Schelle (Heraldik)

Aus Heraldik-Wiki
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alternative Beschreibung
1402-1405: Drei Schellen, 2:1 (Wynout van Bellinchouen, nach Wappenbuch Beyeren)
1899: Drei schräglinke Schellen, 2:1
(nach Siebmacher)
Schema: Eine glockenförmige Schelle sollte gemeldet werden.

Die Schelle (Tintinnabulum, teilweise auch Glöckchen, Glöcklein oder ähnlich genannt; frz.: grelot; engl.: small bell oder hawk's bell) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.

Darstellung

Die gemeine Figur Schelle ist dem gleichnamigen Klangkörper beziehungsweise dem Musikinstrument „Schelle“W-Logo.png nachempfunden. Sie erscheint gewöhnlich als kleines kreisrundes Glöckchen mit einem Henkel auf der „Krone“, einer Art Kranz („Wolm“) in der Mitte und einer angedeuteten Öffnung („Glöckchen-/Schellenmund“) im unteren Teil der Figur. Andere RippenformenW-Logo.png (glockenförmig, bienenkorb-/zuckerhutförmig, trapezförmig, zylinderfärmig, kelchförmig oder ähnlich) sollten gemeldet werden. In der Regel wird die Schelle ohne Klöppel dargestellt. Wenn ein Klöppel oder ein besonderer Henkel erscheint oder diese andersfarbig als die Schelle dargestellt sind, sollte dies beschrieben werden („beklöppelt“).

Die Schelle erscheint hauptsächlich in Ein-, Zwei oder Dreizahl im Wappen. Eine größere Anzahl ist selten. Bei Mehrzahl sollte die Stellung der einzelnen Schellen im Schild/Feld zueinander gemeldet werden (zum Beispiel: „zwei über eins“, 2:1). Auch die Ausrichtung der Schelle ist zu melden, wenn sie vom Standard -- Schellenmund senkrecht in Richtung unterer Schildrand, Schellenhenkel senkrecht zum oberen Schildrand -- abweicht.

Teilweise wird ein Schild oder Feld mit einer unbestimmten Anzahl des Motivs besät oder bestreut.

Die Figur wird in Wappen in allen heraldischen Farben dargestellt, oft in Gold oder Silber.

Schelle als Nebenfigur

Schellenmacher um 1568
Verschiedene Formen der Schellentracht im höfischen Kontext, dargestellt auf einem Wandbehang, Mittelrheingebiet um 1410–1430
Narrenkappe mit Schellen (Holzschnitt von Heinrich Vogtherr dem Jüngeren, um 1540)

Oft ist die Schelle nicht das Hauptmotiv eines Wappens, sondern eine kleinere Nebenfigur, die zum Beispiel Bestandteil von Kleidung ist, mit einem Band an einer anderen gemeinen Figur befestigt ist oder sich als mehr oder weniger fester Teil an einem Objekt wie einem Kummet, Schellenbaum et cetera befindet. Im Oberwappen dienen Schellen manchmal als schmückendes Accessoire für Helmkleinode. Vor allem in folgenden Zusammenhängen wird das Motiv als Nebenfigur genutzt:

  • als landwirschaftliche Tierschelle beziehungsweise als Viehhaltungsschelle bei den Wappentieren Rind, Ziege, Schaf, möglich auch bei Pferd, Esel, Kamel, Rentier, Lama oder selbst Elefant
  • als kleinere Schmuck-, Ortungs- oder Warnschelle bei Haus-/Wappentieren wie Hund, Katze, Falke, Affe
  • als Schmuck-, Zierrat-, Kleidungsschelle oder Schelle für Kopfbedeckungen, insbesondere bei Narrenkappen, an Kleidungsstücken, die der SchellentrachtW-Logo.png nachempfunden sind oder an Plattenpanzern, Wehrgehängen oder ähnlichem
  • als Bestandteil/Schmuck von anderen Gegenständen wie Musikinstrumenten, Kummets, Schlittengeläuten, Altarschellen et cetera

„Die Schelle (Tafel XXIX. Figur 97.): wie sie an Halsbändern von Schafen, Kühen, an den Kummten der Pferde et cetera vielfach in Gebrauch ist; sie kommt fast nur in dieser Form, manchmal aber auch unten mit knopfähnlichen Ansätzen in der Form vor, wie sie vielleicht seiner Zeit an den Kleidern zur Periode der sogenannten SchellentrachtW-Logo.png gedient haben mag.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

In der Regel wird jener Teil, der die Schelle an einer anderen gemeinen Figur fixiert (Band oder ähnliches) in der gleichen heraldischen Farbe tingiert wie die Schelle. Abweichungen davon sollten gemeldet werden.

Beim Wappentier Falke ist die Schelle ein Erkennungsmerkmal, um ihn von anderen Wappenvögeln zu unterscheiden. Sie ist in diesem Fall entweder an einer Falkenkappe befestigt oder einem Ständer („Fuß“) des Falken angebunden.

Symbolik

  • Innerhalb der Heraldik wie die Figur Schelle teilweise als redendes Motiv für Familiennamen wie Schelle(n), Schellenberger, Schaller, Schällibaum; Grelot oder ähnlich beziehungsweise für Ortsnamen wie Schellweiler genutzt.
  • Außerhalb der Heraldik stehen Schellen zum Beispiel als mythologisches Symbol für die Kommunikation mit übersinnlichen Wesen (Gottheiten oder Geistern), für den Übergang zwischen Welten, für das Gebet mit Gott. Auch im Zusammenhang mit Dämonenvertreibung oder als Symbol für Humor (Narrenkappe) sind sie gebräuchlich.

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Kleine Schellen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Schelle. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).

Wiktionary Wiktionary: Schelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wappenbeschreibung: „In Blau eine silberne Schelle mit goldenem Knopf und goldenem Klöppel.“
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.