Lilienzepterkreuz

Aus Heraldik-Wiki
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Lilienzepterkreuz
 
(nach Siebmacher)
 
(nach WBO, Nr. 0380)
 
Louis XVI. von Frankreich mit Lilienzepter
 
Kein Lilienzepterkreuz, sondern 2 schragenweise gekreuzte Lilienzepter
(Familie Remchingen, aus Scheiblers Wappenbuch)

Das Lilienzepterkreuz (teilweise auch mißverständlich Lilienstabkreuz genannt; frz.: croix composée de quatre sceptres fleurdelisés) ist in der Heraldik eine seltene Wappenfigur, die aus vier kreuzförmig zusammengestellten Lilienzeptern mit Handgriffen gebildet ist.

Das Lilienzepterkreuz wird in der heraldischen Literatur unter anderem folgenden Wappenfigurengruppen zugeordnet:

  • den Sonderformen Kreuz
  • oder den Heroldsbildern (wenn die einzelnen Lilienzepter-Arme bis zu den Schildrändern reichen)
  • oder den gemeinen Figuren (wenn die Lilienzepter-Kreuzarme nicht bis zu den Schildrändern reichen, es also schwebend im Wappen erscheint).

Darstellung

Das Lilienzepter-Kreuzes erscheint mit vier Lilienzeptern, die mit deutlich rundlich gedrechselten Handgriffen dargestellt werden sollten. Die vier Lilienzepter sind „mit den unteren Enden der Schäfte in (gemeiner) Kreuzform“ zusammengeschränkt[1], wobei sich in der Mitte des Lilienzepterkreuzes eine Scheibe befindet, die die vier Lilienzepter verbindet oder von diesen angestemmt wird.

Lilienzepter-Kreuz (Tafel VI. Figur 54.): besteht aus 4 mit den Handgriffen kreuzförmig zusammengestellten Lilienzeptern.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Das Lilienzepterkreuz kann in allen heraldischen Tinkturen im Wappen auftreten. Ob ein Lilienzepterkreuz in einem Wappen jemals geführt wurde, ist fragwürdig. Die langen Lilienzepter eignen sich aus gestalterischen Gesichtspunkten weniger dazu, in Vierzahl gekreuzt zu werden, als in Zweizahl kombiniert zu werden, wie Querfurt schon im 19. Jahrhundert bemerkte:

„Öfters findet man in Wappen zwei im Andreas-Kreuz über einander geschränkte Lilienzepter.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[1]

Wappenfiguren, die vorgeblich ein Lilienzepterkreuz darstellen, können auch anders interpretiert werden. Beispielsweise führen die Wappenbildordnung des Herold und Burke als Referenz-Wappen Sydenham, England an (silbern in Grün)[3]. 1894 interpretiert James Parker die Figur im Wappen von Sydenham aber nicht als Lilienzepterkreuz, sondern als Haselnusskreuz[4].

In anderen Wappenbeschreibungen wiederum wird der Ausdruck „Lilienzepterkreuz“ nicht verwendet, obwohl eine entsprechende Figur dies nahelegen würde. Beispielsweise heißt es im Blason des Wappens des Marktes „Postbauer-Heng“ nicht „(..) belegt mit Lilienzepterkreuz“, sondern: „Über blauem Schildfuß in Silber ein schwarzes Tatzenkreuz, dessen Arme mit je einem goldenen Lilienstengel belegt sind.“

Abgrenzung

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Lilienzepter in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Literatur

  1. 1,0 1,1 Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 82.
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 38.
  3. Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index.
    Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890). Band 1. Seite 74. Figur 0380.
  4. Parker, James: Parker's Heraldry. A glossary of terms used in heraldry. 1894. § 12.