Schafschere (Heraldik)

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Schafschere
 
Faktisch
 
in der Heraldik
(Figur nach WBO, Nr. 9525)
 
zum Vergleich:
(Tuchschere, nach WBO, Nr. 9442)

Die Schafschere (frz.: forces; engl. wool shears oder sheep shears) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.

Darstellung

 
Schafschere
(nach Siebmacher, 1889)
 
Tuchschere
(nach Siebmacher, 1889)
Zwei Schafscheren (Wappen derer von GiechW-Logo.png nach Otto Hupp, 1898)

Die gemeine Figur Schafschere ist dem gleichnamigen alten metallenen Handwerkzeug aus der SchäfereiW-Logo.png nachempfunden, das zur Schur der Schafe dient. Die Schafschere erscheint in Wappen, heraldisch stilisiert, wie eine U- oder V-förmige Figur, am unteren Ende oft kreisförmig geschmiedet, mit zwei Schenkeln („Klingen“), die an ihren Enden gewöhnlich in einer Spitze auslaufen. Durch die relativ spitze Form der Klingenenden kann eine Schafschere bei der Schur tief durch die filzige Wolle eines Schafes geführt werden (stumpfe Enden sind bei dieser Tätigkeit eher kontraproduktiv).

Obwohl die Schafschere in Wirklichkeit ein leichtes und handliches Einhandwerkezug mit einer Größe von nur 20 bis 30 Zentimetern ist, unterscheidet sich dieses in seiner heraldisierten Darstellung nur wenig von der Tuchschere, die faktisch ein rund 130 Zentimter langes und zirka 18 Kilogramm schweres Werkzeug ist, das in der Regel mit zwei Händen bedient wird.

Insbesondere bei historischen Wappen ist oft nicht zweifelsfrei geklärt, ob eine Schafschere oder eine Tuchschere als Wappenfigur erscheint. Teilweise helfen weder Wappenbeschreibungen noch andere Quellen bei der Identifizierung des Motivs, weil je nach Dokument mal der eine Ausdruck, mal der andere erwähnt wird.

„(..) die zur Schafschur gebrauchte Schafschere (Tafel XXVIII. Figur 90. 91.) geöffnet und geschlossen (.. kommt in Wappen -- Anm. Red.) vor. Die Schafschere führen unter anderem die Marschall von Burgholzhausen und Altengottern, sowie andere thüringische ihnen stammverwandte Geschlechter, wie die von Hagen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Abgrenzung

Schafschere im Museum für Bäuerliche Handwerks- und Gewerbegeschichte, Landschafts- und Kulturentwicklung Eversberg

Obwohl sich die Darstellung einer Schafschere in Wappen nur wenig oder gar nicht von einer Tuchschere unterscheidet, können diese beiden Scherenarten klar von sogenannten Gelenkscheren (beispielsweise einer Schneiderschere) abgegrenzt werden.

Bedienung einer Schafschere

 
Praxiseinsatz einer Schafschere
 
Einsatz einer Tuchschere

Eine Schafschere schneidet ..

„(..) indem die beiden Klingenarme mit einer Hand zum Schneiden zusammengedrückt werden und sich für den nächsten Schnitt durch Entspannen der Handmuskulatur wieder selbst öffnen. So ist die Schere erneut schnittbereit. Diese Schere wird heute nur noch selten angewendet. Die Schur wird mit elektrisch betriebenen Schurgeräten in heutiger Zeit rationeller durchgeführt.“

Wikipedia (2013)[2]

Symbolik und Verwendung

  • Außerhalb der Heralik stehen Schafscheren teilweise für die Verbundenheit eines Grundbesitzers mit seinem Landeigentum/-besitz, seiner Schafwirtschaft oder ähnliches.

„Die häufig vorkommenden Schafscheeren könnten nach Fürst Hohenlohe wohl erbliches Schäfereirecht andeuten (..) Fürst Friedrich Karl vermuthet, dass die Schafscheere (..) erbliches Weiderecht bedeutet; wenn man erwägt, wie schwer sumpfiges Weideland vortheilhafter zu verwerthen, dass es also zum erblichdauernden Besitze gleichsam vorherbestimmt ist, so lässt sich wohl glauben, dass ein Erbherr von meilengrossen Schafmooren dergleichen Helmzier (mit Schafschere) erkor.“

Pusikan (1877)[3]
  • Die Schafschere findet man wie auch andere Scheren in vielen Zunft-, Handwerker- beziehungsweise Innungswappen.

Wappenbilderordnung

  • Die Schafschere wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Landwirtschaftliches Gerät, Jagd- und Fischgerät unter der Nr. 9525 aufgenommen.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Scheren in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Schafscheren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Schafschere. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).

Literatur

  • A. Pfitzer: Die Johanniskirche zu Gmünd und Bischof Walther I. von Augsburg (1133-1154). Kohlhammer, Stuttgart 1888, Scheren als heraldische Embleme, S. 19 ff. (Google).

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  2. Seite „Schafschere“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. Juni 2013, 15:15 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schafschere&oldid=119940788 (Abgerufen: 28. Juni 2013, 09:05 UTC)
  3. Pusikan: Ueber die Bedeutung der Wappenfiguren. Nürnberg. 1877. S. 3. und S. 41