Gräte (Heraldik)

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(Gemeine Fisch)Gräte
(gemäß WBO, Nr. [3401]-776)
 
Fischgerippe / Fischskelett, schräg
(gemäß Siebmacher)

Gräten erscheinen in der Heraldik in Form von gemeine Figuren in zwei Ausprägungen:

  • als (gemeine) Gräte (auch Fischgräte genannt; frz.: arête de poisson; engl.: (fish-)bone)
  • als Fischgerippe (auch mißverständlich (Fisch)Gräte oder Fischskelett genannt; frz. squelette de poisson; engl.: skeleton of fish).

Fischgerippe

Fischskelett-Gräten.jpg
um 1460: Fischgerippe
(Wappen der von Gradner nach dem Berliner Wappenbuch)
ca. 1485: (nach Spiezer ChronikW-Logo.png)
1605: Zwei Fischgerippe (Wappen Gradel von Boden; nach Siebmacher)

Die gemeine Figur Fischgerippe ist, heraldisch stilisiert, einem kompletten Fischskelett mit Gräten inklusive Rippen und Flossenstrahlen und Bindegewebsverknöcherungen nachempfunden. In der heraldischen Darstellung sind normalerweise viel weniger Gräten abgebildet, als Fische in der Natur besitzen. Die einzelnen Gräten sind übertrieben stark, zum Ende hin spitz zulaufend darzustellen. Das Wappenmotiv erscheint gewöhnlich mit Kopf; Kopflosigkeit sollte gemeldet werden. Form, Anzahl und Position der Figur sind gegebenenfalls genau zu beschreiben (pfahl-/balkenweise, schräg oder anders gestellt, gekrümmt, im Dreipass et cetera). Hinsichtlich der heraldischen Farben gibt es keine Beschränkung.

Gräte (= „Fischgerippe“ -- Anm. der Red.; Tafel XXI. Figur 8. 9.): komm(t) vor (..) im Wappen der Gradel und Gradner. Aus letzterem ist sie in das Wappen der Fürsten Windischgrätz gekommen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

In Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605 (Tafel 98) findet sich unter den bayerischen Adelsgeschlechtern mit dem Wappen der Gradel von Boden eine heraldische Darstellung von zwei gekreuzten, silber gefärbten Fischgerippen auf rotem Grund. Ein ehemaliges Dorf Boden (1316-1946) befindet sich im bairisch-böhmischen Grenzgebiet und ist heute noch als "Wüstung Boden (Rovinka)" und Teil des Ortes Mytena (ehemals Altalbenreuth) ausgwiesen. Es wurde im Rahmen der Grenzsicherung durch den Eiserenen Vorhang nach dem zweiten Weltkrieg abgerissen.

(Gemeine) Gräte

Die gemeine Figur Gräte ist dem gleichnamigen Naturobjekt nachempfunden. In der Heraldik ist die Gräte als Motiv bis heute nicht weit verbreitet. Das hängt womöglich damit zusammen, daß die Gräte aufgrund ihrer schmalen Form optisch nur bedingt geeignet ist, als gemeine Figur einen Platz in einem Wappenschild weitgehend auszufüllen. Eine Gräte erscheint in der Regel leicht gekrümmt. Eine Gräte in Einzahl kommt vor, aber es versteht sich von selbst, daß Gräten in Zwei-, Drei- oder Mehrzahl grundsätzlich besser in einem Wappenschild zur Geltung kommen würden. Hinsichtlich der heraldischen Farben gibt es keine Beschränkung.

Wappenbilderordnung

  • Die (Fisch-)Gräte wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Teile lebender Organismen, Abnormitäten, Verstümmelungen: G. Relikte, 2. Tiere unter der Nr. (3401)-776 aufgenommen.
  • Das (Fisch-)Gerippe wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Teile lebender Organismen, Abnormitäten, Verstümmelungen: G. Relikte, 2. Tiere unter der Nr. (3401)-771 aufgenommen.

Weblinke

Commons: Fischgräten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Gräte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Gräte. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).

Liste der bayerischen Adelsgeschlechter https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bayerischer_Adelsgeschlechter Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605, Tafel 98

Wüstung Boden: https://de.wikipedia.org/wiki/Boden_(W%C3%BCstung) Jaromír Boháč und Roman Salamanczuk: Zmizelé Chebsko – Das verschwundene Egerland. Cheb 2007, ISBN 978-80-85018-59-2. (tschechisch, deutsch)

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.