Verwandtschaft

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Dieser Artikel behandelt Verwandtschaft im familienrechtlichen (und sozialwissenschaftlichen) Sinne; zu anderen Bedeutungen siehe Verwandtschaft (Begriffsklärung).

Als Verwandte werden in der Regel Lebewesen einer gemeinsamen genetischen Herkunft innerhalb einer Art bezeichnet. Diese Art der Verwandtschaft wird in der klassischen britischen Anthropologie als kinship bezeichnet, im Deutschen als Blutsverwandtschaft bzw. Sippe. Bei Menschen werden häufig auch Beziehungen als Verwandtschaft bezeichnet, die durch selbstgewählte soziale Beziehungen (z. B. Ehe oder Eingetragene Partnerschaft) entstanden sind (vgl. Verschwägerung). Diesen affinalen Verwandtschaftsbeziehungen wurde vor allem in der frankophonen Anthropologie hohe Bedeutsamkeit zugeschrieben. Im heutigen Sinn sind auch Allianzbeziehungen, wie eben die Ehe, in der Bezeichnung kinship enthalten.

Lässt sich die Verwandtschaftslinie von Abkömmlingen, die durch die Keimbahn und Geburt gegeben ist, auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen, besteht auch die genetische Linie und man wird viele identische Gene in dieser Linie finden. (Unter 'Verwandtschaft' wird hier auch nur die nahe Verwandtschaft über wenige Generationen verstanden, da im weiteren Verständnis alle Menschen entfernt verwandt sind, da sie auf einen gemeinsamen Genpool von etwa sieben Urmüttern in Nordostafrika zurückgehen.) Dabei werden aber bei allen Verwandten trotzdem unterschiedliche Gene ausgeprägt, außer bei eineiigen Zwillingen. In Familien besteht daher nicht unbedingt unter allen Mitgliedern nahe Verwandtschaft im biologischen Sinne.

Formen der Verwandtschaftsbeziehung

Blutsverwandtschaft kann in zwei Bereiche unterteilt werden: Verwandtschaft (egozentriert) und Deszendenz (ahnenzentriert). Menschen, die sich auf einen gemeinsamen Ahnen beziehen, müssen nicht biologisch miteinander verwandt sein. Viele Stammväter sind fiktiv. Das Interesse der Anthropologie an Verwandtschaft beruht allerdings nicht auf der „tatsächlichen“ Verwandtschaft, sondern darauf, wie Verwandtschaft verstanden, kategorisiert und konstruiert wird. Einer der Grundväter der anthropologischen Verwandtschaftsforschung war Lewis Henry Morgan.

Anthropologisch und soziologisch gesehen gehören nicht alle miteinander verwandten Personen zwangsläufig in dasselbe Verwandtschaftssystem und nicht alle Personen innerhalb einer Verwandtschaftsgruppe sind tatsächlich (biologisch) miteinander verwandt. In dem Werk Gemeinschaft und Gesellschaft von Ferdinand Tönnies (1855–1936) wird Verwandtschaft als Beispiel der „Gemeinschaft des Blutes“ behandelt.

Verwandtschaftsbeziehungen lassen sich konkret (Mutter, Bruder, Großvater) oder aber abstrakt nach Verwandtschaftsgraden darstellen. Ein Verwandtschaftsgrad hat auf jeden Fall einen relativen Bezug (z. B. Vater ist man in Bezug auf einen Sohn/Tochter), unter Umständen auch einen absoluten (Statusunterschied zwischen einer Mutter und einer kinderlosen Frau). Verwandtschaftsgrade sind nicht identisch mit den Erbenordnungen in der gesetzlichen Erbfolge.

Sozial werden auch Verwandtschaftsbeziehungen zu Göttern (vgl. Mythologie, Religion), Tieren (vgl. Klan) oder Naturerscheinungen angenommen (gemäß der Bibel war z. B. Adam, der erste Mensch, elternlos aus Lehm geschaffen, in der Edda wurden die ersten Menschen aus Bäumen geformt).

Die juristische Definition der Verwandtschaft findet sich im (deutschen) BGB in § 1589, die Schwägerschaft in § 1590.

Ein Nennonkel ist eine Person, den jemand "Onkel" nennt, ohne dass er sein Onkel wäre; z. B. ein häufiger Gast der Familie (ebenso Nenntante).

Einzelne Verwandtschaftsbezeichnungen

Siehe auch

Weblinks

Quellenhinweis

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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Verwandtschaft“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 03. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.