Christian (Sachsen-Weißenfels)
Christian von Sachsen-Weißenfels (* 23. Februar 1682 in Weißenfels; † 28. Juni 1736 in Sangerhausen) war der vierte Herzog der kursächsischen Sekundogenitur Sachsen-Weißenfels sowie Fürst von Sachsen-Querfurt und entstammte einer Seitenlinie der albertinischen Wettiner
Familie
Christian war der sechste Sohn des Herzogs Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels und dessen Gemahlin Johanna Magdalena von Sachsen-Altenburg, Tochter des Herzogs Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg.
Regierung im Herzogtum
Herzog Christian trat nach dem Tode seines erbenlosen Bruders Johann Georg 1712 die Regierung im Herzogtum an und führte sogleich die Politik des Mäzenatentums sowie der Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur seiner Vorgänger fort – so gründete er 1716 zu Weißenfels das Seminarium illustre –, gab sich jedoch gleichsam gemeinsam mit seiner Gattin enormer Verschwendung und Prachtentfaltung hin. Auch wurde die Stadt Sangerhausen zunehmend als Nebenresidenz genutzt und das Neue Schloss Sangerhausen entsprechend modernisiert. Die enormen Mittel, die zur Aufwendung dieser weltlichen und musischen Lustbarkeiten notwendig waren, überforderten die sowieso schon angespannten Finanzen des Zwergstaats bei weitem, so dass 1719 der völlige finanzielle Zusammenbruch eintrat. Kursachsen, das immer noch die Oberherrschaft über die albertinischen Nebenlinien ausübte und sich wohl darum sorgte, bei einem bereits absehbaren Anheimfallen von Sachsen-Weißenfels – sowohl der Herzog als auch sein Bruder hatten keine männlichen Nachkommen – auch dessen Schulden übernehmen zu müssen, ließ daher beim Kaiser die Einsetzung einer Debit- und Schuldentilgungskommission beantragen, womit die Handlungsfähigkeit des Herzogs erheblich eingeschränkt wurde.
Gleichzeitig versuchte der Protestant Christian als Oberhaupt der ältesten Linie des Freundbrüderlichen Hauptvergleichs seine, durch den Übertritt der sächsischen Kurlinie zum Katholizismus entstandenen Ansprüche, auf die Führung des Corpus Evangelicorums Nachdruck zu verleihen, indem er jeweils zu den Reformationsjubiläen 1717 und 1730 aus Anlass der zweiten Säkularfeier der Augsburger Konfession Medaillenprägungen veranlassen ließ.
„Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“
Vor allem war Herzog Christian jedoch der höfischen Treibjagd in seinem Ziegelrodaer Forst sowie in den Wäldern um Weißenfels, Pölsfeld und Schloss Neuenburg bei Freyburg völlig verfallen. Zu diesen Großereignissen des Adels wurden die Bauern des gesamten Umkreises zu zusätzlichen Fronarbeiten verpflichtet.
Aus Anlass seines 31. Geburtstages 1713 komponierte Johann Sebastian Bach für den Herzog die berühmte Jagdkantate „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“ (BWV 208) als festliche Tafelmusik mit pastoralem Charakter, die am Abend nach einer ausgedehnten Jagdveranstaltung des Fürsten im Jägerhof an der Nikolaistraße erklang.
Christan wird in Salomon Francks Libretto der Kantate insgesamt viermal genannt und mit dem Hirtengott Pan gleichgesetzt – seine Herrscherqualitäten in der damals üblichen Form einer Huldigungs- und Glückwunschmusik hochgelobt. Die Jagd wird als göttliche Tugend und damit als ein den Fürsten zustehendes Privileg dargestellt.
Es ist wahrscheinlich, dass Bach das Stück im Auftrag seines damaligen Herrn Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar verfasste und als Geschenk für Christian dienen sollte.
Eine weitere Geburtstagskantate für Herzog Christian folgte mit der so genannten Schäferkantate BWV 249a. Für Bach waren die Aufträge jedoch insofern ebenfalls lohnend, als dass er dadurch 1729 zum „Fürstlich sächsisch-weißenfelsischen Hofkapellmeister von Haus aus“ ernannt wurde.
Tod, Begräbnis und Nachfolge
Herzog Christian starb erblindet und wurde in einem Zinnprunksarg in der Fürstengruft der Schlosskirche von Neu-Augustusburg beigesetzt.
Da er keinerlei Nachkommen hinterließ, ging der herzogliche Thron auf seinen Bruder Johann Adolf II. über.
Ehe und Nachkommen
Seine einzige Ehe schloss er am 11. Mai 1712 in Stolberg mit Luise Christiana von Stolberg-Stolberg-Ortenberg, verwitwete Gräfin von Mansfeld, der Tochter Christoph Ludwigs I., Graf zu Stolberg-Stolberg-Ortenberg aus dessen Ehe mit Luise Christine von Hessen-Darmstadt.
Anlässlich der Heirat machte Kurfürst Friedrich August der Starke von Sachsen dem Paar den Weißenfelser Jagdpokal zum Geschenk – eine kostbare und aufwendig gestaltete Goldschmiedearbeit mit Emailmalereien der Gebrüder Johann Melchior, Georg Christoph und Georg Friedrich Dinglinger, die mit allerlei Symbolik die Vorliebe Christians für die Jagd aufgreift. Der Pokal gelang nach dem Aussterben der Nebenlinie wieder in den Besitz der kurfürstlichen Schatzkammer und kann heute im Grünen Gewölbe bewundert werden.
Die Ehe blieb kinderlos.
Literatur
- 300 Jahre Schloss Neu-Augustusburg, 1660–1694 – Residenz der Herzöge von Sachsen-Weißenfels: Festschrift. Weißenfels, 1994
- Gerhardt, Friedrich, Schloss und Schlosskirche zu Weißenfels, Weißenfels, 1898
- Johann Christoph von Dreyhaupt: Beschreibung des ... Saal-Creyses, insonderheit der Städte Halle. Halle, 1749/1751 (d.i. "Dreyhaupt-Chronik")
- H. Th. Flathe: Christian (Herzog zu Sachsen-Weißenfels). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 175.
Weblinks
- Johann Hübners... Drey hundert und drey und dreyßig Genealogische Tabellen, Tab. 169
- Geschichte der fünf Herzöge zu Weißenfels
- Druckschriften von und über Christian (Sachsen-Weißenfels) im VD 17
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Johann Georg | Herzog von Sachsen-Weißenfels und Fürst von Sachsen-Querfurt 1712–1736 |
Johann Adolf II. |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Christian von Sachsen-Weißenfels |
ALTERNATIVNAMEN | Christian von Sachsen-Weißenfels; Christian von Wettin; Christian von Sachsen; Christian III. von Wettin; Christian III. von Sachsen |
KURZBESCHREIBUNG | Herzog von Sachsen-Weißenfels, Fürst von Sachsen-Querfurt (1712–1736) |
GEBURTSDATUM | 23. Februar 1682 |
GEBURTSORT | Weißenfels |
STERBEDATUM | 28. Juni 1736 |
STERBEORT | Sangerhausen |