Krückenkreuz

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Krückenkreuz
(nach WBO, Nr. 0316)

Ein Krückenkreuz (auch Krücken-Kreuz, Kruckenkreuz, Hammerkreuz, gekrücktes Kreuz, veraltet Knebelkreuz[1] genannt; französisch croix potencée; englisch cross potent) ist in der Heraldik ein gemeines Kreuz mit Querbalken („Krücken“) an den vier Enden der Kreuzarme (gewissermaßen ein „vierfaches Taukreuz“).

Darstellung

Krücken-Kreuz (Tafel V. Figur 100; Tafel VI. Figur 19.): dessen Arme in Form von Krücken (siehe diese), an den Schildrändern anliegen (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Jerusalemkreuz

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Jerusalemkreuz

„Eine Abart (vom Krückenkreuz) ist das Jerusalemkreuz (Tafel VI. Figur 20.), welches im Schilde schwebt und in jedem Winkel vom gewöhnlichen kleinen Kreuz bewinkelt ist. Es wird im Wappen jetzt Gold auf Silber (ehedem Rot) dargestellt. Als Ordenszeichen des katholischen Ordens vom heiligen Grabe und des protestantischen Königlich Preussischen Damensstifts Heiligengrabe ist es ponceanrot mit goldenen Borden emailliert.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Krückenschrägkreuz

Steht das Krückenkreuz in der Schragenstellung (wie das Andreaskreuz), ist es ein Krückenschrägkreuz.

Halbkrückenkreuz

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Halbkrückenkreuz

Halbkrückenkreuz (Tafel VI. Figur 18): ist das Kreuz, dessen Arme in eine halbe Krücke seitwärts verlaufen, es wird auch Klammerkreuz genannt.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Doppelkrückenkreuz

Doppelkrückenkreuz (Tafel VI. Figur 21): ist ein Krückenkreuz, dessen Arme nochmals gekrückt (mit Querstab versehen) sind. Figur 21. würde als wachsendes oder Passions-Doppelkrückenkreuz bezeichnet werden müssen, weil dem unteren Arme die Krücken fehlen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Vielkrückenkreuz

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Vielkrückenkreuz

Leiter (oder Vielkrücken)-Kreuz (Tafel VI. Figur 22.): ist ein Krückenkreuz, an dessen Arme mit 2 oder mehr Querstäben versehen sind und demgemäß einzeln den Eindruck von Leiterbäumen machen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Wiederkrückenkreuz

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Wiederkrückenkreuz

Wiederkrückenkreuz (Tafel VI. Figur 23.): ist ein Krückenkreuz, an dessen 4 Armkrücken beiderseits wiederum Krücken angesetzt sind und demzufolge den früheren optischen Telegraphen sehr ähnelt.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Quadriertes Krückenkreuz

Quadriert heißt ein Krückenkreuz, wenn es in seinem Zentrum mit einem Quadrat zusammengesetzt ist.

Krückenschnitt

In der Heraldik wird eine Teilung oder Spaltung dieser Form im Wappen als Krückenschnitt bezeichnet.

Etymologie

  • Der Ausdruck Krücken-/Kruckenkreuz beschreibt die Form einer Gehhilfe und lehnt sich an das Wort „Krücke“ an.
  • Der Ausdruck Hammerkreuz bezieht sich auch auf stark geendte Formen germanischer Funde, die auch ähnlich einem Prankenkreuz ausgeführt sind.

Geschichte

Kaiser Michael I. von ByzanzW-Logo.png, Goldmünze, 9. Jhd.

Das Kruckenkreuz ist ein elementares graphisches Symbol.[3] Die ältesten Nachweise finden sich in der jüngeren SteinzeitW-Logo.png in FelsritzungenW-Logo.png, etwa als gespitztes Kreuz mit einem Bogen geschnitten als anthropomorpheW-Logo.png Figur bei La CoruñaW-Logo.png, Nordspanien, datiert um 2500 v. Chr.[4], dann in China, in der Antike und in lateinamerikanischen Kulturen. Es wird daneben auch mit allgemeinen SonnensymbolenW-Logo.png in Zusammenhang gebracht.[5]

Ein frühes christliches Beispiel ist das Kaiser-Heinrich-KreuzW-Logo.png, ein romanisches Altar- und Vortragekreuz (heute Fritzlarer Domschatz-Museum der Stiftskirche St. Petri). Als Kreuzfahrerzeichen wurde es von Ritterorden wie den GrabritternW-Logo.png und zeitweisen den Tempelrittern als Symbol gewählt, ebenso findet es sich im Wappen des Königreichs JerusalemW-Logo.png (als Jerusalemkreuz).[6]

Verwendung in Österreich seit 1925 und im Austrofaschismus

Seine erste offizielle Einführung geht auf Bundeskanzler Ignaz SeipelW-Logo.png zurück, der für das Große Ehrenzeichen der Ersten Republik ÖsterreichW-Logo.png die Kruckenkreuzform wählte. Ab 1924 wurde es auf seine Veranlassung auch auf der Rückseite der österreichischen 200-Kronen, ab 1925 der 2-Groschen- und ab 1931 der 5-Groschen-Münzen geprägt.

1934–1938 wurde die Republik durch den austrofaschistischenW-Logo.png StändestaatW-Logo.png abgelöst. Im Inland führte er die KruckenkreuzflaggeW-Logo.png der Vaterländischen FrontW-Logo.png als der Staatsflagge gleichgesetztes Emblem, und ein durchbrochenes rotes Kruckenkreuz wurde neben dem Doppeladler eine Art Wappen Österreichs.[7] Mit dem Kruckenkreuz sollte dem „heidnischen“ Hakenkreuz ein „christliches“ Symbol gegenübergestellt werden.[6]

Paraheraldik

Kruckenkreuzfiguren sind gelegentlich auch in der Paraheraldik gebräuchlich. Beispielsweise erscheint auf dem Studentenwappen WingolfsbundesW-Logo.png ein Kruckenkreuz:

„Auf dem (Studentenwappen) des Bundes ist auf schwarz-weiß schrägrechts geteiltem Grund ein schwebendes Kruckenkreuz in Gold (als Vereinfachung des Jerusalemkreuzes) zu sehen. Die Wingolfsverbindungen führen in ihren Wappen die eigentliche Form des Jerusalemkreuzes, woraus sich die heraldische Sonderform des Weiß-Golds (Metall an Metall) ableitet. Das älteste Wingolfswappen zeigte ein schwebendes goldenes lateinisches Kreuz auf Schwarz. Ab 1850 war das Wappen des Wingolfs ein goldenes Kruckenkreuz auf schwarz-weiß schrägrechts geteiltem Grund.“

Deutsche Wikipedia (2022)[8]

Wappenbilderordnung

Zeichencodierung

Für das Kruckenkreuz steht eine UnicodeW-Logo.png-Glyphe zur Verfügung, und zwar ☩ U+2629 (9769) CROSS OF JERUSALEM (als „Jerusalemkreuz“ bezeichnet: Im englischen Raum werden die beiden Namen manchmal gleichgesetzt) im Unicode-Block Verschiedene SymboleW-Logo.png.[9]

Siehe auch

  • Jerusalemkreuz, ein Kreuz mit vier griechischen Kreuzen, dessen Hauptkreuz manchmal ein Krückenkreuz ist
  • Prankenkreuz, ein Kreuz mit sich nach außen verbreiternden Kreuzenden
  • Wiederkreuz, vierfaches lateinisches Kreuz

Weblinks

Commons: Krückenkreuz in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Krückenkreuz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Caspar Bussing: Einleitung Zu der Herolds-Kunst : Auff Eine bequeme und deutliche Art verfasset ; In zwey Theilen Die Wapen Der vornehmsten Staaten Als Käyser/ Könige/ Fürsten und Republiquen von gantz Europa Gleichsahm auff einen Anblick darstellend Und In dieser Teutschen Ubersetzung Mit einem Neuen Theil Von der Wapen-Kunst insgemein/ Laut des nohtwendigen Berichtes in der Vorrede/ Vermehret / von Caspare Bussingio, Prof. Publ. Hamburg, Schultzischer Buchladen, 1694. Seite: Cap. i. d. 10. (urn:nbn:de:gbv:3:1-104581)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 35-37, Tafel 5. Figur 100 und Tafel 6. Figuren 18, 19, 21-23;
  3. Inge Schwarz-Winklhofer, Hans Biedermann (Hrsg.): Das Buch der Zeichen und Symbole. Verlag für Sammler, Graz 1972, ISBN 3-85365-011-2.
  4. Inge Schwarz-Winklhofer, Hans Biedermann (Hrsg.): Das Buch der Zeichen und Symbole. Verlag für Sammler, Graz 1972, ISBN 3-85365-011-2, Ur- und Frühgeschichte, S. 14, Nr. 30.
  5. Inge Schwarz-Winklhofer, Hans Biedermann (Hrsg.): Das Buch der Zeichen und Symbole. Verlag für Sammler, Graz 1972, ISBN 3-85365-011-2, Christliche Symbole, S. 84, Nr. 362, 363 (Ein koptisches und ein gnostisches Sonnensymbol, beide bestehend aus doppelten Kruckenkreuzen bzw. Nägeln mit zentralem Kreis).
  6. 6,0 6,1 Irmgard BärnthalerW-Logo.png: Die Vaterländische Front. Geschichte und Organisation. Europa Verlag, Wien 1971, ISBN 3-203-50379-7 (formal falsche ISBN), S. 27.
  7. Ulrike Michel: Die Symbole der Republik. In: Öffentliche Sicherheit. Nr. 11/12, 2006, ZDBW-Logo.png-ID 526461-3, S. 69–75, (Digitalisat (PDF; 294 KB)).
  8. Seite „Wingolfsbund“W-Logo.png. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. April 2022, 01:59 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wingolfsbund&oldid=222453290 (Abgerufen: 14. Mai 2022, 12:08 UTC)
  9. Darstellung in: Charts U2600, Unicode-Konsortiums (pdf; 368 kB)
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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Krückenkreuz“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 14. Mai 2022 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.