Gestückt

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Goldenes Bord ohne Stückelung
 
Von Gold und Rot gestücktes Bord

Der Ausdruck gestückt ([aus Einzelteilen/Stücken] „zusammengesetzt, zusammengestückt“; französisch componé[e]; englisch compony oder gobony) beschreibt allgemein in der Heraldik die Eigenschaft einer Wappenfigur, wenn sie in mehrere möglichst gleichförmige, kurze Abschnitte oder Flächen („Stücke“) mit zwei abwechselnden heraldischen Tinkturen (Metall und Farbe) gefärbt ist.

Darstellung

Von Silber und Blau gestücktes Bord auf rotem Grund (Wappen der Edelherren („Grafen“) von HomburgW-Logo.png; nach Grünenbergs Wappenbuch; um 1480)

Bei einer „Stückelung“ wechseln sich gemeinhin eine heraldische Farbe (Rot, Blau, Schwarz oder Grün) und ein ebensolches Metall (Gold/Gelb oder Silber/Weiß) ab. Nur in Ausnahmefällen gibt es Stückungen in Wappen, bei denen heraldische Farbe mit heraldischer Farbe oder Metall mit Metall kombiniert ist (manche halten solche Kombinationen für → „unheraldisch“). Neben den zwingend erforderlichen Angaben, welche Wappenfigur mit welchen Farben gestückt ist, sollte die Anzahl alternierenden Farb-/Metallwechsel bei der Wappenbeschreibung erwähnt werden (6fach, 8fach, 12fach ... 6mal, 8mal, 12mal ... von [Farbangabe] gestückt[e/er/es] [Wappenfigur]); wird keine exakte Anzahl genannt, steht es dem aufreißenden Wappenkünstler frei, die „Stückung“ so vorzunehmen, daß sie sich ins Gesamtbild des Wappen harmonisch einfügt. Die gestückten Abschnitte können jeweils mit gemeinen Figuren belegt sein.

Stückelung, gestückt

Die „Stückelung“ wird insbesondere bei den Heroldsbildern (Bord, Balken, Pfahl, Schragen, Kreuz, Sparren und so weiter) als heraldisches Gestaltungsmittel verwendet, kommt aber auch bei gemeinen Figuren vor.

Gestückt oder „zusammengesetzt“ heißt eine wechselweise gleichmäßig aus zwei Tinkturen, gewöhnlich aus Farbe und Metall bestehende Figur; Heroldfiguren, als Balken, Pfäle, Sparren, Schildesränder und so weiter findet man öfters „gestückt“ (..)“

Die Nomen für gestückte Figuren, die Ralf von Retberg in seinem Werk Die Geschichte der deutschen Wappenbilder oder andere Heraldiker prägen („Stückhaupt“ = gestücktes Schildhaupt; „Stückbinde“ = gestückter (Quer-)Balken; „Stücksparren“ = gestückter Sparren), sind nach Maximilian Gritzner -- zumindest teilweise -- „undeutlich“[2]. In der neueren Heraldik konnten sie sich nicht durchsetzen oder werden nur in wenigen Ausnahmefällen in einer Wappenbeschreibung verwendet.

Stückung

Der Heraldiker Carl Mayer von Mayerfels verwendet in seinem Werk Heraldisches ABC-Buch den Ausdruck „Stückung“, wenn „wirkliche“ Objekte (Muscheln, Schnallen, Schildverstärkungen aus Metallspangen und eingefaßten Karfunkelsteinen) auf einem Originalschild angebracht waren oder wenn durch „wirkliche“ Umwicklung mit gefärbten Schnüren, Bändern und dergleichen, die über den Schild gelegt und auf demselben befestigt waren, Wappenmotive wie Kreuze plastisch dargestellt wurden.[3]

Abgrenzung

Gestückt versus geständert

Eine abwechselnde Tingierung kommt auch in anderen Zusammenhängen vor. Beispielsweise ist ein „geständertes Bord“ nicht immer auf den ersten Blick von einem „gestückten Bord“ zu unterscheiden. Erst genaues Hinschauen zeigt, daß sich bei einem geständerten Bord die gedachten verlängerten Trennlinien der abwechselnden Tinkturen in einem Punkt treffen, während dies bei einem gestückten Bord nicht der Fall ist, wo die Trennlinien möglichst senkrecht zur umlaufenden inneren Bordlinie verlaufen und bei einer Verlängerung keinen Zentralpunkt besitzen. Außerdem erfolgt bei einem gestückten Bord der Verlauf der Trennlinie in den Wappenecken diagonal von Ecke zu Ecke.

Gestückt versus geschacht

Grundsätzlich ist zwischen der „Stückelung“ und der „Schachung“ einer Wappenfigur zu unterscheiden. Insbesondere bei Wappenfiguren, bei denen sich die Stückelung beziehungsweise Schachung über „Ecken“ oder dergleichen fortsetzt, ist der Verlauf der Trennlinien als Unterscheidungsmerkmal zu beachten. Beispielsweise ist bei bei einem gestückten Bord der Verlauf der Trennlinien in den »Ecken« einfach diagonal von Ecke zu Ecke, „wird hier hingegen ein »Würfel« („Rechteck“) eingebaut, begeben wir uns in das Kapitel einreihig geschachter Borde“.[4]

Gestückter Bord
Pieza - bordura componada irregular de diez compones.svg
10mal gestückt
Pieza - bordura componada irregular de doce compones.svg
12mal gestückt
Pieza - bordura componada irregular de catorce compones.svg
14mal gestückt
(Variante 1)
Pieza - bordura componada irregular de catorce compones 2.svg
14mal gestückt
(Variante 2)
Pieza - bordura componada irregular de dieciséis compones.svg
16mal gestückt
Pieza - bordura componada irregular de dieciocho compones.svg
18mal gestückt
Pieza - bordura componada irregular de veinte compones.svg
20mal gestückt
Geschachter Bord
Pieza - bordura componada de diez compones.svg
10mal geschacht
Pieza - bordura componada de doce compones.svg
12mal geschacht
Pieza - bordura componada de catorce compones.svg
14mal geschacht
(Variante 1)
Pieza - bordura componada de catorce compones 2.svg
14mal geschacht
(Variante 2)
Pieza - bordura componada de dieciséis compones.svg
16mal geschacht
Pieza - bordura componada de dieciocho compones.svg
18mal geschacht
Pieza - bordura componada de veinte compones.svg
20mal geschacht

Wappenbilderordnung

  • Der Ausdruck gestückt wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt II. Heroldsbilder und gemeine Figuren belegt mit Schildteilungen und Heroldsbildern unter der Nr. -207 aufgenommen.

Weblinks

Commons: Gestückelte Wappenfiguren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 50, 51.
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner. Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 308
  3. Carl Mayer von Mayerfels: Heraldisches ABC-Buch. Das ist Wesen und Begriff der wissenschaftlichen Heraldik, ihre Gesetze, Literatur, Theorie und Praxis. Leipzig 1857. S. 11, 73, 81-84, 87-88, 151, 224, 230, 234, 242, 250-251, 294, 323-324, 370 (Digitalisat)
  4. Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Borde und Bordierungen in der Heraldik – erstellt: 2009; abgerufen: 30. August 2024