Kreuzschragen

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Kreuzschragen (gemäß WBO, Code 0799)

Der Kreuzschragen (frz. sautoir réuni avec croix; engl.: saltire conjoined with cross) ist in der Heraldik eine Wappenfigur, die als Kombination eines Kreuzes mit einer Schragen erscheint. Der Kreuzschragen wird in der heraldischen Literatur oft den Heroldsbildern oder den Sonderformen Kreuz beziehungsweise Schrägkreuz zugeordnet.

Darstellung

In einem Wappenschild oder Feld erscheint der Kreuzschragen wie eine Kombination aus gemeinem Kreuz und Schragen („mit einem Schragen gekoppeltes Kreuz“[1]). Seine Arme berühren die Wappenschildränder („anstoßend“). Die Tingierung erfolgt einfarbig.

Beispiel: Konstruktion eines Kreuzeschragen aus einem gemeinen Kreuz und einem Schragen

Kreuz Schragen Möglicher Kreuzschragen
+
=

Variationen und Derivate

Erscheint der Kreuzschragen nicht anstoßend, sondern als schwebende Wappenfigur (die Arme des Motivs berühren nicht die Schildränder), sollte dies explizit gemeldet werden. Dabei genügt es nicht, umgangssprachliche Bezeichungen wie „Vierbalkenkreuz“, „Doppelkreuz“, „Konstantinkreuz“, „Taufkreuz“ (engl.: baptismal cross), „Balkenstern“ oder ähnliches zu verwenden, weil diese Ausdrücke gewöhnlich unpräzise, mehrdeutig oder mißverständlich sind beziehungsweise eine lokale oder symbolische Bedeutung haben. Statt dessen ist der schwebende Kreuzschragen inklusive der genauen Schnittkanten an den Kreuzarmen zu beschreiben (zum Beispiel als „schwebender, [rechtschnittig, lotschnittig, waagschnittig ... verstutzer] Kreuzschragen“ oder ähnlich).

Kuppelkreuz

Den Kreuzschragen sollte man nicht mit einem Kuppelkreuz[2] verwechseln. Bei einem Kuppelkreuz wird ein Schragen („Andreaskreuz“) mit einem gemeinen Kreuz „belegt“ (!), bei einem Kreuzschragen sind die beiden Einzelfiguren dagegen miteinander „kombiniert“ respektive zu einer einzigen Figur miteinander „verschmolzen“.[1] Das Kuppelkreuz kann mehrfarbig tingiert sein, der Kreuzschragen nicht.

Evolution des Union Jack

Vexillologie

Auch im Fahnen- und Flaggenwesen ist die Kombination eines Kreuzes mit einem Schragen gebräuchlich. Bekanntes Beispiel für die Kombination ist der Union Jack, der letzlich auf einer Kombination des englischen Kreuzes mit dem schottischen Schragen zurückgeht.

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Union Jack

Symbolik

Außerhalb des Wappenwesens werden achtarmige Kreuze nicht nur aus der Kombination eines Schragen mit einem gemeinen Kreuz gebildet, sondern beispielsweise aus der Vermischung eines griechischen Kreuzes mit einem „X“. Das ist „X“ ist in diesem Fall kein Schragen, sondern entspricht dem griechischen Buchstaben chi, der der erste Buchstabe des griechischen Wortes für Christus ist. Im christlichen Ritus verweist ein achtarmiges Kreuz auf die Taufe (ursprünglich wird ein Täufling nach acht Tagen erneut in die Kirche gebracht, um gewaschen zu werden („Taufkreuz“, achtseitige Taufbecken) sowie auf die acht Tage Abstand zwischen dem Einzug Christis in Jerusalem und seiner Auferstehung. Heutzutage berufen sich oft Gnostische Kirchen der NeuzeitW-Logo.png auf die Symbolik von achtarmigen Kreuzen.

Die Kombination aus zwei Kreuzsymbolen kann auch die Achtheit von HermopolisW-Logo.png („Ogdoad“) symbolisieren, die in der ägyptischen Mythologie eine Kosmogonie vor der Entstehung der Welt darstellt. Acht Urgötter repräsentieren dabei den kosmischen Zustand vor der weltlichen Schöpfung beziehungsweise vor dem Sonnengott Re, der nach der Lehre aus Hermopolis durch die Achtheit geboren wird.

Wappenbilderordnung

  • Der Kreuzschragen wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Schrägkreuze unter der Nr. 0799 aufgenommen.
  • Der Ausdruck „(Kreuz und Schragen) miteinander verbunden“ (frz.: [croix et sautoir] confondue; engl.: [cross and saltire] conjoined) wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Beziehung von Haupt- zu Nebenfigur unter der Nr. -527 aufgenommen.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Verlag Georg D W. Callwey, München 2001. S. 153 und 288. ISBN 3-8289-0768-7.
  2. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Leipzig 1984, S. 243.