfseisen (Maueranker) angesprochene Wappenbild der Hatzfeld
, Breidenbach
und anderer;[2] bei Gert Oswald ist eine Spangenfigur dagegen einer „Gürtelschnalle“ nachempfunden wie sie im Wappen derer von Zedlitz zu sehen ist.[1] Wohingegen die Autoren der Wappenbilderordnung als Referenzwappen für eine „Spangenfigur“ den golden-rot gespaltenen Schild von Neureut
anführen, in welchem farbverwechselt eine „Haspe“ („Hefte“) erscheint (geht auf das Wappen von Teutschneureut zurück).[3]
Gemeinhin und in einem weiten Sinn ist die Figur Spange - heraldisch stilisiert - dem Idealbild eines Gegenstands aus festem Material nachempfunden, mit welchem etwas wie Kleidung fixiert/festgestellt werden kann und welcher zuweilen als Schmuck dient. Besitzt die Figur eine Spangennadel, ist deren Richtung zu beschreiben.
„Spange“ bzw. „Haspe“ (Neureut
)
Fibel
Die gemeine Figur Fibel (lateinisch fibula ‚Klammer‘, ‚Bolzen‘, ‚Spange‘, ‚Schnalle‘‚ ‚Heftnadel‘, ‚Schließe‘) ist dem Idealbild der gleichnamigen, metallenen, dem Prinzip der Sicherheitsnadel
entsprechenden Gewandnadel nachempfunden („Fibel“
), deren älteste nachgewiesene Formen aus der Bronzezeit stammen und die bis ins Hochmittelalter verwendet wurden.
Dreiknopffibel (Regesbostel
)
Oben: Gewandfibel (Brauweiler
)
Cheruskische Gewandhafte (1. Jhr.), sogenannte Fibel mit doppellappiger Rollenkappe (Betheln
)
Hinten: Vorgeschichtlicher Verschlusshaken in Pferdekopfform (Manching
)
Fibel (Klein Denkte
)
Abgrenzung
In der älteren heraldischer Literatur wird der Ausdruck Spange auch für das achtarmige Lilienkreuz verwendet.[1]
Einzelnachweis
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 1,2 Vgl.: Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 332, 370 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 304. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 210, 211 (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).