Schräglinksgeteilt

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Dieser Artikel behandelt den Ausdruck „schräglinksgeteilt“ und das Heroldsbild. Weitere Schrägteilungen siehe Schrägteilung (Hauptgruppe).
 
Schräglinksgeteiltes Wappenschild
(Feldeinteilung:
1=oben; 2=unten)
 
Schräglinksgeteilt
(Heroldsbild:
Schräggeteilt von Silber und Rot)
Schräglinksteilung (im Wappen von Frauenberg)

Schräglinksgeteilt (auch „schräglinksgequert“, links geschrägt, links durchschnitten, linke Schrägteilung, Schräglinksteilung, bei Konrad Fischnaler schremsfach; frz. taillé; engl. per bend sinister) bezeichnet in der Heraldik

  • allgemein: eine in diagonaler Richtung verlaufende Teilung eines Wappenschilds oder einer Wappenfigur, die von heraldisch links oben durch die Schild-/Figurmitte nach heraldisch rechts unten verläuft („von linker Oberecke zu rechter Unterecke“) und mittels mindestens zweier unterschiedlicher Tinkturen beziehungsweise mittels mindestens zweier farblich geschlossener Teilflächen gebildet wird. Derartige Schräglinksteilungen sind gewöhnlich mit einer geraden Teilungslinie ausgeführt oder sie erscheinen in Form einer anderen zu meldenden Teilungslinie („wellenförmig schräglinksgeteilt“, „zinnenförmig schräglinksgeteilt“ etc.)
  • im besonderen Sinn: das spezifische Heroldsbild („Schräglinksteilung“), bei dem an der schräglinken Diagonalen eines Wappenschildes (eines Feldes) zwei Flächen mit unterschiedlichen heraldischer Farbe aneinander grenzen (z. B.: schräglinksgeteilt von Rot und Silber; rot-silberne Schräglinksteilung o. ä.).[1]

Geschichte

In der Früh- und Blütezeit des Wappenwesens steht die Bedeutung des Ausdrucks schräge Teilung („schräggeteilt“) allgemein im Gegensatz zu einer waagerechten Teilung und einer senkrechten Spaltung. In der heraldischen Praxis dieser Zeit ist es zweitrangig, ob die Schrägteilung als schräglinke oder als schrägrechte erscheint beziehungsweise ob sie von links oben nach rechts unten oder von links unten nach rechts oben verläuft. Ohne zusätzliche Angaben meint „schräg geteilt“' jedoch stets „schrägrechts geteilt“.[2] Dementsprechend findet man im der älteren Wappenwesen wesentlich mehr Schrägrechtsteilungen als Schräglinksteilungen. Erst die spätere Heraldik unterscheidet streng zwischen einer schräglinken und einer schrägrechten Teilung. Vor allem im 17., 18. und 19. Jahrhundert findet in der heraldischen Literatur eine Debatte darüber statt, ob „schräggeteilt“ als Schrägrechtsteilung (von Sacken, Gritzner u. a.) oder als Schräglinksteilung (Bernd, Dorsch, Hefner u. a.) zu deuten ist.

„V. Theilungen in diagonaler Richtung: Die verschiedenen Heraldiker der letzten beiden Jahrhunderte sind über die Art, die Schrägteilung
1) von rechts oben nach links unten und
2) von links oben nach rechts unten anzusprechen, leider sehr verschiedener Ansicht gewesen und das schrägrechts und schräglinks, was in der alten Heraldik gar keine Rolle spielte, ist von den Zopfheraldikern zu einem Casus belli ohne Gleichen aufgebauscht worden, obwohl man, bei ruhiger Betrachtung der Sache, unwillkürlich an das „Ei des Columbus“ zu denken genöthigt wird.
Denn, da nach alter heraldischer Regel das Rechte dem Linken und das Obere dem Unteren voranzugehen pflegt, so liegt es auf der Hand, dass für die Schrägteilung von rechts oben nach links unten es keinen logischeren Ausdruck geben kann, als: schrägrechts oder kurzweg schräg, dagegen für die vom linken Ober- nach dem rechten Untereck den Ausdruck schräglinks.
All die neuerfundenen Ausdrücke (zum Beispiel das „Gehren“ Bernds und Anderer) fallen somit in sich selbst zusammen und glauben wir auch, das 910 der heutigen Heraldiker sich bereits für die obigen kurzen und logisch-verständlichen Ausdrücke entschieden haben dürften.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Heute ist es allgemein angenommen, daß „schräglinksgeteilt“ von „schräg(rechts)geteilt“ explizit zu unterscheiden ist und immer die Diagonale meint, die vom heraldisch-linken oberen Schild-/Feld-/Figurwinkel durch die Schild-/Feldmitte zum heraldisch rechten Untereck geht.

Darstellung

Entsprechend der Teilung und der Spaltung sind ein- und mehrfache Schrägteilungen möglich[2]. Alle gebräuchlichen Teilungslinien (siehe → Wappenschnitte) können bei einer Schrägteilung angewendet werden, wenn dies entsprechend gemeldet wird. Bei der Meldung sollte immer das obere Feld der Schrägteilung zuerst angesprochen werden. Gewöhnlich verläuft die Schräglinksteilung in einem Winkel von 45 Grad. Bei der konkreten Darstellung gibt einen kleinen Spielraum: In Ausnahmefällen - wenn die Gesamtharmonie eines konkreten Wappenbildes es erforderlich macht - kann der Winkel ein wenig nach oben oder unten von den idealen 45 Grad abweichen, ohne daß dies gesondert gemeldet werden müßte. Wie fast immer in der Heraldik hat eine harmonische Gestaltung in diesem Zusammenhang Vorrang vor einer mathematisch-geometrisch exakten Zeichnung.

Einfache Schräglinksteilung

„Die Schrägteilung von links oben nach rechts unten heißt, linke Schrägteilung, (Tafel VII. Figur 80.) daher von Rot über (oder „und“ -- Anmerkung der Redaktion) Silber linkgsgeschrägt (schräglinksgeteilt).“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Schräglinksgeteilt: mit Gegenspickel

Linksgeschrägt mit Gegenspickel: heißt der Schild, wenn aus der Mitte der schräglinken Teilungslinie sich ein nach dem entgegengesetzten beziehungsweise dem heraldisch rechten Obereck gerichteter Spickel (oder ein bis zur diagonalen Mitte des oberen Feldes reichende Spitze) erhebt, der mit dem unteren Felde von gleicher Färbung ist.

Schräglinksgeteilt: mit Gegenspitze

Linksgeschrägt mit Gegenspitze: wenn die Spitze bis zum rechten Obereck durchreicht.

Schräglinksgeteilt: mit Gegenkeil

Linksgeschrägt mit Gegenkeil: wenn die Spitze keilförmig von dem oberen in das untere Feld hinein bis zum heraldisch linken Untereck gezogen ist.

Schräglinksgeteilt: stufenförmig

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Stufe (Heraldik)

Stufenförmig linksgeschrägt (mit Treppe linksgeteilt): wenn die schräglinke Teilungslinie im Stufenschnitt gezogen ist. Die Anzahl und die Form der Stufen ist dabei zu unterscheiden (zum Beispiel macht es einen Unterschied, ob die Schräglinksteilung mit einer Stufe gezogen ist, die aus horizontalen und senkrechten Steigungselementen besteht -- oder ob sie mit einer Schrägstufe gezogen ist, die aus schrägrechten oder schräglinken Steigungselementen besteht).

Schräglinksgeteilt: zinnenförmig

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Zinne (Heraldik)

Zinnenförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die schräglinke Teilungslinie im Zinnenschnitt gezogen ist.

Schräglinksgeteilt: schrägzinnenförmig

Schrägzinnenförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die schräglinke Teilungslinie im Schrägzinnenschnitt gezogen ist.

Schräglinksgeteilt: durch Mauer

Durch Mauer linksgeschrägt (Tafel VII. Figur 83.): diese Teilung ist deshalb eine häufiger vorkommende, weil man aus dieser Art von Mauer Tiere oder menschliche Körperteile (Rümpfe, schwertbewaffnete Arme) leicht wachsen lassen kann. Es ist hier darauf zu achten, ob, wie in Figur 83. während die eigentliche Mauerlinie schräglinks geführt ist, die Zinnen oben waagerecht geführt und die Mauer ebenso gefugt ist, oder ob, wie zum Beispiel im Wappen der Ritter von Goldegg und Lindenburg auch die Zinnen und die Mauerstriche schräg geführt sind.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Schräglinksgeteilt: spitzenförmig

Spitzenförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die linke Schrägteilungslinie im Spitzenschnitt geführt ist.

„Spitzenförmig linksgeschrägt (Tafel VII. Figur 89.): Es wird wohl hier gewöhnlich (siehe auch Figur 65.) nur die mittelmäßige Spitze zur Anwendung gebracht.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Schräglinksgeteilt: zahnförmig

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Zahnschnitt

Zahnförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die linke Schrägteilungslinie im Zahnschnitt geführt ist.

Schräglinksgeteilt: bogenförmig

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Bogenschnitt

Bogenförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die linke Schrägteilungslinie im Bogenschnitt geführt ist.

Schräglinksgeteilt: wellenförmig

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Wellenschnitt

Wellenförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die linke Schrägteilungslinie im Wellenschnitt gezogen ist.

Schräglinksgeteilt: rundzinnenförmig

Rundzinnenförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die linke Schrägteilungslinie im Rundzinnenschnitt gezogen ist.

Schräglinksgeteilt: palisadenförmig

Palisadenförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die linke Schrägteilungslinie im Palisadenschnitt gezogen ist.

Schräglinksgeteilt: wolfszahnförmig

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Wolfszahnschnitt

Wolfszahnförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die linke Schrägteilungslinie im Wolfszahnschnitt gezogen ist und die Spitzen nach oben gebogen sind.

Schräglinksgeteilt: wolkenförmig

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Wolkenschnitt

Wolkenförmig linksgeschrägt sagt man, wenn die linke Schrägteilungslinie im Wolkenschnitt gezogen ist beziehungsweise Wolken (Wogen) bildet.

Schräglinksgeteilt: doppelwolkenförmig

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Doppelwolkenschnitt

Schräglinksgeteilt mit Lindenschnitt

Mehrfache Schräglinksteilung

Bei mehrfacher Schräglinksteilung werden in der deutschsprachig-geprägten Heraldik die Anzahl der Teilungslinien gezählt (nicht die Anzahl der entstandenen Farbflächen/Plätze, wie das in der englischen und französischen Heraldik der Fall ist). Der eher unbestimmte Ausdruck mehrfach/vielfach schräglinksgeteilt bedeutet, daß mehr als elf linke Teilungslinien erscheinen (Minimum).

Blason Anzahl Linien Anzahl entstandene Flächen
schräglinksgeteilt Eine Spaltungslinie Zwei Farbflächen
zweimal schräglinksgeteilt Zwei Spaltungslinien Drei Farbflächen
... ... ...
mehrfach/vielfach schräglinksgeteilt mehr als elf Spaltungslinien mehr als zwölf Farbflächen

Grundsätzlich ist bei mehrfachen schräglinken Teilungen zu unterscheiden, ob tatsächlich echte Schräglinksteilungen vorliegen -- oder ein oder mehrere Schräglinksbalken.

„Treten Schräglinksteilungen in ungerader Anzahl auf, spricht man auch bei mehreren Linien von mehreren Schräglinksteilungen. Gezählt werden dabei nicht die enstandenen Farbflächen, sondern die Teilungslinien. Treten Schräglinksteilungen in gerader Anzahl auf, und kommen nur zwei Farben abwechselnd vor, spricht man von einem „Schräglinksbalken“ oder mehreren Schräglinksbalken. „n“ Schrägteilungen (n = gerade) ergeben n/2 Schräglinksbalken. Bei zwei Farben genügt folglich ein Vergleich der beiden gegenüberliegenden „Schildecken“: Gleiche Farbe - Schräglinksbalken, ungleiche Farbe - Schräglinksteilungen. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit der Verwendung mehrerer Farben, dann spricht man auch bei gerader Anzahl der schräglinken Teilungen von „Schräglinksteilungen“. Der Ausdruck „Schräglinksbalken“ setzt voraus, daß er auf beiden Seiten von der gleichen Farbe begrenzt wird. Ist das nicht der Fall, wird weiterhin von „Schräglinksteilungen“ gesprochen.“

Bernhard Peter (2013): (Anm.: Text im Sinne der Schräglinksteilung von der Redaktion verändert.)[5]

Erniedrigte/erhöhte Schräglinksteilungen

Schräglinksteilungen können wie andere Heroldsbilder exzentrisch im Schild/Feld liegen und sind dann erhöhte oder erniedrigte Schräglinksteilungen,

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Schrägteilungen und Schrägbalken

Commons: (Einfach) Schräglinksgeteilte Schilde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: (Mehrfach) Schräglinksgeteilte Schilde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Schräglinksbalken in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. WBO 0401 in: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index.
    Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
  2. 2,0 2,1 Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 155.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 12, S. 46 und a. a. O.
  4. englisch party per bend sinister wavy ‚band-/schärpenartig wellig von links geteilt‘
  5. Text ursprünglich für Schräg(rechts)teilung verfaßt; hier abgewandelt für die Schräglinksteilung zitiert nach: Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Schrägteilungen und Schrägbalken. Internet. Erstellt: 2007. Abgerufen am 29. Dezember 2013.