Schiffskrone
Die Schiffskrone (auch Schiffkrone, Marinekrone oder ähnlich; französisch couronne navale; englisch naval crown) ist in der neueren Heraldik
- eine besondere Rangkrone beziehungsweise ein spezielles Prachtstück, „für jene, welche zur See sich hervorthaten“[1]
- eine gemeine Figur
Geschichte
In der Früh-/Blützezeit des Wappenwesens ist dieser Wappenschmuck nicht gebräuchlich.
„(..) Schiffkronen (..) sind Erfindungen der heraldischen Spätzeit.“
Der Heraldiker Maximilian Gritzner hielt den Wappenschmuck daher für unheraldisch:
„Die Schiffs-Kronen (.. Tafel XXXV. Figur 67.): haben gar keinen heraldischen Wert und werden von Heraldikern verworfen (..)“
Darstellung
Schiffskronen erscheinen im Wappenwesen nicht einheitlich. Allgemein werden sie als Kronreif dargestellt, der mit Schiffsmotiven und Segeln geziert ist. Je nach Aufriss variiert die Anzahl der Schiffsmasten mit geblähten Segeln und die Anzahl der vorderen beziehungsweise hinteren Teile eines Schiffes (Bug, Heck). Rechts und links außen sind Schiffbug, Schiffheck oder Segel manchmal angeschnitten, manchmal auch als nach außen zeigende Schiffschnäbel (evtl. mit Rammsporn) gestaltet, um eine räumliche Darstellung der Krone visuell anzudeuten. Gebräuchliche Formen einer gewöhnlichen Schiffkrone beschreiben Gritzner und Gert Oswald folgendermaßen:
„Die Schiffs-Kronen (.. Tafel XXXV. Figur 67.): (..) zum Grossen und Ganzen gehörig und mitunter auch verlangt, erwähnen wir, dass die Schiffkrone aus Schiffschnäbel, auch Segeln oder beides zugleich“
„Schiffskrone: seltene Kronenform, bei der auf dem Stirnreif abwechselnd Schiffsschnäbel und Segel angebracht sind. In der Mitte befindet sich die Darstellung des Hecks eines Segelschiffes (..)“
Eine Besonderheit der englischen, chilenischen und anderer Kommunalwappen ist es, dass dort die Schiffskrone manchmal die Funktion der in Deutschland verbreiteten Mauerkrone besitzt und auf dem oberen Schildrand ruhend als Prachtstück erscheint.
Heraldisch rechts oben: Schiffskrone im Wappen von Lord Nelson
(Wappen Coronel (Stadt)
, Chile)
(Wappen Mejillones
, Chile)
Burgas
mit Schiffskrone gekrönter Wappenschild
Schiffskrone als gemeine Figur

Als gemeine Figur erscheint eine Schiffskrone zum Beispiel im Wappen Hongkongs zur Zeit der britischen Kronkolonie.
Earl of Northesk
Schiffskrone im Wappenschild
Viscount Bearsted
Schiffskrone im Wappenschild
Schiffskrone als Nebenattribute
Schiffskronen erscheinen auch als Nebenattribute anderer heraldischer Motive, beispielsweise als Krone auf dem Kopf oder um den Hals eines Schildhalters.
Schiffskronen/Marinediademe auf den Köpfen der Schildträger (Wappen Chiles)
Schiffskrone um den Hals des linken Schildträgers (Wappen Prinz Philips
)
Schiffskronen um die Hälse der Schildträger (Wappen Michael Boyce, Baron Boyce
)
Schiffskrone in Überseewappen
Eine Schiffskrone erscheint auf dem oberen Schildrand ruhend oder als Helmkrone in einigen Wappen von Überseegebieten, zum Beispiel im Wappen des Britischen Territoriums im Indischen Ozean oder in den Wappen von Saint-Pierre und Miquelon, Tristan da Cunhas.
Zeitwidrig ist die Schiffskrone in einem Wappen manchmal einer Corona navalis (auch corona rostrata =„Schiffsschnabelkrone“ oder corona classica =„Flottenkrone“ genannt) nachempfunden (das ist eine militärische Auszeichnung des römischen Militärs).
Wappen der Marina Militare
unter einer römischen Schiffskrone
Weblinks
Literatur
- Milan Buben: Heraldik. Bearbeitete Ausgabe. Albatros, Praha 1987. S. 57
- Arthur Charles Fox-Davies: A Complete Guide to Heraldry. Chapter XXIII: Crest, Coronets and Chapeaux. 1909.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 185.
- ↑ Herold, Verein für Heraldik (Hrsg.): Wappen. Handbuch der Heraldik. Als „Wappenfibel“ begründet von Adolf Matthias Hildebrandt, zuletzt weitergeführt von Jürgen Arndt, bearbeitet von Ludwig Biewer und Eckart Henning. Aktualisierte und neugestaltete Auflage. 20. Auflage. Böhlau Verlag GmbH & Cie., Köln, Weimar, Wien 2017, ISBN 978-3-412-50372-7, S. 140 (deutsch: Wappenfibel.).
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 344 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).