Kirche (Heraldik)

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kirche (mhd. kerk; lateinisch ecclesia; französisch église; englisch church), Kirchturm (engl.: church tower), Kathedrale (frz.: cathédrale; engl.: cathedral), Domkirche (frz.: dôme; engl.: duomo), Kapelle (frz.: chapelle; engl.: chapel), Einsiedelei (frz.: ermitage; engl.: hermitage), Kirchenfenster (frz.: fenêtre d'église; engl.: church window) und andere Bauwerke oder Gebäudeelemente, die im Zusammenhang mit christlichen Religionsgemeinschaften stehen, sind in der Heraldik gemeine Figuren.

Geschichte

Nach Ralf von Retberg kommen Kirchenfiguren seit dem 13. Jahrhundert im Wappenwesen vor (meist als redendes Wappen).[1]

Darstellung

Bauwerke wie KirchenW-Logo.png, KirchtürmeW-Logo.png, KathedralenW-Logo.png, DomkirchenW-Logo.png, KapellenW-Logo.png, Einsiedeleien/EremitagenW-Logo.png und so weiter erscheinen im Wappenwesen als ideal stilisierte Wappenmotive. Nachbildungen von realen (kirchlichen) Bauwerken im Wappen werden in der Wappenbeschreibung nicht explizit erwähnt. Statt dessen wird die Nachbildung in der Kunstsprache der Heraldik umschrieben.

Bauwerkfiguren, deren Darstellungen sich an reale Kirchengebäude anlehnen (Auswahl) Vorbild Wappen
SpeyerW-Logo.png
 (1/3) 🡆
Speyerer Stadtsiegel mit dem Dom, 1293
Dom
Kathedrale
Die Kirchengebäudefigur im Wappen von Speyer ist dem Speyerer DomW-Logo.png nachempfunden.
Speyer 36.jpg
DEU Speyer COA.svg
RellingenW-Logo.png Kirche Die Kirchenfigur im Wappen von Rellingen ist der Rellinger KircheW-Logo.png nachempfunden.
  • Blasonierung: „In Silber die schwarze Seitenansicht einer achteckigen Barockkirche mit aufgesetzter Laterne und angebauten hohen Turm in Zopfstil, der auf der rechten Seite von einer roten Rose und schräg darunter von einem grünen Ahornblatt begleitet wird.“[3]
Rellinger Kirche.jpg
Rellingen Wappen.png
EintürnenW-Logo.png Die Kirchturmfigur im Wappen von Eintürnen ist dem Kirchturm der Kirche St. Martin nachempfunden.
  • Blasonierung: In Blau ein silberner Kirchturm mit Zwiebelhaube.
Eintürnen5.jpg
Wappen Eintuernen.png
Bad HallW-Logo.png Kapelle Das Wappenbild von Bad Hall zeigt die bereits 1298 urkundlich bekannte, zuletzt 1977–1981 generalrenovierte Margarethenkapelle „am Anger unter den Sieben Linden“W-Logo.png
  • Blasonierung: In Gold auf grünem Schildfuß eine silberne Kapelle mit teilweise eingebautem Flankenturm und Dachreiter, schwarzen Dächern und Fensteröffnungen, beiderseits flankiert von je einem schwarzstämmigen Lindenbaum mit grünen Blättern.
Bad Hall Margarethenkapelle Margarethenplatz 5 (01).JPG
AUT Bad Hall COA.jpg
BechíCoat of Arms of Spain klein.png Einsiedelei Das Wappebild von Bechí lehnt sich an die Ermita de San Antonio de BechíCoat of Arms of Spain klein.png an.
  • Blasonioerung (spanisch): Escudo de Bechí, Castellón, España. Escudo cuadrilongo, redondeado en la parte baja. De plata, la ermita de azur acompañada de dos árboles cipreses de sinople. Al timbre, corona real cerrada.
Ermita de Sant Antoni (Betxí) 01.jpg
Escut de Betxí.svg

Kirche

Das Bauwerk Kirche wird im Wappenwesen stark stilisiert gestaltet und erscheint gewöhnlich mit einem Kirchturm und einem Kreuz (manchmal auch mit Wetterhahn) an der Turmspitze. Die Darstellung und Farbgebung der Kirchen ist nicht einheitlich. Nicht jede einzelne Kirche und nicht alle Kirchenbauformen der realen Welt sind in Wappen darzustellen. Meist wird ein ideale Kirche aufgerissen, nur in Ausnahmefällen eine Nachbildung einer realen Kirche z. B. eines Ortes. Oft wird ein Mauerwerk angedeutet, Fenster und Türen werden meist in Schwarz tingiert. Besondere Merkmale (geschindeltes Dach, anders tingiertes Dach, Turmstellung rechts oder links, Standfläche und so weiter) sind zu melden.

„Während Kirchen in der alten Heraldik meist stark stilisiert in Seitenansicht vertreten sind, werden sie in der neueren Zeit auch perspektivisch dargestellt.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

„Kirchen (..) kommen einzeln vor (..) gewöhnlich mit einem Thurm, (..) Fünf brennende Kirchen führt die Stadt Fünfkirchen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[5]

Kapelle

1490: Kapelle (fiktives Wappen Randonin le Perfien, nach BnF ms 4976)
alternative Beschreibung
1701-1705: Kapelle im redenden Wappen der Familie von Capeller (nach Siebmacher)
1814: Kapelle im Wappen der Familie van der Capellen (Aufriss 2015)

Die Figur Kapelle (französisch chapelle; englisch chapel) ist -- heraldisch stilisiert -- entweder dem IdealbildW-Logo.png des kleinen, freistehenden gleichnamigen Kirchengebäudes nachempfunden oder sie ist eine wappenmäßig vereinfachte Wiedergabe eines realen (ehemaligen oder noch bestehenden) Kapellenbauwerks (cave: aber nicht oder nur ausnahmsweise lehnt sich die Figur an den gleichnamigen Nebenraum in einem größeren Gebäude an).

„(..) Kapellen kommen einzeln vor (..) entweder in Form wie Tafel XXV. Figur 36., oder ähnlich einer Kirche, in der Mitte mit einem Dachreiter (kleiner Thurm). Die von Capellen und von Capeller haben z. B. Kapellen im Wappen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[5]

Verbreitung

Wappenmotive, die im Zusammenhang mit christlichen Religionsgemeinschaften stehen (Kirche, Kapelle, Kirchturm) gehören neben der Brücke, der Burg, dem Kastell und dem Turm zu den verbreiteten gemeinen Figuren.

Wappenbilderordnung

Symbolik

Die Aufnahme eines Kirchenmotivs in eine Wappen wird oft genutzt, um ein redendes Wappen zu führen (beispielsweise bei Orten wie „Seekirch“, „Waldkirch“ „Weißkirchen“, „Kirchberg an der Murr“ und so weiter).

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Kirchen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kirchtürme in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Einsiedelei/Eremitage/Ermitage/Hermitage in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Orthodoxe Kirchen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kappellen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ralf von Retberg: Die Geschichte der deutschen Wappenbilder. Aus Ralf von Retbergs Nachlasse. 1884. Posthum in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler zu Wien. XIII./XIV. Jahrgang. Wien 1886/1887. Seite 20.
  2. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Gräber, Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
  3. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  4. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 224.
  5. Hochspringen nach: 5,0 5,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.