Rechenrahmen (Heraldik)

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Muster: Rechenrahmen

Rechenrahmen (auch Zählrahmen, Kugelrechner oder ähnlich genannt; frz.: boulier à calcuier; engl.: abacus, wobei der Ausdruck im Englischen sowohl für Rechenrahmen wie für Rechenbrett steht) ist in der neueren Heraldik eine seltene gemeine Figur. In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens ist die Darstellung eines Rechenrahmens kein gebräuchliches heraldisches Motiv.

Begriffsvielfalt und Bedeutungswandel

Die Ausdrücke Rechenrahmen, Rechenbrett, Rechentafel, Rechentisch und Abakus werden teils synonym, teils mißverständlich verwendet und veränderten im Lauf der Zeit die Bedeutung.[1]

  • In der Heraldik steht der Ausdruck Rechenrahmen im Vordergrund und zwar als (durchsichtige) „Vorrichtung mit auf Stangen (Schnüren oder ähnlicher Führung -- Anm. der Redaktion) aufgereihten, verschiebbaren Kugeln“, Perlen oder ähnlichem.[1]
  • Grundsätzlich könnten auch die Ausdrücke RechenbrettW-Logo.png (auch Brettrechner genannt, im Sinne einer „Vorrichtung mit Liniengitter oder Spalten für Zahlenwerte“[1]) oder Rechentisch zur groben Charakterisierung einer gemeinen Figur Verwendung finden. Stand 02/2016 ist der Redaktion jedoch kein Wappen bekannt, in welchem ein Rechentisch, ein Rechenbrett bzw. ein „römischer Handabakus“ mit (undurchsichtiger) Bronzeplatte und mit senkrechten Rillen/Schlitzen/Nuten zur Führung von Nägelchen („claviculi“) erscheint.
  • Die Ober-/Sammelbegriffe „Rechentafel“ und „Abakus“ (lateinisch abacus, griechisch ὁ ἄβαξ, griechisch ἄβακος, ábax, ábakos, die Tafel, das Brett) eignen sich nicht für Wappenbeschreibungen, weil sie nicht eindeutig sind und für verschiedenartige Rechengeräte/-hilfsmittel gebraucht werden (zum Beispiel bezeichnet Abakus mal eine Rechentafel, mal ein Rechenbrett, ein Rechenrahmen, ein Rechenfeld, teilweise auch einen Rechentisch [engl. u. a.: table abacus]).

Darstellung

Die Figur Rechenrahmen ist einem historisch-mechanischen Rechengerät/-hilfsmittel nachempfunden. Anlehnungen an reale Rechenrahmenformen, die nicht in der Frühzeit des Wappenwesens gebräuchlich waren (z. B. an das chinesische Suanpan, 算盤 / 算盘, an den japanischen Soroban und die russische Stschoty, russisch Счёты), sind nach einem eher traditionell ausgerichteten Heraldikverständnis als unheraldisch anzusehen.

Das Wappenmotiv Rechenrahmen erscheint in den Wappen der Familien Schüler, Rechner, Küllmer und Steinbeißer als rechteckiger Rahmen bzw. seitliche Einfassung mit drei bis vier waagerechten Führungstangen/-reihen mit Perlen-/Kugeln, wobei die genaue Anzahl der Reihen und Perlen sowie eine dargestellte Zahl/Rechnung gemeldet werden können (zum Beispiel, Wappen Küllmer: „Rechenrahmen, darin drei Stangen mit je fünf roten Perlen, deren Anordnung die Zahl 75 wiedergibt“). In Anlehnung an gebräuchliche Rechengeräte/-hilfsmittel kann die Figur in der Normalform über eine senkrechte Abgrenzung verfügen, die nicht gemeldet werden muss. Mit dieser wird üblicherweise ein Teil der Kugeln abgetrennt, die einen höheren Wert (gewöhnlich den fünffachen) haben. Erscheinen die Führungsstangen/-reihen nicht waagerecht gestellt, sondern schräg (Wappen Küllmer), senkrecht (Wappen Schüler, DWR, NR. 10123/97) oder anders, sollte dies gemeldet werden (zum Beispiel: „auf die Spitze gestellter Rechenrahmen“). Alle heraldisch üblichen Farben und Metalle sind zum Einfärben der Figur erlaubt. Sind die Führungsstangen/-reihen oder die Perlen-/Kugeln anders tingiert als der eigentliche Rahmen, ist die Farbabweichung exakt zu bestimmen (zum Beispiel: „goldener Rechenrahmen, mit vier silbernen Stangen mit je vier, abwechselnd roten und silbernen Kugeln“). Grundsätzlich erscheint die Farbes des Schildes oder des Feldes durch den Rechenrahmen hindurch.

Wappenbilderordnung

Symbolik

Innerhalb der Heraldik steht das Motiv Rechenrahmen zum Beispiel redend für Familien namens Rechner (DWR 7830/82) oder ähnlich.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Vgl. Bruderer, Herbert: Meilensteine der Rechentechnik: Zur Geschichte der Mathematik und der Informatik. 2015. ISBN 3110375613. S. 77 f.
  2. Wilhelm Kubitschek. In: Numismatische Zeitschrift. Band 31, Wien 1899, S. 394 ff.