Allgemeine Deutsche Biographie

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Titelblatt des ersten Bandes der Allgemeinen Deutschen Biographie von 1875

Die Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) ist ein biografisches Nachschlagewerk, das 1875–1912 (Nachdruck 1967–1971) in 56 Bänden von der Historischen Kommission bei der Bayerische Akademie der Wissenschaften unter der Redaktion von Rochus Freiherr von Liliencron herausgegeben wurde und in Leipzig im Verlag Duncker & Humblot erschienen ist. Die ADB ist ein erstrangiges Nachschlagewerk zu ungefähr 26.500 Personen, die vor dem Jahr 1900 verstorben sind und im deutschsprachigen Raum wirksam waren. Dazu zählen auch die Niederlande bis ins Jahr 1648.

Das Nachfolgeprojekt der ADB ist die noch nicht abgeschlossene Neue Deutsche Biographie (NDB).

Geschichte

Bände der Allgemeinen Deutschen Biographie

Bei der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gab es seit der Gründung 1858 Planungen, ein biografisches Nachschlagewerk für Deutschland zu erstellen. 1868 wurde auf Antrag des Kommissionsvorsitzenden Leopold von Ranke das Projekt wieder aufgenommen. Rochus Freiherr von Liliencron wurde mit der Leitung des Projekts beauftragt. Ab 1873 wurde von Liliencron durch Franz Xaver von Wegele als Mitredakteur unterstützt, der die Leitung auf dem Gebiet politische Geschichte übernahm.

1869 waren die Grundzüge des Unternehmens festgelegt. Das Werk wurde für den wissenschaftlichen und für den allgemeinen Gebrauch ausgelegt. Daher wurden Biografien von Personen aufgenommen, die nach Auffassung der Kommission von überwiegend wissenschaftlichem Interesse waren. Es wurden keine lebenden Personen aufgenommen und nur Länder „von ursprünglich oder teilweise deutscher Nationalität […], aber doch nur, soweit sie mit dem Gesamtleben Deutschlands in einem engeren geistigen Zusammenhang geblieben sind“, berücksichtigt.[1]

Anfangs waren zwanzig Bände zu je fünfzig Bogen geplant. Die Bände sollten in halbjährlichem Abstand erscheinen, so dass die Bearbeitungsdauer sich auf zehn bis zwölf Jahre erstreckt hätte. Der Umfang der Biographien war in Klassen aufgeteilt. Den fünfhundert wichtigsten Personen, die in Klasse 1 eingeordnet wurden, war der Raum eines Druckbogens zugedacht. In den 20 Bänden sollten ursprünglich rund 40.000 Biografien abgedruckt werden. Man kam jedoch zu dem Schluss, dass den einzelnen Biografien bei der Menge zu wenig Platz bliebe und reduzierte die Zahl auf die Hälfte. Dennoch passten vor allem durch die größere Länge der Kurzbiografien schon in den ersten Band statt der geplanten 1000 nur 953 Artikel

So wurden bis 1899 45 Bände erreicht, an denen 1.418 Mitarbeiter geschrieben hatten. Es fanden 23.273 Namen Erwähnung. Aber mit Erreichen des Buchstaben Z wurde die ADB noch nicht beendet. Um weitere in der Zwischenzeit verstorbene Personen aufnehmen und andere fehlende Biografien nachtragen zu können, wurden ab dem 45. Band Nachträge mit Biografien zu bis 1899 verstorbenen Personen veröffentlicht, die sich über weitere neun Nachtragsbände erstreckten. Band 56 besteht aus einem Generalregister aller Einträge.

Bereits ab dem ersten Band wurden am Ende jedes Bands Zusätze und Berichtigungen zu den Biografien in den vorangegangenen Bänden angefügt.

Informationswert

Die Artikel in der ADB haben Handbuchcharakter; sie sind weder Quellen noch Forschungsliteratur. Wenn die Personen in der Literatur nach dem Erscheinen des entsprechenden ADB-Bandes nicht mehr behandelt worden sind – und dies ist nicht so selten –, so erwähnt der Artikel den letzten Forschungsstand, obwohl er teilweise bereits über 100 Jahre alt ist. In jedem Fall dokumentiert der Artikel den Forschungsstand des jeweiligen Erscheinungsjahres.

Bei dem Vorliegen neuerer Forschungen können die Artikel weiterhin von Wert sein, da sie zu den einzelnen Personen oft

  • viele Detailinformationen bieten; dies trifft insbesondere auf Artikel über Personen zu, deren Biografie in der Neuen Deutschen Biographie neu bearbeitet ist.
  • umfangreiche Angaben zu ihren Werken liefern,
  • auf die ältere Literatur, aber auch auf Quellen hinweisen, die heute teilweise nicht mehr zugänglich sind.

Handelt es sich um Personen des 19. Jahrhunderts, so schreiben die Autoren oft über ihnen persönlich bekannte Personen. In diesen Fällen stellen die Artikel geradezu eine Quelle dar, denn die Haltung der Autoren ist in diesen Fällen oft nicht kritisch genug. So werden problematische Aspekte abgeschwächt oder wenig erörtert.

Bandübersicht

  1. Van der Aa – Baldamus. 1875
  2. Balde – Bode. 1875
  3. Bode – von Carlowitz. 1876
  4. Carmer – Deck. 1876
  5. Von der Decken – Ekkehart. 1877
  6. Elben – Fickler. 1877
  7. Ficquelmont – Friedrich Wilhelm III. von Sachsen-Altenburg. 1878
  8. Friedrich I. von Sachsen-Altenburg – Gering. 1878
  9. Geringswald – Gruber. 1879
  10. Gruber – Hassencamp. 1879
  11. Hassenpflug – Hensel. 1880
  12. Hensel – Holste. 1880
  13. Holstein – Jesup. 1881
  14. Jetzer – Kähler. 1881
  15. Kähler – Kircheisen. 1882
  16. Kircher – v. Kotzebue. 1882
  17. Krabbe – Lassota. 1883
  18. Lassus – Litschower. 1883
  19. v. Littrow – Lysura. 1884
  20. Maaß – Kaiser Maximilian II. 1884
  21. Kurfürst Maximilian I. – Mirus. 1885
  22. Mirus – v. Münchhausen. 1885
  23. v. Münchhausen – v. Noorden. 1886
  24. van Noort – Ovelacker. 1887
  25. Ovens – Philipp. 1887
  26. Philipp (III.) von Hessen – Pyrker. 1888
  27. Quad – Reinald. 1888
  28. Reinbeck – Rodbertus. 1889
  29. v. Rodde – v. Ruesch. 1889
  30. v. Rusdorf – Scheller. 1890
  31. Scheller – Karl Schmidt. 1890
  32. Karl v. Schmidt – G. E. Schulze. 1891
  33. Hermann Schulze – G. Semper. 1891
  34. Senckenberg – Spaignart. 1892
  35. Spalatin – Steinmar. 1893
  36. Steinmetz – Stürenburg. 1893
  37. Sturm (Sturmi) – Thiemo. 1894
  38. Thienemann – Tunicius. 1894
  39. Tunner – de Vins. 1895
  40. Vinstingen – Walram. 1896
  41. Walram – Werdmüller. 1896
  42. Werenfels – Wilhelm d. Jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. 1897
  43. Wilhelm d. Jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg – Wölfelin. 1898
  44. Günzelin von Wolfenbüttel – Zeis. 1898
  45. Zeisberger – Zyrl; Nachträge bis 1899: v. Abendroth – Anderssen. 1900
  46. Nachträge bis 1899: Graf J. Andrassy – Fürst Otto von Bismarck. 1902
  47. Nachträge bis 1899: v. Bismarck-Bohlen – Dollfus. 1903
  48. Nachträge bis 1899: Döllinger – Friedreich. 1904
  49. Nachträge bis 1899: Kaiser Friedrich III. – Hanstein. 1904
  50. Nachträge bis 1899: Harkort – v. Kalchberg. 1905
  51. Nachträge bis 1899: Kálnoky – Lindner. 1906
  52. Nachträge bis 1899: Linker – Paul. 1906
  53. Nachträge bis 1899: Paulitschke – Schets. 1907
  54. Nachträge bis 1899: Scheurl – Walther. 1908
  55. Nachträge bis 1899: Wandersleb – Zwirner. 1910
  56. Generalregister. 1912

Online-Recherche

Im Mai 2003 wurde durch die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und die Bayerischen Staatsbibliothek die Elektronische Allgemeine Deutsche Biographie (E-ADB) herausgegeben. Die Grundlage der E-ADB besteht aus den gescannten Seiten der ADB, die im Internet kostenfrei einsehbar sind.

Über den vollständigen Altindex sind einzelne Personen auffindbar, die dann direkt über die digitalisierten Seiten aufgerufen werden können. Außerdem gibt es die Möglichkeit, gleichzeitig in der Allgemeinen und der Neuen Deutschen Biographie zu recherchieren.

Im August 2005 wurde bei Wikisource begonnen, die Allgemeine Deutsche Biographie im Volltext zu erfassen. Seit November 2008 sind alle ADB-Artikel mit Hilfe einer Texterkennung verfügbar und werden sukzessive korrekturgelesen sowie mit Wikipedia-Artikeln, PND-Einträgen, gegebenenfalls auch mit Wikisource-Autorenseiten verknüpft.

Im September 2007 wurde ein Antrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt, der bis Ende 2009 die Allgemeine Deutsche Biographie und die ersten 22 Bände der Neuen Deutschen Biographie im Volltext verfügbar machen wollte. Im Rahmen des Projektes sollen alle in ADB und NDB vorhandenen Namen mit der Personennamendatei abgeglichen werden.

Einzelnachweise

  1. Band 1, Vorrede, S. VI.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Allgemeine Deutsche Biographie – > Alle Artikel im Volltext und vollständiges Register
Commons: Allgemeine Deutsche Biographie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Allgemeine_Deutsche_Biographie“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 17. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.