Ortband
Das Ortband (auch Ordband, Ortbund, deminutiv Ortbändlein oder ähnlich genannt; frz.: bouterolle; engl.: bouteroll, batterolle,bauteroll, chape oder crampet) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.
Vorbild
Das reale Vorbild für die gemeine Figur ist ein metallener Beschlag, Band oder Blech auf der Spitze („Ort“) einer Scheide für Blankwaffen wie Dolch, Messer oder Schwert (→ Ortblech). Das Ortband/-blech soll verhindern, dass beim Einführen der scharfen Klinge die empfindliche Spitze der hölzernen beziehungsweise ledernen Scheide beschädigt wird. Die Ortbänder wurden meist aus Bronze oder Eisen oder Messing und seltener aus Edelmetallen gefertigt. Neben der Schutzfunktion haben sie auch eine zierende und schmückende Funktion. In diesem Fall sind die Ortbänder aufwendig verziert und teilweise vergoldet oder versilbert, „zuweilen mit Edelsteinen besetzt“[1]. Das Gegenstück an der Öffnung der Scheide ist das Scheidenmundblech
.
Wortgeschichte
Georg Wilhelm Kühnen, der im Jahre 1694 das Werk La Nouvelle méthode raisonnée du blason des Heraldikers Claude-François Ménestrier ins Deutsche übertrug, übersetzte den franzöischen Ausdruck „Bouterolle“ mit „Ordband“:
„Bouterolle, Ordband: Dieses ist das äusserste Beschlaͤg an der Scheide eines Schwerds oder Saͤbel. Und wie man vor diesem gesagt hat im Franzoͤsischen dagne à roelle, so hat man auch gesagt bout à roelle, das ist, ein End wie einem Knopff oder Rädlein, daher der Nahme Boaserolles gekommen (Tafel D Figur 15).“
Darstellung
Die Darstellung der Ortbandfigur lehnt sich - heraldisch stilisiert - an das Idealdbild des mittelalterlichen realen Vorbilds an.
Oben links: Schwarzes Ortband (Ferrières-les-Bois
)
Manchmal erscheint ein Ortband als Nebenfigur. Beispielsweise wird in den Wappen von Apt, Vaucluse und Rochepot ein goldenes Ortband an der Spitze („Ort“) einer Schwertscheide mit Schwert dargestellt.
- Ortband als Nebenfigur
Goldenes Ortband (Apt, Vaucluse
)
Goldenes Ortband (La Rochepot
)
Abgrenzung
Gelegentlich wird das Ortband mit dem Seeblatt verwechselt, da die gestürzte Form der Seeblätter den Waffenbeschlägen ähnelt.[3] In der heraldischen Stilisierung erscheint die Öffnung des kleeblattartigen, manchmal achtförmigen Durchschlags beim Ortband wie beim Seeblatt. Die beim Seeblatt gewöhnliche herzförmige Außenkontur ist beim Ortband meist eine strengere, geometrisch geradlinige. Beim Seeblatt, ob mit runden oder Kleeblattdurchbruch, ist die Öffnung auf „Blattstieldicke“ geschlossen.
Wappenbilderordnung
- Die Figur Ortband wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände der Bekleidung sowie Schmuck unter der Nr. 9759 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Bernhard Peter: Besondere Motive: Das Ortband
Literatur
- Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000; S. 270, Figur 7. und S. 238, Figur 25. sowie S. 252, Figur 11.).
Einzelnachweis
- ↑
Lemma Ortband. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ Kühnen, Georg Wilhelm (Hrsg.): Wohlanständige Adels-Zierde / Das ist / Neue Anleitung zu der sogenannten Herold- oder Wapen-Kunst. Wie dieselbe durch den hierinn sonderlich berühmten P. Claude François Ménestrier, in franzöischer Sprache verfaßt (..) nach dem Parisischen Exemplar so Anno 1691 aufs neueste herausgeben (..) 1694. S. 31. Tafel D. Figur 15.
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 293, 294 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Wappen der Grafen von Tecklenburg (korrekt dargestellt.)
- ↑ Wappen der Grafen von Tecklenburg: Hier irrtümlich in Form von drei Herzen aufgerissen (die Grafen von Tecklenburg führen eigentlich drei Seeblätter).