Maultrommel (Heraldik)

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1394-1420: Maultrommel (Wappen Prater, nach Wappenbücher von St. Christoph auf dem Arlberg)
 
Moderne Maultrommeln
(Eisen, jeweils etwa 8 cm lang)
 
1889: Maultrommelfigur
(nach Siebmacher)
alternative Beschreibung
Spielen einer Maultrommel

Siegel Johannes Trümpi.jpg

1353: Schrägrechte Maul-
trom­mel (Siegel des Johannes
Trümpi, Vogt von Grüningen)
1548: Drei Maultrommeln übereinander (Familienwappen Brenntl, nach Vigil Raber)

Die Maultrommel (auch Maultrumme[l]/-geige, Mundtrommel/-harfe, Brumm-/Drumm-/Trummeisen, Trümpi, Judenharfe, Schnarre, Scbwirrigigli beziehungsweise bis ins frühe 19. Jhr. Mundharmonika oder ähnlich genannt; französisch guimbarde; englisch jew's harp, trump, oder mouth harp; lateinisch crembalum) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.

Darstellung

Die gemeine Figur Maultrommel ist -- heraldisch stilisiert -- dem Idealbild eines mittelalterlichen Musikinstrument aus dem europäischen Kulturraum nachempfunden (vgl. → „Maultrommel“W-Logo.png), welches aus einem einfachen U-förmigen Rahmen mit zwei Schenkeln und mit einer durchschlagenden MittelzungeW-Logo.png („Federzunge“, „Zinken“, „Lamelle“, „Blattfeder“) besteht; zum Spielen des Instruments nimmt man die Schenkel des Rahmens zwischen die Zähne und regt die Mittelzunge der Maultrommel mit dem Finger zum Schwingen/Vibrieren an; die Mundhöhle wirkt beim Spielen als Resonanzraum.

In der Normalform erscheint die Maultrommelfigur „aufrecht“, das heißt, die Mittelzunge des Motivs und die Öffnung des Rahmens zeigen zum oberen Schild/Feldrand, der runde Teil des Rahmens ist nach unten gestellt. Andere Stellungen (schrägrechts, gestürzt, überzwerch) sind zu melden, wobei die Richtungsangabe sich danach richtet, wohin der gerade Teil der Mittelzunge der Maultrommel gerichtet ist.

Alle heraldischen Farben kommen als Tingierung einer Maultrommelfigur in Frage; bevorzugt erscheint das Motiv in Silber oder Schwarz. Werden Teile der Mautrommelfigur (zum Beispiel die Mittelzunge) anders tingiert als die Gesamtfigur, ist dies zu melden.

Verbreitung

Spätestens seit dem 14. Jahrhundert erscheinen Maultrommelfiguren im Siegel-/Wappenwesen. Beispielsweise führten im deutschen Sprachraum die Familien Prater, Brenntl und Trümpi das Motiv im Wappen (im letzten Fall als redende Figur); es kommt aber auch im englischen Sprachraum und in Kommunalwappen vor.

Maultrommel (Tafel XXVII. Figur 11.): (In einem englischen Wappen kommt sogar das sehr primitive Instrument der Maultrommel vor (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Abgrenzung

Teilweise ist die gemeine Figur Maultrommel nur schwer oder gar nicht von ähnlichen Wappenfiguren mit U-förmigen Umriss abzugrenzen. Insbesondere bei historischen Wappen ist nicht immer zweifelsfrei geklärt, ob eine dargestellte gemeine Figur tatsächlich eine „Maultrommel“ zeigt -- oder zum Beispiel einen Kesselring, eine Rossbremse, einen Sporn oder ein ganz anderes Wappenmotiv (Schnalle, Leier oder ähnliches).

Siebmacher Maultrommel 01.jpg Siebmacher Kesselrinken.jpg Siebmacher Pferdebremse 06b.jpg Siebmacher Fasseisen 01.jpg Siebmacher Hufeisen 01.jpg
Maultrommel
(aufrecht)
(gestürzt) (gestürzt) (gestürzt) (gestürzt)
Siebmacher Sporn 02b.jpg Muster Fetterlock 01.jpg Siebmacher Schnalle 01.jpg Jepua.vaakuna.svg Klingenthal coat of arms new.svg
(gestürzt) Pferdefußfessel
(gestürzt)
(aufrecht) (aufrecht) (aufrecht)

Wappenbilderordnung

Weblinks

Commons: Maultrommel in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikipedia: Maultrommel – (deutsch)
Wiktionary Wiktionary: Maultrommel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Wagner, P. Adalbert: Das "Trümpi" und das Trümpi-Wappen. In: Schweizer Archiv für Heraldik. Jahrgang 56. 1942. Heft 3-4. S. 49-55. Figur 43. Internet: doi.org. PDF abgerufen am: 10. April 2019.

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 126. Tafel 27. Figur 11. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.