Hermelinkreuz

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Hermelinkreuz
(Wappen Hurston [Hurleston, Hudelton]; moderner Aufriss)
1694: Hermelinkreuz
(Wappen Hurston [Hurleston, Hudelton]; nach Georg Wilhelm Kühn[en])
1828: Hermelinkreuz
(Wappen Hurston [Hurleston, Hudelton]; nach William Berry)

Hermelinkreuz (lateinisch crux erminalis oder eremitica; französisch il port une crois erminée, croix d'hermines, croix de quatre queiies d'hermines aboutées oder ähnlich; englisch [cross] erminée, cross of four ermine spots, four ermine spots in cross [their tops meeting in the centre point] oder ähnlich; italienisch croce di code d'armellino) ist in der Heraldik ein umstrittener Fachausdruck für ein Kreuz, dessen Arme aus vier Hermelinschwänzchen zusammengestellt sind:

„Hermelinkreuz (engl. ermine) bestehend aus vier kreuzförmig (mit den Köpfen) zusammengestellten heraldischen Hermelinschwänzchen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

In der Umgangssprache und in der heraldischen Literatur wird der Ausdruck manchmal auch irrtümlich für Kreuze verwendet, die mit dem Pelzwerk „Hermelin“ besät sind.

Hermelinkreuz

Der Ausdruck Hermelinkreuz ist im deutschsprachigen Wappenkulturraum als VerdeutschungW-Logo.png französischer (oder englischer) Beschreibungen eines Wappenbildes gebräuchlich, welches spätestens ab 1460 im Familienwappen Hurston/Hurleston/Hudelton geführt wurde. Nach William Berry blasonierte man das Wappen Hurston/Hurleston im 17. Jahrhundert beispielsweise folgendermaßen:

John Guillim (ca. 1565-1621) cross of four ermines[2]
Marcus Vulson de la Colombière († 1658) quatre queues d'hermine en croix[2]

Auch der französische Heraldiker Claude-François Ménestrier beschrieb in seinem Werk La Nouvelle méthode raisonnée du blason das Wappen der Familie Hurston/Hurleston:

„(S. 78): Hurleston en Angleterre, d'argent à une croix de quattre queuës d'hermine abouttées.
(S. 120): Abouté, Hurleston, en Angleterre, d'argent à quatre queuës d'hermines en croix et aboutées en cœur.“

Der Drucker und Verleger Georg Wilhelm Kühn(en), der das Werk Ménestriers dem deutschen Publikum bekannt machte, übersetzte diese Beschreibung nur wenige Jahre später ins Deutsche, und verwendete dabei vermutlich als erster den Ausdruck „Hermelin-Creutz“:

„d'Hermines, Hermelin-Creutz
Hurleston in Engelland, führt Silber, mit vier Creuzweiß von einander gehenden Hermelin-Schwänzen (..)“

Übersetzung nach Georg Wilhelm Kühn(en) (1694)[4]

Kritik

Im 19. Jahrhundert kritisierte Curt Oswalt Edler von Querfurt die Verwendung des Ausdrucks „Hermelinkreuz“ und lehnte seine Anwendung in der heraldischen Kunstsprache ab:

Hermelinkreuz: (ein völlig nutzloser terminus) besteht aus vier mit den Köpfen in gemeiner Kreuzform zusammengeschränkten Hermelinschwänzen.

  • Hurleston -: ein sogenanntes Hermelinkreuz (nämlich schwarz in Silber).

Wenn man alle in Kreuzform zusammengeschränkte Figuren als besondere Sorten von Kreuzen gelten lassen dürfte, so würde man eine unendliche Menge besonderer Kreuze hervorzaubern können; so würde zum Beispiel Figur 279 mit dem nämlichen Rechte ein „Säcke-Andreas-Kreuz“ genannt werden können, wie das „Hermelinkreuz“ eben ein „Hermelinkreuz“ genannt wird; ebenso könnte Figur 32. vielleicht ein „Blätterkreuz“ sein sollen?!“

Farben

In der Vergangenheit gingen manche Autoren davon aus, dass man die Tinktur des Hermelinkreuz nicht melden muss, da Hermelinschwänzchen immer Schwarz seien. Dem ist entgegenzuhalten, dass Hermelinschwänzchen in der Heraldik schon früh gefärbt wurden und es daher durchaus sinnvoll sein kann, die Farben des Motivs anzuzeigen.

Mit Hermelin besätes Kreuz

Grundsätzlich ist ein Hermelinkreuz von Kreuzen abzugrenzen, die mit Hermelin besät oder mit Hermelinschwänzchen belegt sind.

Weblinks

  • Cross: Ermine spots. 9. Januar 2014, abgerufen am 12. März 2020 (englisch, Internet: mistholme.com).

Literatur

  • Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 288 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000; Abbildung Nr. 23 und Nr. 21).

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 220. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
  2. 2,0 2,1 William Berry: Erminée A cross erminée. In: Encyclopedia Heraldica, or Complete Dictionary of Heraldry. Band 1. 1828. (englisch; Google)
  3. Claude-François Ménestrier: La sience de la noblesse ou La nouvelle méthode du blason. 1691. S. 78, 120 (Google)
  4. Wilhelm Kühnen: Wohlanständige Adels-Zierde, das ist, Neue Umleitung zu der sogenannten Herold- oder Wappen-Kunst. Ulm. 1694. S. 67 (Google)
  5. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 65.