Karl II. (Spanien)

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Karl II. von Spanien

Karl II., genannt El Hechizado, der Verhexte, (* 6. November 1661 in Madrid; † 1. November 1700 in Madrid; war als Carlos' II König von Spanien, als Carlo V König von Neapel und Sizilien und als Carlo II König von Sardinien. Er war der letzte spanische Habsburger (Casa de Austria) und durch seinen kinderlosen Tod wurde der Spanische Erbfolgekrieg ausgelöst.

Familie

Die Vorfahren Karls II.
Karl II. in seiner Kindheit als Infant

Karl II. entstammte der zweiten Ehe von Philipp IV. mit Maria Anna von Österreich. Die Hochzeit war eine Reaktion Philipps IV. auf den Tod seines einzigen Sohnes und Thronnachfolgers Baltasar Carlos. Dieser verstarb nur wenige Wochen, nachdem mit Kaiser Ferdinand III. vereinbart worden war, dass er dessen Tochter Maria Anna heiraten sollte. Der damals 42-jährige Philipp IV. beschloss daraufhin, selbst die Braut seines verstorbenen Sohnes zu heiraten, obwohl sie seine leibliche Nichte und erst 13 Jahre alt war. Maria Anna traf erst im Herbst 1649 in Madrid ein, so dass sie bei der Vermählung 15 Jahre alt war.

Philipp IV. zeugte mit seinen Mätressen eine Reihe gesunder Kinder. Dagegen verstarben die mit Maria Anna gezeugten Kinder entweder kurz nach der Geburt oder kamen tot zur Welt. Nach neunjähriger Ehe war nur die Tochter Margarita María noch am Leben, die später ähnlich wie ihre Mutter mit ihrem Onkel (Leopold I.) verheiratet wurde.

Karl II. war daher ein dringend erwünschtes Kind, jedoch von Geburt an schwächlich und krank. An ihm zeigten sich aufgrund der jahrhundertelangen Inzucht zwischen den Königshäusern deutliche Anzeichen von Degeneration. Während normalerweise ein Mensch in der fünften Generation über 32 verschiedene Vorfahren verfügt, hatte er wegen der innerfamiliären Heiraten lediglich zehn (Ahnenschwund); sämtliche Urgroßeltern stammten (teilweise mehrfach) von Johanna der Wahnsinnigen ab.

Körperlich stellt sein als so genannte Progenie stark ausgeprägtes Kinn eine Familieneigentümlichkeit der Habsburger dar, die so genannte Habsburgerlippe. Der Unterkiefer steht vor dem Oberkiefer statt hinter ihm. Es wurde jedoch wissenschaftlich zurückgewiesen, dass dieses hervorstechende Merkmal auf die besondere „Überzüchtung“ zurückzuführen ist.[1]

Vorfahren





Ahnentafel König Karl II. von Spanien
Ururgroßeltern

Kaiser
Karl V.
(1500-1558)
∞ 1526
Prinzessin
Isabella von Portugal
(1503-1539)

Kaiser
Maximilian II.
(1527-1576)
∞ 1548
Prinzessin
Maria von Spanien
(1528-1603)

Kaiser
Ferdinand I.
(1503-1564) ∞ 1521
Prinzessin
Anna von Böhmen und Ungarn
(1503-1547)

Herzog
Albrecht V. von Bayern
(1528-1579)
∞ 1546
Prinzessin
Anna von Österreich
(1528-1590)

Erzherzog
Karl II. von Innerösterreich
(siehe unten)
∞ 1571
Prinzessin
Maria Anna von Bayern
(siehe unten)

Herzog
Wilhelm V. von Bayern
(1548-1626)

Prinzessin
Renata von Lothringen
(1544-1602)







Urgroßeltern

König Philipp II. von Spanien) (1527-1598)
∞ 1570
Erzherzogin Anna von Österreich (1549-1580)

Erzherzog Karl II. von Innerösterreich (1540-1590)
∞ 1571
Prinzessin Maria Anna von Bayern (1551-1608)

Kaiser Ferdinand II. (1578-1637)
∞ 1600
Prinzessin Maria Anna von Bayern (1574-1616)

König Philipp III. von Spanien (siehe unten)
∞ 1599
Erzherzogin Margarete von Österreich (siehe unten)

Großeltern

König Philipp III. von Spanien (1578-1621)
∞ 1599
Erzherzogin Margarete von Österreich (1584-1611)

Kaiser Ferdinand III. (1608-1657)
∞ 1631
Infantin Maria Anna von Spanien (1606-1646)

Eltern

König Philipp IV. von Spanien (1605-1665)
∞ 1649
Erzherzogin Maria Anna von Österreich (1634-1696)

König Karl II. von Spanien (1661-1700)

Thronnachfolge und politische Entwicklung

Karl II. wurde 1665 König von Spanien und regierte bis 1700. Die Regentschaft übernahm bis zur Volljährigkeit Karls im Jahr 1675 zunächst seine Mutter. Beraten wurde sie bis 1669 vor allem durch den österreichischen Jesuiten Johann Eberhard Graf Neidhardt. Dieser wurde jedoch aufgrund des Drucks seitens der Aristokratie aus seinen Ämtern entlassen. Nach der Volljährigkeit Karls rief er seinen Halbbruder Juan José de Austria aus Aragonien, wo dieser von 1669–1676 als Vizekönig amtiert hatte, zurück. Dieser illegitime Sohn Philipps IV. bestimmte nunmehr weitgehend die Politik und bemühte sich um die Reorganisation der Monarchie. Seit 1677 war er erster Minister des Königs. Die Versuche, den Staatshaushalt zu sanieren, scheiterten an einer Pestepidemie.

Nach Juan José de Austrias Tod am 17. September 1679 wurde der Duque de Medinaceli erster Minister. Während seiner Amtszeit gelang die Stabilisierung des Finanzwesens durch eine drastische Geldentwertung und eine Neuordnung des Steuerwesens. Dieser Kurs wurde unter dem Conde de Oropesa fortgesetzt, so dass es am Ende des 17. Jahrhunderts gelungen war, eine seit etwa achtzig Jahren anhaltende Phase wirtschaftlicher Depression zu überwinden. Außenpolitisch traten der König und seine Regierungen nicht hervor.[2]

Ehen

Am 19. November 1679 heiratete er in erster Ehe Maria Louisa von Orléans. Die Ehe blieb kinderlos und wurde wahrscheinlich niemals vollzogen. Man geht heute davon aus, dass Karl II. unter anderem auch an Neurasthenie litt. Maria Louisa verstarb am 12. Februar 1689. In zweiter Ehe heiratete Karl II. am 4. Mai 1690 Maria Anna von Pfalz-Neuburg (1667−1740). Sie war eine Tochter von Kurfürst Philipp Wilhelm (Pfalz) aus dem Haus Neuburg, das seit 1685 die Kurfürsten der Pfalz stellte. Über ihre älteste Schwester Eleonore Magdalene Therese von der Pfalz war sie die Schwägerin von Kaiser Leopold I. (HRR), außerdem war sie die Schwägerin des Königs von Portugal und die Tante von Elisabetta Farnese, die später Königin von Spanien werden sollte. Die Kurfürsten Johann Wilhelm (Pfalz), Karl III. Philipp und Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg waren ihre Brüder.

Da beide Ehen kinderlos blieben, war das Aussterben der spanischen Habsburger abzusehen.

Thronfolgeregelung

Um die Thronfolge zu regeln, setzte Karl II. zunächst den bayerischen Kurprinzen Joseph Ferdinand, den Enkel seiner Schwester, als Erben ein. Dieser starb jedoch bereits am 6. Februar 1699 im Alter von 6 Jahren und so bestimmte Karl Philipp von Anjou, einen Enkel seiner Halbschwester Maria Theresia und Ludwigs XIV., zu seinem Nachfolger.

Karl II. starb am 1. November 1700 in Madrid. Da sowohl König Ludwig XIV. als auch Kaiser Leopold I., beide mit Schwestern Karls verheiratet, Ansprüche auf den spanischen Thron stellten, brach der Spanische Erbfolgekrieg aus.

Anmerkungen

  1. Artikel in El País vom 15. April 2009
  2. Friedrich Edelmayer: Die spanische Monarchie der katholischen Könige und der Habsburger (1474-1700). In: Peer Schmidt (Hrsg.): Kleine Geschichte Spaniens. Bonn, 2005. ISBN 3-89331-652-3 S.193f., S.199

Literatur

  • Ludwig Pfandl: Karl II. Das Ende der spanischen Machtstellung in Europa, München 1940
  • John Nada: Karl der Behexte. Der letzte Habsburger auf Spaniens Thron, Wien 1963

Weblinks

 Commons: Karl II. (Spanien) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Philipp IV. König von Spanien
1665–1700
Philipp V.
König von Neapel
1665–1700
König von Sizilien
1665–1700
König von Sardinien
1665–1700
Herzog von Mailand
1665–1700

Philipp IV.
französische Herrschaft
Herzog von Luxemburg
1665–1684
1697–1700

französische Herrschaft
Philipp V.
Philipp IV. Großmeister des Ordens vom Goldenen Vlies
1665–1700
Philipp V. in Spanien
Karl VI. in Österreich
Philipp Prospero von Österreich und Österreich Fürst von Asturien
1661–1665
Ludwig von Bourbon und Savoyen


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Karl_II._(Spanien)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 21. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.