Maultrommel (Heraldik)

(nach Siebmacher)
1353: Schrägrechte Maul- trommel (Siegel des Johannes Trümpi, Vogt von Grüningen) |

Die Maultrommel (auch Maultrumme[l]/-geige, Mundtrommel/-harfe, Brumm-/Drumm-/Trummeisen, Trümpi, Judenharfe, Schnarre, Scbwirrigigli beziehungsweise bis ins frühe 19. Jhr. Mundharmonika oder ähnlich genannt; französisch guimbarde; englisch jew's harp, trump, oder mouth harp; lateinisch crembalum) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.
Darstellung
Die gemeine Figur Maultrommel ist -- heraldisch stilisiert -- dem Idealbild eines mittelalterlichen Musikinstrument aus dem europäischen Kulturraum nachempfunden (vgl. → „Maultrommel“), welches aus einem einfachen U-förmigen Rahmen mit zwei Schenkeln und mit einer durchschlagenden Mittelzunge
(„Federzunge“, „Zinken“, „Lamelle“, „Blattfeder“) besteht; zum Spielen des Instruments nimmt man die Schenkel des Rahmens zwischen die Zähne und regt die Mittelzunge der Maultrommel mit dem Finger zum Schwingen/Vibrieren an; die Mundhöhle wirkt beim Spielen als Resonanzraum.
In der Normalform erscheint die Maultrommelfigur „aufrecht“, das heißt, die Mittelzunge des Motivs und die Öffnung des Rahmens zeigen zum oberen Schild/Feldrand, der runde Teil des Rahmens ist nach unten gestellt. Andere Stellungen (schrägrechts, gestürzt, überzwerch) sind zu melden, wobei die Richtungsangabe sich danach richtet, wohin der gerade Teil der Mittelzunge der Maultrommel gerichtet ist.
Alle heraldischen Farben kommen als Tingierung einer Maultrommelfigur in Frage; bevorzugt erscheint das Motiv in Silber oder Schwarz. Werden Teile der Mautrommelfigur (zum Beispiel die Mittelzunge) anders tingiert als die Gesamtfigur, ist dies zu melden.
Verbreitung
Spätestens seit dem 14. Jahrhundert erscheinen Maultrommelfiguren im Siegel-/Wappenwesen. Beispielsweise führten im deutschen Sprachraum die Familien Prater, Brenntl und Trümpi das Motiv im Wappen (im letzten Fall als redende Figur); es kommt aber auch im englischen Sprachraum und in Kommunalwappen vor.
„Maultrommel (Tafel XXVII. Figur 11.): (In einem englischen Wappen kommt sogar das sehr primitive Instrument der Maultrommel vor (..)“
1828, oben: Maultrommel, quer nach links (Wappen Scopham nach William Berry)
Aufrecht gestellte Maultrommel
(Wappen von Molln)
Abgrenzung
Teilweise ist die gemeine Figur Maultrommel nur schwer oder gar nicht von ähnlichen Wappenfiguren mit U-förmigen Umriss abzugrenzen. Insbesondere bei historischen Wappen ist nicht immer zweifelsfrei geklärt, ob eine dargestellte gemeine Figur tatsächlich eine „Maultrommel“ zeigt -- oder zum Beispiel einen Kesselring, eine Rossbremse, einen Sporn oder ein ganz anderes Wappenmotiv (Schnalle, Leier oder ähnliches).
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Maultrommel (aufrecht) |
(gestürzt) | (gestürzt) | (gestürzt) | (gestürzt) |
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(gestürzt) | Pferdefußfessel (gestürzt) |
(aufrecht) | (aufrecht) | (aufrecht) |
Wappenbilderordnung
- Die gemeine Figur Maultrommel wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände aus Kunst und Spiel unter der Nr. 9924 aufgenommen.
Weblinks


Literatur
- Wagner, P. Adalbert: Das "Trümpi" und das Trümpi-Wappen. In: Schweizer Archiv für Heraldik. Jahrgang 56. 1942. Heft 3-4. S. 49-55. Figur 43. Internet: doi.org. PDF abgerufen am: 10. April 2019.
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 126. Tafel 27. Figur 11. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.