Holzschuh (Heraldik)

Holzschuh (frz.: sabot; engl.: clog, wooden shoe) ist im Wappenwesen
- ein ungenauer Ausdruck für eine gemeine Figur, die je nach Wappenaufriss, Zeitgeist und Mode sehr unterschiedlich dargestellt ist.
- ein Ordnungsbegriff, der sich zwanglos an den gleichlautenden umgangssprachlichen Ausdruck („der Holzschuh/die Holzschuhe
“) anleht und bestimmte gemeine Figuren zusammenfaßt, die aus Holz verfertigten Schuhen nachempfunden sind.
Darstellung
Die Wappenfigur Holzschuh erscheint grob seit dem 12. Jahrhundert in verschiedenen Varianten in Wappen, ist aber vergleichsweise selten anzutreffen.
„Der Holzschuh der Herren von Holzschuhe in Nürnberg ist schon aus dem 12. Jahrhundert.“
Das ältere Wappenwesen differenziert nicht zwischen Holzschuhen, die aus einem Stück geschnitzt sind -- und Holzsohlenschuhen, die einerseits ein meist auf den Schuhboden beschränkten Holzanteil und andererseits ein Oberteil, Riemen oder ähnliches aus einem anderen Material (zumeist Leder) haben. Erst in der neuerer Heraldik gibt es Bemühungen, verschiedene Holzschuhfiguren voneinander abzugrenzen, als da beispielsweise wären (Auswahl):
Trippe
Die Figur Trippe (auch „Tripp“, „Trippel“, „Trippenholz“, „Treppen“, „Holzssohle“, „Holzsandale“, „Holtzschuch“ oder ähnlich[2], bei Walter Leonhard kurz: „Sandele“ genannt[3]) ist dem gleichnamigen Unterschuh („→ Trippe“) nachempfunden, der im Mittelalter zum Schutz gegen Schmutz unter den eigentlichen Schuhen, feinerem Schuhwerk oder den Ledersohlen von Beinlingen
getragen wurde. Die Figur erscheint in Wappen gewöhnlich balkenweise querrechts gestellt als einfache Holzsohle auf hohen Klötzen („Trippen“) mit Riemenbefestigung (meist Lederriemen).
Trippen auf einer Hausmarke in Friedrichstadt
Trippschuh
Die Figur Trippschuh erscheint gewöhnlich als auffällig langspitziger „Schnabelschuh mit Trippe“ (wird die Trippe mit einer anderen Fußbekleidung kombiniert, ist dies anzuzeigen).
„Trippschuh (eigentlich Schuh mit Trippe)“
Wenn die Gesamtfigur durch einen Pfeil auf- oder abwärts durchbohrt wird, ist diese Umstand entsprechend zu melden (zur Interpretation des Schuh/Pfeil-Motivs siehe: → Pfeil durchbohrt Schuh).
Holzschuh im Holzschuher-Wappen und in Derivaten

Die nürnbergische Patrizierfamilie Holzschuher von Harrlach, die 1228 erstmals urkundlich[5] erwähnt ist, führt eine besondere, unverwechselbare Holzschuhfigur im Wappen:
„Holzschuh (Tafel XXVI. Figur 22.): in dieser besonderen Form nur im Wappen der Nürnbergischen Familie von Holzsschuher als redendes Wappenbild vorkommend.“
Das Holzschuhmotiv wird mit einer festen, straßentauglichen, silbernen Holzsohle auf zwei hohen, trippenartigen (silbernen, schwarzen oder roten) Stollen und einer pantoletteartigen
, nach vorne stets geschlossenen, zugespitzten, leicht bauchigen schwarzen Vorderkappe dargestellt, die Innen rot gefüttert ist. Das Vorderteil der Kappe ist in manchen Wappenaufrissen mit einem (silbern-roten) Dreiblatt, einem Drei-/Vierpass oder einem anderen Schmuckelement verziert und der offene Teil ist meit mit einem silbernen Bord eingefaßt. Anläßlich einer Wappenbestätigung durch Kaiser Karl V. wird das Wappenbild im Jahr 1547 folgendermaßen beschrieben:
„(..) das ober vnd hinter feld golt, darin das anererbt holtzschucherisch wappen [ain goltfarben schildt, darInn ain schwartzer holländischer holtzschuch, Inwendig rot vnd ausswendig herumb mit weissen Portlin, den Spiz gegen den hintern tail des schilts kerend] (..)“
Das Motiv findet sich in Wappenaufrissen querlinks gestellt (manchmal auch querrechts) und zum Beipiel in Wappenderivaten, die auf die Familie von Holzschuher verweisen (vergleiche zum Beispiel die Wappen von Happurg, Vorra, Vestenbergsgreuth).
(Gemeiner/niederländischer) Holzschuh
In der neueren Heraldik ist die Figur Holzschuh einem traditionellen, niederländischen Holzschuh („Klompen“) nachempfunden, der im Spann geschlossen und vollständig aus (reinem) Holz hergestellt ist und den Fuß ähnlich wie ein Halbschuh weitgehend umschließt (im Fersenbereich mit einer hochgezogenen Holzsohle).
Verzierungen und Besonderheiten der Figur gemeiner/niederländischer Holzschuh („mit Schnitzereien“, „mit Lederriemen über dem Rist“, „mit Segel“ oder ähnliches) sollten stets gemeldet werden. Alle heraldischen Farben sind bei der Darstellung eines gemeinen Holzschuhs in Wappen gebräuchlich, Gold oder Silber sind bevorzugt. Die genaue Holzschuhform -- rund, spitz oder ähnliches -- wird gewöhnlich nicht gemeldet, sondern obliegt der künstlerichen Freiheit. Das Motiv erscheint in Wappen gewöhnlich in Ein-, Zwei- oder Dreizahl, selten oder gar nicht in noch höherer Anzahl.
(Nassogne
)
Oben: Goldener Holzschuh (Landkern
)
Blauer Wellenbalken, darin ein silberner Holzschuh (Rott
)
Holzschuh mit Segel (Le Tartre-Gaudran
)
Holzschuh in Dreizahl (Saint-Nicolas-des-Biefs
)
Bastschuh
Erscheint die Figur Bastschuh (frz.: lapti; engl.: bast shoe) in einem Wappen, ist sie als solche zu melden (vgl. das Wappen Toivakka, wo Bastschuhe als Nebenfigur erscheinen). Eine Bastschuhfigur ist -- heraldisch stilisiert -- einem gleichnamigen Schuh nachempfunden, der vorwiegend aus Bastfasern aus der Rinde der Linde oder Birke gemacht ist.
Sämann mit Bastschuhen (Toivakka
)
Holzschuhe als Nebenfigur
In einigen Wappen erscheint der Holzschuh als Nebenfigur (er umschließt beispielsweise den Fuß einer Wappenfigur, wird in der Hand gehalten oder ähnliches). Da Holzschuhe im Hüttenwesen und in Gießereien zur Berufsbekleidung gehörten, findet man sie auch in Wappen, die auf entsprechenden Themen in der einen oder anderen Weise referenzieren.
Begriffsvielfalt
„Holz- bzw. Holzsohlenschuhe haben je nach Herkunftsgebiet unterschiedliche Bezeichnungen und es wird in einigen regionalen Definitionen die klare Abgrenzung zwischen Holz- und Holzsohlenschuhen nicht vorgenommen. Sabots (Frankreich; vergleiche auch Sabotage
) ist gleichbedeutend mit Klompen (Niederlande). Im Elsass werden sie Zogelli genannt, Zoggeli in der Schweiz, wo sie vor allem zur Fasnachtszeit getragen werden - abgeleitet vom italienischen Begriff Zoccoli. In Schleswig-Holstein werden Holzsohlenschuhe generell als Holzschuhe oder Klotzen bezeichnet. Holzpantoffel nennt man, wenn sie aus Dänemark kommen, auch Clogs, in Norddeutschland spricht man in diesem Zusammenhang von Holzpantinen, im Plattdeutschen auch von Klotschen, und wenn sie ein ausgearbeitetes Fußbett haben, heißen sie Schwedenpantoffel. In Ostfriesland und im westlichen Münsterland nennt man die traditionellen Holzschuhe Klumpen (Einzahl: Klump oder Klumpe) (..)
In Westfalen werden die Holzschuhe als Holsken oder Holschen bezeichnet. Am Niederrhein nennt man sie, wie im Niederländischen, Klompen und im Ruhrgebiet auch Klotzschen (..)“
Symbolik
Außerhalb der Heraldik
- ist der Holzschuh ein Attribut des heiligen Vigilius von Trient
und des Servatius von Tongern
, die nach der Legende mit Holzschuhen erschlagen wurden.
- verwendete Heinrich Aldegrever
den Holzschuh als Signatur; er referenzierte damit redend auf seinen eigentlichen Namen („Hinrik Trippenmäker“).
Wappenbilderordnung
- Die Figur Holzschuh wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände der Bekleidung sowie Schmuck unter der Nr. 9745 aufgenommen.
Weblinks
Bernhard Peter: Holzschuher-Fenster. Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1395. Nürnberg (Mittelfranken). St. Sebald in Nürnberg. Glasfenster (9). Internet. Erstellt: 2010/2016. Abgerufen: 20. Dezember 2017.
Einzelnachweise
- ↑ Siebenkees, Johann Christian: Erläuterungen der Heraldik als ein Commentar über Herrn Hofrath Gatterers Abriss dieser Wissenschaft. 1789. S. 135
- ↑
Lemma Trippe. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7 S. 279 Abbildung 9
- ↑ Otto Titan von Hefner: Grund-Saeze der Wappenkunst. Bauer & Raspe, Nürnberg 1855, S. 38 und Abb. 258. 259.
- ↑ Original im bayerischen Haupt-Staatsarchiv München
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 119
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, II. Band, 1. Abteilung; Der Adel des Königreichs Bayern; Verfasser: O.T. von Hefner; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1856. S. 40 Tafel 38
- ↑ Seite „Holzschuh“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. Januar 2017, 17:45 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Holzschuh&oldid=161633255 (Abgerufen: 3. Februar 2017, 16:02 UTC)